Solbad Hall in Tirol
Die kuriose Geschichte des Haller Kurhauses

Ein alter Zeitungsausschnitt aus dem "Interessanten Blatt" | Foto: Archiv Gemeindemuseum Absam
  • Ein alter Zeitungsausschnitt aus dem "Interessanten Blatt"
  • Foto: Archiv Gemeindemuseum Absam
  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

Heute ist das Kurhaus als Veranstaltungsort bekannt, einst sollte es aber als Sommerkurort dienen.

HALL. Heute finden im Kurhaus in Hall Konzerte, Seminare oder Lesungen statt, aber eigentlich wurde es für einen ganz anderen Zweck gebaut. Zum schlechtesmöglichen Zeitpunkt, kurz vor der Weltwirtschaftskrise 1929, wurde der Entschluss gefasst, das Kurhaus im Zentrum von Hall zu errichten. Zur Fertigstellung 1930 waren dann die reichen Kurgäste, die hier ihren gesundheitsfördernden Aufenthalt erleben sollten, verarmt und das Kurbad alles andere als eine Erfolgsgeschichte. Wenige Jahre nach der Eröffnung ging schon ein Riesenskandal durch die österreichische Presse: Die gesamte Leitung des Kurhauses stand wegen "Unstimmigkeiten bei den Abrechnungen" vor Gericht. Dabei wollte man doch nur, wie es im "Interessanten Blatt" 1930 steht, den "sehnlichsten Wunsch der Bevölkerung nach einem Kurhaus" erfüllen. Die Idee war es, das Solewasser aus dem Halltal für medizinische Zwecke zu verwerten. Es entstanden Salzkammern, Inhalatorien für Salzsole, Wannenbäder für Solebrause, aber auch eine Sonnenterrasse mit Ausblick auf die Bergwelt. Der zweiseitige Zeitungsausschnitt des "Interessanten Blattes" liest sich wie eine große Anzeige für die ausführenden Firmen. Darin wird im kleinsten Detail beschrieben, welches Unternehmen für welche Arbeiten verantwortlich zeichnete. All das in höchsten Tönen. Hochmoderne Anlagen – wie Fernsprecher, Trinkbrunnen und elektrische Heizkörper – werden gepriesen, aber auch der Tischler, Stukkateur und Kaffeehausbetreiber bekommen gebührend viel Lob der Redaktion.

Namensänderung

Ab 1938 nannte sich die Stadt "Solbad Hall in Tirol". 1974 wurde ihr dann der Name aberkannt, denn schon lange war Hall kein Kurort mehr. Mit dem Verschwinden des Kurbades geriet auch die medizinische Wirkung der Sole in Vergessenheit. Der einzige Arzt, der heute noch mit Sole aus dem Halltal therapiert, ist Dr. Heinz Kofler in der Thurnfeldgasse. Seit 1995 wendet er die Soletherapie bei verschiedenen Hautkrankheiten – wie Psoriasis (Schuppenflechte) und atopischer Dermatitis (Ekzeme) – an. Er betont: "Anfang der 90er Jahre erschienen erste Publikationen, die zeigten, dass die Soletherapie bei der Behandlung dieser Krankheiten nützlich ist. Das hat sich bei vielen Patienten im Praxisalltag bestätigen lassen, allerdings gab es seither kaum wissenschaftliche Daten, die diesen Eindruck erhärten konnten." Seither hat sich die Medizin rasant weiterentwickelt und neue Behandlungsmöglichkeiten sind hinzugekommen, trotzdem bietet Dr. Kofler die altbewährte "Balneophototherapie" – Bäder mit hoher Salzkonzentration und phototherapeutischen Maßnahmen (UV-Licht) – an. Übrigens ist er auch der einzige Arzt Westösterreichs, in dessen Leistungsangebot Solebehandlungen mit Kassenverrechnung angeboten werden.

Mit freundlicher Unterstützung des Gemeindemuseums Absam

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.