Eine Theaterkritik von Peter Teyml
Hotel zu den zwei Welten: Die Suche nach dem Sinn

Beim Theaterstück "Hotel zwischen den zwei Welten" geht es an die Substanz. Ingrid Trinkl und Alexander-Simon Stobl (Vordergrund), Stefanie Kluibenschädl und Sarah Peischer (Hintergrund) | Foto: Christian Forcher
  • Beim Theaterstück "Hotel zwischen den zwei Welten" geht es an die Substanz. Ingrid Trinkl und Alexander-Simon Stobl (Vordergrund), Stefanie Kluibenschädl und Sarah Peischer (Hintergrund)
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Das "Theater Rum" sorgte vergangenes Wochenende mit seiner berührenden Premiere "Hotel zu den zwei Welten" für viel Applaus in der Auferstehungskirche Neu-Rum.

Kein Himmel, keine Hölle

Ein kühl wirkender Raum in Weiß, schweigend wandelnde Figuren und ein mystisch blaues Leuchten versetzen den Theatergast in ehrfurchtsvolles Erwarten. Sind hier drei Engel am Werk, die da einen Choral anstimmen? Wo sind wir? Das fragt sich auch ein junger Mann nach dem Empfang durch eine junge Dame in weißer Robe. Es gesellen sich ein älterer Herr und eine Frau hinzu sowie ein Anzugträger mit herrischem Gehabe. Bald wird klar, wo’s lang geht, nur der junge Mann kann es noch nicht fassen – kein Himmel, keine Hölle. Es ist ein Ort des Überganges, des Wartens auf das Sterben oder auf die Rückkehr ins Leben, ein Koma, ein Traumbild – wer weiß?
Der renommierte französische Autor Èric-Emmanuel Schmitt liefert die Story zu „Hotel zu den zwei Welten“, Rosi Mayrhofer bearbeitete das Stück für die Herbstproduktion des „Theater Rum“ und führt mit Bedacht die zehn SchauspielerInnen des Ensembles durch die vielschichtigen Fragen, die um den Sinn des Existierens kreisen. Hier geht’s nicht um Religion im konfessionellen Sinn, Hoffnung keimt auch, wo diese Tradition abgerissen ist, aber auch um Projektion von unerfüllten Wünschen im Leben „da unten“. Alexander Simon Strobl ist der Frauenheld und junge Mann Julien, der einen selbstgewählten Unfalltod versuchte und erst langsam zur Liebe mit der vom Leben enttäuschten Leonie findet, die schon zum zweiten Mal die Zwischenwelt erfährt. Strobl verwirklicht den Julien etwas blasser als seine Geliebte (Marion Knapp), die facettenreich und temperamentvoll diese Figur lebt. Engelbert Habicher gibt in routinierter Manier den Magier Ratschapur –„Stellen sie sich vor, ich würde die Wahrheit sagen..." –, Christian Wanka kann mit Überzeugungskraft dem unsympathischen Ego eines Großindustriellen Stimme und Auftreten leihen, Karin Maier vermag als ängstlich sorgende Putzfrau Sympathien zu gewinnen, Ingrid Trinkl gibt dem geheimnisvollen Doktor S. Würde und nicht verhandelbare Klarheit, die verlangt, das Unausweichliche anzunehmen. Schlussendlich sind da noch das schweigsame Mädchen (Stefanie Kluibenschädl) und das vielschichtige Stimmen- und Instrumentalquartett Sarah und Theresa Peischer, Theresa Kiechl und der zum Geiger mutierte Christian Wanka, wobei die erzählenden Lieder zeitweise musicalartige Formen suggerieren.

"Ein Glücksfall"

Das Kreativteam (Bühne: Martin Moritz, ein überzeugend magisches Lichtdesign von Florian Weisleitner etc.) hat ganze Arbeit geleistet und auch die akustischen Defizite, wie sie in Kirchenräumen existieren, mittels elektronischem Equipment gebändigt. Dass dieses Stück in der von Horst Parson seinerzeit entworfenen Kirche in Neu-Rum aufgeführt werden konnte, kann als Glücksfall bezeichnet werden, handelt es sich doch um den interessantesten modernen Sakralbau in Tirol. Fazit: Ein tief berührendes Stück mit einem engagierten Ensemble in einem einzigartigen Ambiente.

Zur Sache

Erst kürzlich erhielt der Theaterverein für seine Musicalproduktion "Next to normal" den Volksbühnenpreis des Landes Tirol.

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