Orkan über dem Wienerwald: Bäume hielten Sturm nicht stand

Die Feuerwehr Neulengbach-Stadt zerkleinert eine umgestürzte 60 Jahre alte Fichte in der Edelbreitenstraße. | Foto: Markus Berger
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  • Die Feuerwehr Neulengbach-Stadt zerkleinert eine umgestürzte 60 Jahre alte Fichte in der Edelbreitenstraße.
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Die Feuerwehren waren nach dem Orkan "Gonzalo" mit Spitzenböen von über 150 km/h im Dauereinsatz.

REGION WIENERWALD (mh). Silvester Hawle aus St. Christophen traute seinen Augen nicht. Einer der Bäume seines Nachbarn war in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch auf sein Grundstück gefallen: "Seit Jahren verdunkeln die viel zu hohen Bäume mein Haus, nun hat die Natur zugeschlagen."

Buchberg: 150 km/h Spitze

Nur einer von vielen "Fällen": "Pünktlich nach Mitternacht, wie in den Wetterwarnungen vorhergesagt, hob am Mittwoch ein starker Sturm an. Messungen der Wetterstation am Buchberg ergaben 150 km/h Spitze. Kein Wunder, dass so mancher Baum diesem Sturm nicht standhielt", sagt Ignaz Mascha, Kommandant der Feuerwehr Neulengbach-Stadt. Standgehalten hat hingegen die Buchberg-Warte, die bei einem Orkan vor einigen Jahren schwer beschädigt wurde. "Hüttenwirt" Gerhard Köcher: „Bei uns ist alles in Ordnung. Der Wind hat zwar gepfiffen, so schlimm ist es mir aber gar nicht vorgekommen."

Feuerwehren im Dauereinsatz

Bis Mittwochabend waren die Florianis in der gesamten Region mit der Beseitigung umgefallener Bäume beschäftigt. "Um 1 Uhr wurde die Feuerwehr Neulengbach-Stadt zum ersten Sturmeinsatz alarmiert", berichtet Mascha. "Ein Teil einer großen Linde hatte sich selbständig gemacht und sich, quer über einen Weg hinweg, auf das Dach des Nachbarobjektes gelegt. Das hielt dem großen Druck nicht stand und die Eindeckung gab nach." Die Feuerwehr machte den besagten Weg frei und gab das Holz dem Nachbar wieder in kleinen Stücken zurück. Anschließend wurde das Dach des Nachbarn, der eine Zeit lang gar nichts mitbekam, mit bei ihm lagerndem Holz und Planen der Feuerwehr provisorisch abgedichtet, sodass der angesagte Regen keine weiteren größeren Schaden anrichten konnte. Bis nach 4 Uhr wurde gehämmert, gesägt und gekehrt, um wieder Normalität einziehen zu lassen.

Streusplitt im Holz

Um 1.30 Uhr rückten weitere Kameraden der Neulengbacher Feuerwehr zu einem umgestürzten Baum auf der Kohlreithstraße Richtung Liebfrauenhof aus, der dem Druck des Sturms nicht mehr standhielt. Die Motorsägen mussten nicht nur Holz, sondern auch Streusplitt, der im Holz festsaß und offensichtlich eingewachsen war, schneiden. Der Schärfe der Motorsägenketten kam dies nicht zugute.

Kapelle beschädigt

Um 6.38 Uhr wurde die Feuerwehr Neulengbach-Stadt zur Unterstützung der Kameraden aus St. Christophen alarmiert. Dort war ein großer Baum von rund zwei Metern Durchmesser, dessen Hauptstamm sich in etwa drei Metern Höhe in zwei starken Äste teilte, vom Sturm arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Einer der Äste war gebrochen und hatte ein Auto, eine Kapelle sowie ein Verkehrszeichen beschädigt. Der Rest des Baumes, also der zweite Ast und der Hauptstamm, neigten sich zu einem Wohnhaus hin. Deshalb wurde entschieden, diesen Teil abzutragen, was durch die Feuerwehr Neulengbach-Stadt mit ihrem Kran erfolgte. Um 9 Uhr konnten die Arbeiten beendet werden.

