Die ganz normal Verrückten

- In der Burg bricht ein regelrechter Liebesrausch aus, vor dem es kein Entkommen gibt.
- Foto: Haller Gassenspiele
- hochgeladen von Stefan Fügenschuh
Die Komödie “Tumult im Narrenhaus”: umjubelte Premiere der Haller Gassenspiele
Theaterbesprechung von Peter Teyml
Was heutzutage manierlich mit Medikamenten und professioneller Zuwendung abgearbeitet wird, hat zweifellos schon schlechtere Zeiten erlebt. Insofern hat das „Narrenhaus“, wie die Heil- u. Pflegestätten einst despektierlich genannt wurden, auch Haller Tradition. Warum sollte man deshalb Lope de Vegas’ „Tumult im Narrenhaus“ nicht für die diesjährigen Gassenspiele im Rahmen des Burgsommers wählen?
Alexander Sackl hat sich als Spielleiter, musikalischer Chef und Schauspieler des reizvollen Stücks angenommen und mit seiner Co-Regisseurin Christine Matuella sowie gezählten 15 Damen bzw. Herren eine abenteuerliche Zeitreise in das frühbarocke Valencia gewagt.
Zum Inhalt: Don Floriano glaubt, einen Prinzen im Degenkampf erstochen zu haben und flieht in ein Narrenhaus, in welchem er der dorthin unfreiwillig geratenen Dona Erifilia begegnet. In der Anstalt, aber auch vor ihren Toren bricht ein regelrechter Liebeswahn aus, der in allen Facetten durch das turbulente Geschehen weht.
Dadurch, dass der mittelalterliche Burghof Hasegg, in Verbindung mit einer wirkungsvollen Lichtregie und geschickten Raumzitaten durch verstellbare Wände die Illusion einer historischen spanischen Stadt vermitteln kann, finden Akteure und Publikum schnell zueinander, begünstigt durch die Akustik eines geschlossenen Hofes. Beim Auftritt des Irrenhauspförtners ahnt man den Schrecken einer hilflosen Verwahrung, die einem dann mit einer skurrilen Patiententruppe vor Augen geführt wird. Markus Knauseder setzt die quasimodihafte Figur des Pförtners mit komödiantischer Leidenschaft um, Wolfgang Viertl verwirklicht charmant den Don Valerio, Alexander Kuen ist der reumütige Dieb Leonardo, und Maximilian Stroka wechselt geschickt seine Auftritte als Narr und Prinz. Jochen Hampl mimt glaubwürdig das verrückte Genie Belardo, Eva Klingler ist die kokette Dona Fedra, Andrea Zimmermann verwandelt sich mühelos in zwei gegensätzliche Figuren. Was Michaela Wurzer (als Tomas mit dem Vogeltick) und Nina Arch als Laida neben ihren sprachlich starken Auftritten an Akrobatik liefern, hat vermutlich blaue Flecken zur Folge. Georg Mader überzeugt in jeder Phase als Floriano, quasi eine Opernfigur, einmal strahlender Held, einmal arm und verzweifelt, ebenbürtig hiezu seine Dona Erifila (Caroline M. Hochfelner) mit hinreißend temperamentvollen Spiel. Nach der Pause treten Christian Wanka als Hausverwalter und Martin Moritz als salbadernder Arzt mit einem Feuerwerk an Eloquenz und Witz in Akltion. Nahezu alle Akteure bringen sich mit Gesang oder Percussion, Akkordeon, Gitarre, Kontrabass, Klarinette, Bratsche etc. ein, umringt von Christina Nessmanns Saxophonklängen.
Und wie lautet die Botschaft der Story? „Wer nicht verrückt ist, ist nicht normal.“
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