Eurothermen feierten
100 Jahre Quelle Bad Schallerbach
BAD SCHALLERBACH. Alt-Landeshauptmann Josef Pühringer bringt es auf den Punkt: "Es ist schon außergewöhnlich, was aus warmen, stinkenden Wasser in hundert Jahren werden kann." Nämlich der größte touristische Betrieb im Bundesland. Im Atrium Bad Schallerbach feierten die Eurothermen 100-jähriges Jubiläum der Schwefelquellen.
„Von Erdöl zu Schwefelwasser – hier sieht man, dass sich aus Veränderungen neue Chancen ergeben. Bad Schallerbach ist ein Role Model für Oberösterreich als Land der Möglichkeiten“, so Landeshauptmann Thomas Stelzer. Auch in punkto Gesundheit: „Die Gemeinde ist eine wichtige Säule für das Gesundheitsland Oberösterreich. Der Megatrend Wellness war hier schon vor allen anderen Plätzen. Man kann die Thermalquellen zusammenfassen: 37 Grad aber 100 Prozent Erfolg.“
Das Wellnessen neu erfinden
Vor dem heutigen Erfolg standen Höhen und Tiefern. Von einer "Krise in den 1990ern" spricht Eurothermen-Chef Markus Achleitner. Er startete 1997 im Unternehmen durch. Damals erkannte er schnell: Man muss den Leuten schon was bieten, damit sie freiwillig kommen. Heißt: Das Wellnessen neu erfinden – als Freizeitgestaltung und nicht mehr nur als Therapie. Und damit muss man sich durchsetzen – auch gegen den Rat von Experten. In Österreich war es nämlich gang und gäbe, Saunen und Thermen spätestens um 21 Uhr zu schließen. "Unsere Idee: Therapien bis Mitternacht zu ermöglichen. Ärzte rieten uns ab: 'Wenn es gut wäre, gäbe es schon.' Wir wollten es ein Jahr ausprobieren und hatten schon nach zwei Wochen die richtigen Besucherzahlen", erklärt Achleitner.
175 Millionen Euro wurden von 1995 bis 2017 in die Eurothermen gesteckt. Hat sich gelohnt: „Die Eurothermen sind eine Perle in der Österreichischen Landschaft. Sie sind der größte touristische Betrieb in Oberösterreich. Bad Schallerbach hat nach Linz die meisten Nächtigungen“, rechnet Wirtschaftslandesrat Michael Strugl vor. In Sachen Thermenbesuchern könne nicht mal Wien mithalten: "Zu meinen Kollegen in der Bundeshauptstadt muss ich immer sagen: Wien ist halt nicht Bad Schallerbach", scherzt Achleitner.
Einblicke in die vergangenen hundert Jahre
Selbsternannte Ölscheiche sahen anno 1918 in der Ortschaft Schönau (seit 1938 Bad Schallerbach) eine Goldgrube. Aber statt Erdöl sprudelte heißes Schwefelwasser aus der Erde – der Grundstein für die Eurothermen. Was sich in Sachen Wellness seit Ende des Ersten Weltkriegs getan hat, zeigt der ORF-Film "Warmes Wasser statt Erdöl". Einblicke gab hier etwa Chronist Hans Pollhamer: "Schnell hat man erkannt, dass das Schwefelwasser Gelenkschmerzen lindert. Dies hat sich schnell herumgesprochen – die Geburtsstunde des Kurorts." Dass sich das auch finanziell rentiert, liegt auf der Hand: 55 Liter Wasser sprudeln in der Sekunde heraus – das sind fünf Millionen Liter am Tag.
Die Auswirkungen auf die Gemeinde und ihre Bewohner? Quasi jeder Haushalt vermietete ab den 1950ern Zimmer an Kurgäste. Eine Anekdote von Bürgermeister Gerhard Baumgartner beim Festakt im Atrium: "War der Ansturm groß, wurde schon mal das Kinderzimmer umfunktioniert. Wir Kinder erhielten Taschengeld, damit wir ausnahmsweise eine Nacht in der Badewanne schliefen."
"Warmes Wasser statt Erdöl" wird am Samstag, 22. Dezember um 16.30 Uhr in der Sendereihe "Unterwegs in Österreich" in ORF2 ausgestrahlt.
Ehrenring für Achleitner
Mit Jahresende verabschiedet sich Achleitner als Eurothermen-Generaldirektor. Im Dezember 2018 wird er als Wirtschaftlandesrat im Landtag angelobt. Als Dank für seinen Einsatz für die Gemeinde Bad Schallerbach als Hotspot für Thermenbesucher überreichte Baumgartner ihm beim Festakt im Atrium den Ehrenring der Gemeinde. Mit den Eurothermen geht es natürlich ebenfalls tatkräftig weiter – mit Thomas Prenneis als Nachfolger.
Fotos: Mittermayr/BRS (1, 3-16), EurothermenResorts (2)
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