MCI-Studie gibt Skigebietsfusions-Befürwortern recht!

Laut MCI-Studie rechtfertigt die Bedeutung der Skigebiete (Bild: Lizum) weitere Maßnahmen.
7Bilder
  • Laut MCI-Studie rechtfertigt die Bedeutung der Skigebiete (Bild: Lizum) weitere Maßnahmen.
  • hochgeladen von Manfred Hassl

Nachfolgend gibt es Auszüge aus der Studie im Originaltext:

Die vorliegende Studie hat die Entwicklung des Schigroßraums Innsbruck in den vergangenen drei Jahrzehnten zum Gegenstand. In diesen Zeitraum fielen bedeutende demografische, touristische, alpinskisportliche Umwälzungen, die allesamt ihre Spuren auf das Untersuchungsgebiet hinterlassen haben: sinkende Geburtenraten und steigendes Durchschnittsalter der Bevölkerung, Intensivierung und Internationalisierung des Wettbewerbs im Tourismus, steigende Komfortansprüche im Alpin-Skisport – um nur die wichtigsten Trendsherauszugreifen. Entsprechend konzentriert sich die Studie auf
die Entwicklung der Bevölkerung, des Tourismus und der Seilbahnwirtschaft
in Innsbruck und den umliegenden Gemeinden des Bezirks Innsbruck-Land. Je nach Untersuchungsgegenstand werden hierbei unterschiedliche räumliche Abgrenzungen gezogen: Für die demografische Analyse kann die Stadt Innsbruck mit einem Anteil von rd. 75% an der Einheimischen–Nachfrage (Bevölkerung in Innsbruck, in den Gemeinden des östlichen und westlichen Mittelgebirges, in Rum und in Völs) als weitgehend repräsentativ für die Gesamtsituation
angesehen werden. Die touristische Analyse erfasst darüber hinaus alle Anliegergemeinden von Schigebieten, die für das Freizeitverhalten der Innsbrucker Bevölkerung von größerer Relevanz sind, daneben aber auch von Winterurlaubern im näheren und ferneren Einzugsbereich frequentiert werden. Es handelt sich hierbei um die Schigebiete

(1) Nordpark – Seegrube, dem neben Innsbruck noch die Gemeinden Rum und Thaur als engerer Einzugsbereich zugerechnet werden können
(2) Patscherkofel mit den – neben Innsbruck – engeren Einzugsgebieten Aldrans, Lans, Sistrans und Patsch
(3) Axamer Lizum mit den Gemeinden Axams, Birgitz, Götzens, Grinzens
(4) Glungezer mit den Gemeinden Absam, Ampass, Baumkirchen, Hall Gnadenwald, Mils, Rinn, Tulfes, Volders,
(5) Schlick 2000 mit Fulpmes, Mieders und Telfes
(6) Rangger Köpfl mit Kematen, Oberperfuss,Ranggen, Unterperfuss, Völs, Zirl
(7) Mutterer Alm mit Mutters und Natters

Dass die jeweils zugeordneten Gemeinden einander als Einzugsgebiete mehr oder minder stark überlappen und – besonders an den Außenrändern – auch nicht vollständig sind, ist offensichtlich. Für eine strukturierte Darstellung dertouristischen Nachfrageentwicklung sollte die gewählte Vorgangsweise jedoch ausreichend sein.

Die für die Schisportausübung besonders wichtige Altersgruppe der bis 29-Jährigen hat von 1981 auf 2009 absolut um rund 11.200 Personen abgenommen, hingegen die für die Nicht- bzw. Nichtmehr-Schisportausübung wichtige Altersgruppe der ab 60- Jährigen um rd. 9.700 Personen zugenommen. Zugleich hat aber auch das unter dem Aspekt der körperlichen und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit besonders attraktive Segment der Personen zwischen 30- und 59 Lebensjahren um rd. 12.300 zugelegt.

Im Vergleich hierzu war die Bevölkerungsentwicklung im restlichen Tirol wohl etwas günstiger: Der Rückgang bei den bis 29-Jährigen fiel um rd. 6 Prozentpunkte geringer aus. Die schisportlich wichtige Altersgruppe der 30- bis 59-Jährigen hatte hingegen einen relativ stärkeren Zuwachs. Die Altersgruppe der über 60-Jährigen stieg zwar prozentuell nach deutlich stärker als im Großraum Innsbruck an, ihr absoluter Zuwachs egalisierte jedoch nicht den absoluten Zu-
wachs bei den 30 – 59-Jährigen bzw. den absoluten Rückgang bei den Jugendlichen.

Klammert man Innsbruck, dessen Nächtigungsentwicklung überwiegend vom (in den letzten Jahrzehnten sehr erfolgreichen) Städtetourismus geprägt ist, aus der Betrachtung aus, so ergibt sich zunächst die ernüchternde Feststellung, dass die Gemeinden im unmittelbaren Einzugsbereich der Skigebiete im Großraum Innsbruck per saldo mit minus rd. 160.000, also rd. 20% der Winternächtigungen von 1980 verloren haben. Im gleichen Zeitraum sind in Tirol die Winternächtigungen um knapp 60% (abs. rund 9,4 Mio.) gestiegen. Legt man diesen Nächtigungsrückgang auf Seilbahnfrequenzen um, so bedeutet dies etwa das Wintersaison-Aufkommen einer der klassischen Hauptseilbahnen im Großraum Innsbruck - Patscherkofel, Mutterer Alm und Axamer Lizum. Besonders fatal wirken hierbei die Nächtigungsverluste im unmittelbaren Einzugsgebiet der Axamer Lizum (Gemeinden Axams, Birgitz, Götzens, Grinzens mit einem konsolidierten Nächtigungsverlust von – 102.000 bzw – 45%).