Fichten abgerissen

Um 7.20 Uhr wurde ein Teil der Kameraden der Neulengbacher Feuerwehr zu einem Sturmschaden in die St. Pöltner Straße alarmiert, wo mehrere hohe Fichten dem Sturmdruck nicht standgehalten hatten und in einer Höhe von ein bis fünf Metern über Erdniveau abgerissen worden waren. Die Fichten waren zudem über den Zaun zum Nachbarsgrundstück hin umgedrückt worden, wobei das Nachbarobjekt leicht beschädigt worden war. Die Feuerwehr Neulengbach-Stadt zerschnitt die Äste der fünf Fichten und gab sie dem ursprünglichen Besitzer wieder zurück.

Betreutes Wohnen in Gefahr

In der Schöffelstraße hielten zwei Nadelbäume ebenso dem Druck nicht stand und wurden von der Feuerwehr zerkleinert. In der St. Pöltner Straße wurden noch mehrere Äste zerkleinert, welche die Fassade eines Hauses als auch einen PKW beschädigt hatten. Im Bereich des "Betreuten Wohnens" in der Reichelgasse war ein Ahornbaum entzwei gebrochen. Nun bestand die Gefahr, dass dieser auf die Fassade des neu errichteten Objektes stürzen könnte. Dieser Baum wurde abgeschnitten und mittels Kran so abgelegt, dass das Holz zur Verwertung noch genutzt werden konnte.

Vier Eichen gefällt

Vom Mittagstisch wurde die Feuerwehr Neulengbach-Stadt zu einem weiteren Sturmschaden geholt. Zwei Eichen lagen auf einem Dach eines landwirtschaftlichen Objektes und der Dachstuhl und die Dacheindeckung hielten dem Druck nicht stand. Diese beiden Bäume wurden durch den Kran des Wechselladerfahrzeuges der Feuerwehr vom Objekt gehoben Zudem mussten zwei weitere Eichen gefällt werden. Der Besitzer hat nun in der nächsten Zeit genug Holz aufzuarbeiten. Um 19 Uhr konnte dieser Einsatz beendet werden.

Drehleiter im Einsatz

Zwischenzeitlich begab sich die 50 Jahre alte Drehleiter in die Haydengasse, wo Äste von einer hohen Pappel abgebrochen waren und sich in der Krone verhängten. Die Kräfte vom Eicheneinsatz stellten sich der Herausforderung und konnten die diversen Äste abschneiden bzw. aus der Krone befreien. Um 21.30 Uhr rückten die letzten Kräfte ins Feuerwehrhaus ein.

Motorsägen haben sich bezahlt gemacht

Kommandant Ignaz Mascha erklärte, dass sich die sechs Motorsägen bezahlt gemacht hatten. "Wir haben erst kürzlich einige Motorsägen ausgetauscht und Ersatzketten angeschafft. Bereits am nächsten Tag waren die Ketten wieder geschliffen und voll einsatzfähig." Begeistert zeigte sich Mascha über das Ausbildungsniviau der Mannschaft: "Anstandslos entfernen auch gerade erst 18 Jahre alte Feuermitglieder in 15 Metern Höhe am Kranhaken hängend gebrochene Äste. Wird eines müde, steigt einfach das nächste ins Sitzgeschirr und führt die Arbeiten weiter. Auch die gefühlvolle Bedienung des Krans durch relativ junge Feuerwehrleute, die dabei mit hohen Gewichten und bei großen Ausladungen hantieren, ist faszinierend. Laufende Ausbildung macht sich eben wirklich bezahlt."

Einsätze in der gesamten Region

Die Schäden hielten auch die Silberhelme in Altlengbach, Brand-Laaben, Eichgraben, Johannesberg, Kirchstetten, Maria Anzbach, Ollersbach, St. Christophen und Unter-Oberndorf auf Trab, wo eine Alarmierung die andere jagte, darunter Bäume über Straßen, aus den Verankerungen gerissene Tore, abgedeckte Hallen und Ställe.

Westbahnstrecke unterbrochen

Folgen hatte der Sturm auch für die Bahn. Bei Purkersdorf war ein Baum auf die Oberleitung gefallen, wodurch die Westbahnstrecke am Mittwoch vorübergehend unterbrochen war und Züge vorerst nur eingleisig zwischen Unterpurkersdorf und Neulengbach verkehren konnten.

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