Erster KLAR!-Klimagipfel im Unteren Traisental - Fladnitztal

Vertreterinnen und Vertreter regionaler Gemeinden, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und Klimaexpertinnen und -experten trafen sich zum ersten KLAR!-Klimagipfel. | Foto: Pfeffer
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  • Vertreterinnen und Vertreter regionaler Gemeinden, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und Klimaexpertinnen und -experten trafen sich zum ersten KLAR!-Klimagipfel.
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REGION (pa). Inzersdorf-Getzersdorf war am 21. November der Schauplatz des ersten KLAR!-Klimagipfels mit rund siebzig Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Gastgeber Bürgermeister Ewald Gorth lud gemeinsam mit der Klima- und Energiemodellregion viele Niederösterreichische Expertinnen und Experten zu sich ein, um über die Anpassung an den schon stattfindenden Klimawandel zu diskutieren. Der Kongress wurde von zahlreichen Organisationen wie Klimabündnis und ENU, sowie von Bund und Land Niederösterreich unterstützt. Dies zeigt auch die aktuelle Vorreiterrolle der Region in Sachen Klimaschutz.

Alte Gewohnheiten werden bald nicht mehr möglich sein
"Es freut mich, dass so viele Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft zu uns gekommen sind. Es zeigt sich jetzt, dass wir uns seit Jahren um die Region bemühen.", sagt Österreichs Klima- und Energiemanager, Alexander Simader, "In den nächsten Jahren haben wir noch große Herausforderungen, wenn sich das Wetter weiter so verändert. Mit dem ersten KLAR!-Klimagipfel wollten wir nun einen Auftakt zu einer breiten Diskussion über die Kosten der Anpassung an den Klimawandel starten. Schon im Frühjahr 2019 wollen wir hier fortsetzen, denn es ist zu befürchten, dass die Spitze des Klimawandels noch nicht erreicht haben. Daher werden wir nicht darum herumkommen, über die Kosten und die Finanzierung zu sprechen. Das Verharren in den alten Mechanismen und Technologien wird bald nicht mehr finanzierbar sein."

ENU-Geschäftsführer Herbert Greisberger hebt enge Zusammenarbeit hervor
Der Geschäftsführer der Niederösterreichischen Energie- und Umweltagentur, Herbert Greisberger, hob die enge Zusammenarbeit der Landesinstitution mit den Gemeinden in Sachen Klimaschutz und Energiewende hervor. „Denn die langjährige, intensive Arbeit in Niederösterreichs Gemeinden trägt mit dem hohen Bewusstsein zu Klimaschutz und Regionalität ihrer ersten Früchte. Die Anpassung an den Klimawandel wird heute immer mehr auch ein Teil des Klimaschutzes in den Gemeinden.“, so der ENU-Geschäftsführer weiter.

2018 gab es mehr Hitzetote als Verkehrstote
Mit dem Wissenschaftler Willi Haas, Co-Autor des ersten, weltweiten Sachstandberichtes für Klimawandel und Gesundheit hatte der Klimagipfel einen spannenden Auftaktredner, der schonungslos zeigte, dass Österreich auf die kommenden Hitzeperioden noch nicht vorbereitet ist. Die Aufgaben liegen auf der Hand: „Wir brauchen bauliche Veränderungen und neue Aktivitäten, ansonsten wird das Leben hier deutlich schwieriger!“, so Haas. Dabei verwies er auf einen weiteren starken Anstieg von Allergien, sowie darauf, dass unsere Gebäude nur bedingt für ein ständig wärmeres Klima ausgestattet sind. „Wir werden älter und gerade für ältere Menschen sind die Hitzetage schwerer erträglich. Wir müssen daher Konzepte erarbeiten, wie wir Kranke und Ältere an extrem warmen Tagen gut betreuen können. Diese Betreuung kann im Einzelfall immer über Leben oder Tod entscheiden.“ Dabei verwies der Experte aber auch darauf, dass der Hitzetod jeden treffen kann und Sommer wie 2018 die Wahrscheinlichkeit deutlich erhöhen. Sein Lösungsansatz ist daher simpel: „Anpassung nicht ohne Klimaschutz, denn wir müssen nun darauf achten, dass es nicht mehr allzu stark wärmer wird. Körperliche Fitness hilft zwar, um das warme Klima zu überstehen,  kühleres Wetter würde für die Menschheit allerdings noch mehr Sinn machen."

Alle sind sich einig: „Die Klimaerwärmung ist beeinflussbar!“
Meteorologien Annemarie Lexer von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zeigte regionale Klimaveränderungen der Vergangenheit und warnt davor, keine sinnvollen Anpassungsmaßnahmen zu treffen. Die Prognosen für das kommende Jahrzehnt lassen zwar noch Spielraum, allerdings zeigen die Indikatoren, dass es noch wärmer werden kann und sich der Trend ungebremst fortsetzen könnte.

