Politik ist keine reine Männersache
Frauenpower an der Gemeindespitze (mit Umfrage)
Zwei Bürgermeisterinnen aus der Region sind der Beweis: Politik ist keine reine Männersache.
WÖLBLING/OBRITZBERG. Hausfrau und Mutter, so ließ sich der Lebenslauf vieler Frauen in den sechziger Jahren noch kurz und prägnant zusammenfassen. Was einst das Idealbild war, ist heute jedoch kaum noch denkbar. Denn das weibliche Geschlecht kämpft sich vielerorts an die Unternehmensspitzen und auch der Damenanteil in der Politik steigt stetig. Mittlerweile stehen in Österreich 197 Bürgermeisterinnen den Kommunen vor – zwei davon sind Karin Gorenzel (SPÖ) aus Wölbling und Daniela Engelhart (ÖVP) aus Obritzberg-Rust.
Aktiv mitgestalten
„Unverhofft kommt oft", heißt ein bekanntes Sprichwort und dies trifft auch bei Gorenzel und Engelhart zu. Denn beide hatten nie geplant Bürgermeisterinnen zu werden. „Ich bin 2005 in den Gemeinderat gekommen. Damals hat mich der Vizebürgermeister Gottfried Krammel, der 2005 auch Bürgermeister geworden ist, angesprochen“, erinnert sich Karin Gorenzel. 2016 übernahm die Wölblingerin, nachdem sie fünf Jahre als Vizebürgermeisterin tätig war, das Bürgermeisteramt. Angesprochen wurde auch Daniela Engelhart vor 16 Jahren von einem Gemeinderat. „Er war sehr hartnäckig und mein Mann hat mich in der Entscheidung unterstützt und gesagt, ich soll doch bitte in den Gemeinderat gehen. Dann kann man nicht nur schreien was einem nicht passt, sondern auch aktiv mit gestalten.“ 2015 wurde Engelhart Vizebürgermeisterin. Das Bürgermeisteramt folgte 2017.
Die Vorreiterrolle
Frau zu Frau gesellt sich gern, so macht es jedenfalls den Anschein. Wer einen Blick in die Konstellation im Gemeinderat wagt erkennt schnell: In Wölbling und in Obritzberg sind einige Damen vorzufinden. "Mir ist es wichtig, dass ich Frauen in den Gemeinderat hole und sie motiviere mitzumachen. Es ist immer leichter, wenn die Bürgermeisterin fragt, ob sie mitmachen wollen", erklärt Karin Gorenzel und ergänzt, "Mir ist es auch wichtig, dass wenn eine Frau aufhört im Gemeinderat, auch wieder eine Frau nachrückt." Auch Daniela Engelhart sieht einen Vorteil darin, wenn sie als Frau auf andere Damen zugeht.
"Man stellt es sich immer viel komplizierter vor. Ein Mann wird nie gefragt, wie geht sich das aus mit der Kinderbetreuung oder mit dem Haushalt." - Karin Gorenzel
Organisation ist alles
Die Mehrfachbelastung durch Beruf und Familie sei laut dem österreichischen Gemeindebund ein Grund, weshalb viele Frauen vor kommunalen Spitzenpositionen zurückscheuen. Die Wölblinger Ortschefin erkennt jedoch keinen Unterschied zu anderen Führungspositionen. "Jeder arbeitende Mensch muss sich das gut einteilen, um alles unter einen Hut zu bringen", so Gorenzel. Sie selbst war neben ihrer Funktion als Bürgermeisterin lange als Kleinkindpädagogin tätig. "Ich habe dann diesen Job zurückgesteckt. Für mich ist das Bürgermeisteramt ein Vollzeitjob. Weil ich denke, man muss sich voll auf die Gemeinde konzentrieren." Auch die Obritzberger Bürgermeisterin ist sich sicher: Alles eine Sache der Einteilung. Engelhart ist neben dem Amt als Bürgermeisterin noch in der Landwirtschaft tätig. "Man ist als Landwirtin relativ flexibel. Natürlich muss auch der Partner mitspielen." Frauen sollten laut der Obritzbergerin den Mut ergreifen und es ausprobieren.
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