Massive Abflüsse
Kaufkraft im Bezirk Güssing schmilzt dahin
In keinem burgenländischen Bezirk ist die Kaufkraft-Eigenbindung so gering wie im Bezirk Güssing. Anders gesagt: Nur noch 39 % des Geldes geben die Kaufkonsumenten im eigenen Bezirk aus. 2009 lag dieser Wert noch bei 59 %. Das geht aus einer Analyse des Wirtschaftsforschers Georg Gumpinger im Auftrag der Wirtschaftskammer hervor.
Real sinkt die Kaufkraft
Ihr zufolge betrug im Jahr 2022 das Kaufkraftvolumen für den Bezirk Güssing 138,1 Millionen Euro, für die Stadtgemeinde 21,7 Millionen. Die Summe ist zwar im Laufe der Jahre gestiegen, wurde aber laut Gumpinger von der Inflation "gefressen". Unter dem Strich sei die Kaufkraft im Bezirk daher gesunken.
Geld fließt nach Oberwart, Fürstenfeld ...
Bevorzugtes Ziel des Einkaufsgeldes außerhalb der Bezirksgrenzen ist der Bezirk Oberwart, wohin bereits 28,9 % der Kaufkraft abfließen. Auch der Raum Fürstenfeld mit seinen Einkaufszentren saugt viel ab. Ungarn als Einkaufsziel spielt keine nennenswerte Rolle mehr.
Vor allem Güter des mittelfristigen (Mode, Spielwaren, Bücher ...) und des langfristigen Bedarfs (Möbel, Elektro, Baumarktartikel ...) werden außerhalb gekauft. Bei Waren des täglichen Bedarfs ist die Eigenbindung mit 84 % noch relativ hoch.
... und ins Internet
Stark im Kommen ist weiter der Internet-Handel. Bereits 19 der 138 Millionen Euro werden bei Online-Käufen ausgegeben. Burgenlandweit hat sich der Marktanteil des Internet-Handels laut Gumpinger seit 2009 verfünffacht. "Das Geld geht an Amazon, Zalando oder Alibaba, und damit ist es weg aus der Region."
Stadt Güssing verliert weiter
Auch im Bezirksvorort Güssing schwindet die Kaufkrafteigenbindung. Wurden 2009 noch 78 % des gesamten Kaufvolumens innerhalb der Gemeindegrenzen ausgegeben, so waren es 2022 nur noch 63 %. Lediglich bei Waren des Alltagsbedarfs weist Güssing mit 84 % noch einen hohen Eigenanteil auf.
Zahl der Geschäfte sinkt
Zurückgegangen ist auch die Zahl der Verkaufsstellen in der Stadtgemeinde. 2009 lag ihre Zahl bei 78, 2022 nur noch bei 57. Etwa die Hälfte aller Betriebe ist in der Hand von filialisierten Handelsketten, in der Innenstadt ist die Mehrheit der Geschäfte hingegen noch inhabergeführt. Allerdings liegen nur noch 15 Prozent der Güssinger Verkaufsfläche in der Innenstadt, 85 Prozent befinden sich am Stadtrand.
Verkaufsfläche verkleinert
Insgesamt verfügt der Bezirk Güssing über 23.400 m2 Verkaufsfläche, 14.100 davon entfallen auf die Stadtgemeinde Güssing. Seit 2009 ist die Gesamtfläche um 800 m2 gesunken. Der Diskonter-Anteil hat sich in diesem Zeitraum auf 35 % mehr als verdreifacht.
Die Empfehlungen Gumpingers decken sich mit jenen von Wirtschaftskammer-Regionalobmann Roman Eder: "Quartiersentwicklung, sensible Ansiedlungspolitik, Stadtmarketing, Ideenaustausch mit anderen Kleinstädten. Raumordnungsrechtliche Rahmenbedingungen müssen die Ortskerne schützen."
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