Der Rückgang der Nächtigungen spiegelt sich noch deutlicher im Rückgang des Angebots an Betten bzw. Beherbergungsbetrieben (inklusive Privatbeherbergung) wieder. Dieser Rückgang ist in den Gemeinden Mutters und Natters, die ihre dörflichen Strukturen am ehesten erhalten konnten, noch am glimpflichsten verlaufen.

Betrachtet man die Kapazitätsentwicklung der einzelnen Schigebiete im Zeitablauf, so stechen nahezu alle der aktuell als „kränkelnd“ einzustufenden Schigebiete durch eine unterdurchschnittliche Entwicklung bei den Förder- und / oder Transportkapazitäten bzw. durch einen nicht gleichtaktigen Ausbau bei diesen Größen hervor. Umgekehrt zeichnen sich – allen temporären Krisen zum Trotz - die aktuell befriedigend laufenden Seilbahnen durch eine i.w. gleichtaktige
und überdurchschnittliche Zunahme sowohl bei der Förder- als auch bei der Transportkapazität aus.

Trotz mehrerer touristischer und raumplanerischer Konzepte für Innsbruck und seine Umlandgemeinden - insbesondere für das westliche und südöstliche Mittelgebirge - finden sich wenige handfeste und ins nähere Detail gehende Überlegungen zum regionalen Pisten-Schiangebot. Das vermutlich aufschlussreichste Papier der Abteilung Raumordnung – Statistik Seilbahnkon-
zept für den Großraum Innsbruck aus dem Jahre 1988 wurde dem Verfasser als „interne Unterlage“ nicht zugänglich gemacht.

Im 1981 erschienenen Schlussbericht zum Fremdenverkehrskonzept Innsbruck mit einer in der damaligen tourismuswissenschaftlichen „Szene“ sehr prominenten Verfasserschaft5 wird zunächst die „große Vielfalt der Skigebiete in annehmbarer Nähe von Innsbruck“ „eher als Stärke“ beurteilt, ferner „(übersteigen) sowohl die Transportkapazität wie die Pistenkapazität die durchschnittliche Nachfrage der Feriengäste“.6 Negativ werden schon damals folgende Punkte vermerkt (auszugsweise): „mit Ausnahme von Hochstubai keine zusammenhängenden Skigebiete im Sinne eines Karussells teilsweise unbefriedigender Komfort der Aufstiegshilfen in der Regel beschränktes Verpflegungsangebot in den Skigebieten“7 Auf Ebene einzelner Seilbahnen seien nachfolgend einzelne, auch heute noch bestehende Schwachpunkte herausgegriffen:
Patscher Kofel: Föhnexponiertheit
Tulfes (= Glungezerbahn): mangelnder Komfort der Sessellifte
Mutterer Alm: Keine Verbindung zur Axamer Lizum8

Im Rahmen einer Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzepts wurde das Fremdenverkehrskonzept 1981 durch eine fremdenverkehrskonzeptive Studie aktualisiert, mit deren Erstellung ein Wiener Institut beauftragt wurde. Wintersportrelevante Aussagen finden sich wenig, immerhin wird auch hier – 10 Jahre später – von einer „Überalterung der Bergbahnen“ und einem „unattraktiven Winterangebot“ gesprochen. Das abschließende Resumee zeugt nicht von einem extremen Naheverhältnis des Verfassers zum Wintersport bzw. Wintertourismus, soll jedoch nicht vorenthalten bleiben: „Die Wintersportpotentiale der Stadt sind wegen Schneeunsicherheit (Föhn) keine primären Attraktionen, als subsidiäre,
insbesondere olympische Angebotselemente werden sie jedoch überdurchschnittlich hoch bewertet, weshalb ihre Modernisierung nicht nur im Interesse der Innsbrucker Freizeitsportler ist, sondern auch als werblicher Aufhänger für den internationalen, insbesondere US- amerikanischen Tourismus, von größter Bedeutung erscheint.

Wenngleich eine Reihe allgemeiner wintertouristischer Trends – wachsende Bevorzugung von Schigroßräumen, Genußschifahren etc. - die Entwicklung einzelner Schigebiete des Großraums Innsbruck nicht eben begünstigt haben, kann nicht übersehen werden, dass die Malaise auch zum erheblichen Teil hausgemacht ist. Dies wird vor allem bei den während des überwiegenden Analysezeitraums de facto in öffentlicher Hand befindlich gewesenen Schigebieten manifest, die man in den 80-er Jahren wohl noch auf eine solidere Basis stellen hätte können, bevor die nachfrageseitigen Probleme faktisch nicht mehr zu überwinden waren.

Die Situation wird nach den herrschenden Nachfrageperspektiven sowohl im Tourismus als auch bei der einheimischen Bevölkerung nicht besser, sondern mit größter Wahrscheinlichkeit noch angespannter. Dennoch ist der Großraum Innsbruck als Nachfragereservoir für den Pistenschisport von gesamttirolischer Bedeutung. Dies rechtfertigt nach Auffassung des Autors die Unterstützung von ein bis zwei Seilbahnen des Großraums Innsbruck im Wege einer Partnerschaft privater und öffentlicher Investoren. Als Alternative bliebe lediglich eine Struktur-
bereinigung und eine Vernetzung der am ehesten überlebensfähigen Gebiete.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.