Mississippi Brücke, der zweite Platten und 2.000 Höhenmeter, die eigentlich nicht da sein hätten dürfen

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Es ist unglaublich; der Start- und der Zielort der heutigen Teilstrecke in Missouri (480 km) liegen nahezu auf der gleichen Seehöhe. Da rechnet man im Grunde mit einer Flachstrecke, doch WEIT gefehlt!!! Fast 2.000 Höhenmeter hat man am Ende des Tages in den Beinen; tausende Bodenwellen (zum Teil bis zu 6% Steigung) und im Grunde nicht ein einziger Kilometer flach; permanent auf und ab .... Du findest keinen Gang, und musst mit einem Schnitt von 28 km/h hoch zufrieden sein; bei Gegenwind (wie heute und in den letzten 15 Stunden permanent) können es auch 25-26 km/ h Schnitt auf 400 km sein.

Am Ende der heutigen Etappe kamen wir zur berühmten und für RAAM Fahrer schicksalsträchtigen "Mississippi Brücke"0 wer diese Brücke nach 3.260 km erreicht hat, sieht meist auch das Ziel.

Doch nun zu den weiteren 5 Punkten, die ich inzwischen für das RAAM 2012 gelernt habe:

6) Sich dagegen zu wehren, wenn ohne erkennbaren Grund nichts weiter geht, ist blanker Unsinn:
Man fühlt sich eigentlich nicht schlecht, optisch merkt man keine Steigung (der Tacho zeigt abwechselnd 0-1% Steigung an), der Gegenwind ist auch nicht übertrieben stark ..... und dennoch geht nichts weiter!? Was tun? Auch hier gilt als Fazit: GEDULD!! Es HAT meistens einen Grund, und es macht KEINEN Sinn dagegen anzukämpfen, wenn man tausende Kilometer vor sich hat. Und glaubt mir, sehr bald geht's dann wieder perfekt voran.

7) Wen die schier unendlichen Weiten der Geraden in Ost-Colorado zermürben, der scheitert spätestens in den nächsten 2 Tagen Kansas.
Die letzten 200 km in Colorado bestehen im Grunde nur aus Geraden und alle 30 km eine Kurve. Doch Kansas toppt das locker, und 60-80 km Geraden und eine Bodenwelle nach der anderen, sind hier angesagt. Und wenn man das Ende der Gerade erreicht hat und man meint, jetzt wirds besser ....... vergiss es! Es geht komplett gleich weiter. Fazit: GEDULD, GEDULD, GEDULD ..... Jeder Meter ist ein Meter mehr am Weg Richtung Osten und nutze die unzähligen Bodenwellen für ständige Positionswechsel.

8) Wer meint, für das RAAM genügen starke Beine, der irrt gewaltig!
Im Grunde sollten die Beine überhaupt nicht das Thema sein; denn ohne 50 - 60.000 km in den letzten 2-3 Jahren in den Beinen steht ohnehin kein Solofahrer am Start des RAAM. Doch ein fataler Fehler mit ebenso fatalen Folgen wäre die Unterschätzung der Belastung auf gesamte Rumpf- Rücken- Nacken- und Armmuskulatur. Fazit: GESAMTKÖRPERKRÄFTIGUNG ist angesagt!!! Spielt der gesamte Körper mit, ist der Kopf automatisch stärker. Sich mental auf das einzustellen, was auf einen zukommt, ist fast unmöglich, wenn man das nicht erlebt und gesehen hat.

9) Die Teilnahme am "Race Across America" ist ein Geschenk Gottes!
Es ist beim besten Willen nicht selbstverständlich, dass man einen gesunden Körper und Geist von Gott geschenkt bekommen hat, den man trainieren kann und der so belastbar ist, dass man Verwandte und Freunde hat, die einen bei diesem Projekt unterstützen, dass man Sponsoren und Partner hat, die einem das Ganze finanzieren und ermöglichen, dass man quer durch die faszinierendsten und beeindruckendsten Gegenden und Landschaften auf dieser Welt fahren kann .... Kurzum: dass man eines der ganz großen Abenteuer und Herausforderungen, die es auf dieser Welt gibt, erleben darf. All dies und noch viel mehr sollte man sich immer wieder vor Augen halten und in Erinnerung rufen, dann gehts oftmals weiter, wenn man meint, es ginge nicht mehr!

10) Will man das RAAM beenden, sollte man eines immer vor Augen haben: dies ist weder ein Kampf Mann gegen Mann, noch um km/h, Watt oder Höhenmeter. Das RAAM ist der Kampf gegen die Müdigkeit und den Schlaf sowie der Kampf gegen die Natur, sich selbst und den inneren Schweinehund durch pure unbändige Willenskraft. Das RAAM ist sportlich wohl einer der größten Kämpfe, die es auf dieser Welt gibt.

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