Neue Mittelschulen: Noch läuft nicht alles rund
Vier Jahre nach der Ersetzung der Hauptschulen durch die NMS ist die Zwischenbilanz zwiespältig.
Die österreichweite Umstellung der Hauptschulen auf Neue Mittelschulen (NMS) hat noch nicht das gebracht, was sich die Bildungspolitik davon erhofft hat. Jüngste Prüfberichte von Universitäten stellen fest, dass es keine belastbaren Hinweise gibt, dass das Niveau der NMS über jenem vergleichbarer Hauptschulen liegt. Der Rechnungshof hat dafür aber deutlich höhere Kosten errechnet.
"Keine Nivellierung"
In St. Michael fällt die Zwischenbilanz nach vier Jahren NMS deutlich positiver aus. "Wir haben in den Leistungen keine Nivellierung nach unten festgestellt. Die Schüler arbeiten selbstständiger, und das Klassenklima hat sich verbessert", fasst Ilse Zsifkovits zusammen, die als "Lerndesignerin" der Schule die inhaltliche Umsetzung der neuen Lernformen koordiniert.
Zwei Lehrkräfte gemeinsam
Eines der Kernelemente der Neuen Mittelschule ist das "Team Teaching". So wie Pflichtschullehrerin Ilse Zsifkovits zu zweit Englisch mit HAK-Professorin Sonja Penthor unterrichtet, tun dies auch andere. In Deutsch, Mathematik und Englisch halten je zwei Lehrkräfte gemeinsam die Stunden. Insgesamt sieben "Ausgeborgte" von HAK Stegersbach, HTL Pinkafeld und BORG Güssing sind in der NMS St. Michael tätig.
Unterrichtet wird nach dem Lehrplan der AHS-Unterstufe. "Die leistungsstärkeren Kinder arbeiten selbstständiger. Wer hingegen mehr Hilfe braucht, bekommt auch mehr Zeit von den Lehrerinnen", erklärt Zsifkovits. Jede Schularbeit biete die Chance auf ein Aufholen. "Bei den früheren Leistungsgruppen in der Hauptschule war der Übertritt von einer Stufe auf die andere schwieriger."
Forderung: Weniger Schüler pro Klasse
Direktor Rudolf Ehrenhöfler zieht nach vier Jahren NMS ebenfalls ein positives Resümee. Was er sich von der Bildungspolitik wünscht, wäre eine Senkung der Klassenschülerhöchstzahl von derzeit 25. "Wir selber haben wegen unserer kroatischen Schüler aufgrund des Volksgruppengesetzes nur zwischen elf und 14 Kinder pro Klasse. Aber in anderen Neuen Mittelschulen sitzen bis zu 29 Kinder in einer Klasse."
Die Elemente der Neuen Mittelschule im Überblick
gleicher Lehrplan wie AHS-Unterstufe
innere Differenzierung statt Leistungsgruppen wie in Hauptschulen
Zwei Lehrer/innen in Deutsch, Englisch, Mathematik
Leistungsbeurteilung hinsichtlich grundlegender oder vertiefter Allgemeinbildung ab dem dritten Schuljahr
Förderung autonomen Lernens: mehr Möglichkeiten für Schüler, Lernprozesse selbst zu steuern.
Individuelle Unterstützung und Förderung in zeitlich flexiblen Lerngruppen
Mehr Augenmerk auf projektartige oder offene Unterrichtsformen
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