Frau nach Abtreibung erpresst
Muslimin zahlte aus Angst, von ihrer Familie ausgeschlossen zu werden
ST. PÖLTEN (ip). War die Schwangerschaft einer ledigen Frau, deren Familie streng nach muslimischen Gesetzen lebt, schon eine Katastrophe, wurde die Preisgabe der Abtreibung von einem 35-jährigen Landsmann brutal ausgenutzt. „Ich werde es deinen Eltern erzählen“, drohte der Türke im Dezember 2013 und forderte mehrmals Schweigegeld in Höhe von insgesamt 900 Euro. Aus Angst, von ihrer Familie ausgeschlossen zu werden, zahlte die 25-jährige Mostviertlerin, bis ihre beste Freundin – zugleich die Ex-Freundin des Erpressers – sie überreden konnte, Anzeige zu erstatten.
Am Landesgericht St. Pölten gestand der Angeklagte die Erpressung, die Staatsanwalt Karl Wurzer als „schwer“ wertete. „Ich glaube nicht, dass damit die wirtschaftliche Existenz des Opfers gefährdet gewesen wäre, aber ihre gesellschaftliche Stellung, da sie aus ihrer Familie ausgeschlossen worden wäre“, so Wurzer, der dem Angeklagten auch vorwarf, einem von den tschechischen Behörden wegen Mordes gesuchten Mannes Unterschlupf gewährt und ihm angeboten zu haben, einen gefälschten Reisepass zu besorgen. Relativ harmlos erschien dabei der dritte Anklagepunkt, wonach der Türke Drogen besessen und an andere auch in St. Pölten weitergegeben habe. Der Schöffensenat wertete die Erpressung letztlich nicht als „schwer“. Demnach reduzierte sich der Strafrahmen von bis zu zehn auf fünf Jahre.
Der 35-Jährige fasste schließlich eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren aus, wovon er acht Monate hinter Gitter muss (nicht rechtskräftig).
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