Andere Baumarten werden Platz der Fichte einnehmen
Für Forstdirektor Heinz Piglmann, Experte für den heimischen Wald, sind aber gerade diese Trends wichtig, um konkretere Aussagen zur Waldentwicklung machen zu können. „Borkenkäfer sind ein großes Problem in Niederösterreich und haben den Fichtenbeständen stark zugesetzt. Allerdings war 2018 auch ein besonders trockenes und warmes Jahr und es ist zu befürchten, dass dies so anhält und damit die Fichte noch stärker unter Druck gerät. Allerdings sind die meisten unserer Fichtenstandorte in richtiger Betrachtung auch nicht ideal gewesen. Die Fichte hat halt über sehr lange Zeit gut funktioniert. Nun werden wahrscheinlich andere Baumarten ihren Platz einnehmen.“ Ein Dilemma ist für den ausgewiesenen Forstexperten allerdings, dass man derzeit noch nicht sagen kann, was sich wo durchsetzen wird. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Kongress ergibt sich daher eine breite Diversifizierung der Baumarten als der richtige Lösungsansatz.

Freie Potentiale sind schon weit überschritten
Mario Winkler berichtete über die Position der österreichischen Hagelversicherung, welche vor einer weiteren fortschreitenden Verbauung und Flächenversiegelung warnt. „Unsere freien Potentiale sind schon weit überschritten und wir brauchen dringend ein Überdenken der Strategie. Der Klimawandel gefährdet die heimische Landwirtschaft deutlicher, als wir dies derzeit wahrhaben wollen!“ Das durchwegs für Umweltagenden offene Publikum konnte seinen Argumenten positiv folgen. Auch die anschließende Podiumsdiskussion mit politischen Vertreterinnen und Vertretern kam zu ähnlichen Ergebnissen.

Doris Schmidl sieht Landwirtschaft als erstes Opfer des Klimawandels
Die Abgeordnete zum Landtag Doris Schmidl, selbst Landwirtin, sieht die Landwirtschaft bedroht, möchte aber nicht so weit gehen, dass es Verbote braucht, um Anpassungen und Klimaschutz durchzusetzen. „Es braucht weitere Attraktivierung der heimischen Produkte und natürlich eine stetige Bewusstseinsbildung für alle Menschen!“ Diesen Aussagen stimmten auch die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu, wobei allen voran die Grüne-Abgeordnete Helga Krismer betonte, wie wichtig sie das aktive Teilnehmen der Menschen am Klimaschutz sieht. „Es reicht nicht, dass man vom Klimaschutz weiß. Man sollte ihn aktiv fördern, wenn wir unseren Kindern eine lebenswerte Welt hinterlassen wollen!“ Das sei auch Ihre Motivation für die neue Initiative zu einem Klimaschutz-Volksbegehren gewesen.

Wir haben nur eine Erde
Der Ober-Grafendorfer Bürgermeister Rainer Handlfinger verwies auf die Situation in den Regenwäldern, wo die Bevölkerung ohne selbst vom Wohlstand zu profitieren, den Schaden durch den weltweiten Klimawandel zu tragen hat: „Wenn die Menschen dort so leben würden wie wir, dann bräuchten wir heute schon 3,6 Erden! Wir haben allerdings nur eine.“ Er dankte hier auch allen österreichischen Gemeinden, welche aufgrund ihrer Mitgliedschaft als Klimabündnisgemeinden einen großen Beitrag zum Schutz der Regenwälder leisten. „Hier kann nicht oft genug gedankt werden. Unser Konsumverhalten hat leider auf die Entwicklung der gesamten Erde einen Einfluss. Österreichs Gemeinden helfen mit Ihrem Beitrag zu Klimabündnis auch vorort den schwächsten Menschen. Das ist großartig!“

KEM-Manager wurde zu Weltklimagipfel eingeladen
Alexander Simader wurde eingeladen, am kommenden Weltklimagipfel den aus aller Welt entsandten Delegierten unsere Region vorzustellen. "Diese Einladung freut mich sehr und ist vielleicht ein Highlight in meinem Berufsleben. Es ist sicherlich auch die Anerkennung für die Auszeichnung zu Österreichs Klima- und Energiemanager 2018.", so Simader, "Natürlich möchte ich dort ein sehr positives Bild unserer Region zeigen, denn wir haben schon so viel erreicht." Der Weltklimagipfel wird im Dezember in Polen stattfinden - einem Land, das noch immer stark auf die Nutzung von Kohle setzt. Es ist Simader daher besonders wichtig, aufzuzeigen, wie Wandel funktionieren kann. „Wir können uns nicht weltweiten Klimaschutz wünschen, ohne zuhause die nötigen Schritte zu setzen. Das ist halt manchmal unangenehm, jedoch notwendig, um die Zukunft besser zu machen!“

Vertreterinnen und Vertreter regionaler Gemeinden, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und Klimaexpertinnen und -experten trafen sich zum ersten KLAR!-Klimagipfel. | Foto: Pfeffer
Annemarie Lexer, Heinz Piglmann, Willi Haas und Mario Winkler hielten jeweils Vorträge über verschiedene Auswirkungen des Klimawandels. | Foto: Loiskandl

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