Wienerwald-Hütten gegen Lenin-Punsch

Tobias Kasper, Iris Rath und Stefan Drapela von der Jungen Generation Neulengbach
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Geheimrezepte aus der Region gegen Wiener "Häferlkommunismus": In den Punschhütten im Wienerwald findet man viel Selbstgebrautes.

REGION WIENERWALD (ame, mh). Er schmeckt nach Orangen, Gewürzen und Himbeeren: Am Wiener Christkindlmarkt wurde nun ein "Einheitspunsch" amtlich verordnet. 1.500 Liter muss jeder Standler unters weihnachtliche Volk bringen. Eigenkreationen dürfen nur mehr Hütten anbieten, die sich ausschließlich dem Punschen widmen. Der alkoholische Einheitsbrei sorgt sowohl bei Standlern als auch Gästen für Unmut. Die Bezirksblätter haben sich umgesehen, was auf den Adventmärkten in den Wienerwaldgemeinden ins Häferl kommt – ein Lokalaugenschein. Die Standler erteilen dem Wiener Punsch-Kommunismus eine klare Absage.

Altlengbach
Franz Tüchler vom Stand der Volkshilfe in Altlengbach ist gegen jede Bevormundung: "Solange die Qualität stimmt, sollte jeder machen dürfen, was er will. Jeder sollte seine Möglichkeiten ausschöpfen dürfen." Die Volkshilfe hat sich schon vor vielen Jahren für den fertigen Punsch von der Firma "Punschwelt" entschieden. "Da gibt es keine Schwankungen im Geschmack und wir sind mit der Qualität immer zufrieden", sagt Tüchler. "Standhighlight ist jedes Jahr der Beerenpunsch, wir haben aber auch Marillenpunsch." Auch Altlengbachs Bürgermeister Wolfgang Luftensteiner (SPÖ) ist beim Volkshilfe-Stand im Einsatz und hält die Wiener Verordnung für "Blödsinn, den man nur ablehnen kann". Er verstehe zwar den Hintergrund, sei aber davon überzeugt, dass man als Käufer bei einem gewerblich konzessionierten Betrieb wie der "Punschwelt" davon ausgehen dürfe, dass keine schädlichen Substanzen enthalten seien. "Wo und welchen Punsch man kauft, soll einem selbst überlassen bleiben", so Luftensteiner.
Auch Dominik Kraus vom Stand der Feuerwehrjugend Altlengbach hält die Verordnung für "Blödsinn": "Die Besucher haben unterschiedliche Geschmäcker." In ihrem selbst gebrauten Punsch seien nur Produkte aus der Region wie etwa Most vom Bauernhof Widmann aus St. Christophen.

Kirchstetten
Norbert Mayerhofer vom Stand der Kinderfreunde Kirchstetten findet, dass man die Situation am Wiener Rathausplatz nicht mit den Märkten in der Region vergleichen könne. "Die regionalen Stände dürfen sich gar nicht erlauben, irgendeinen 'Pansch' zu verkaufen, denn im Gegensatz zu den Touristen in Wien sollen die Menschen im nächsten Jahr wieder kommen. Bei uns gilt die Devise, dass der Punsch schmecken und leistbar sein muss." Das Aufwärmgetränk der Kinderfreunde in Kirchstetten wird von der Familie Mündl nach einem streng geheimen Rezept gebraut, aber so viel verrät Andreas Mündl mit einem Augenzwinkern: "Es kommt in jeden Punsch dasselbe rein, aber auf die Mischung kommt es an."

Neulengbach
Selbst gebrauten Punsch nach einem Geheimrezept gibt es auch auf dem Neulengbacher Egon-Schiele-Platz in der Adventhütte des Hilfswerks. "Einen Einheitspunsch würden wir uns nicht gefallen lassen", sagen Helga König und Gertrude Umgeher. "Jeder hat seinen individuellen Geschmack und sein Rezept." Der Hilfswerk-Punsch sei nach einem Geheimrezept selbst gemacht und der Geschmack müsse "rund sein", so die beiden Damen.
"Ganz, ganz viel Liebe" ist die Geheimzutat beim selbst gemachten Punsch der Jungen Generation Neulengbach, verrät Iris Rath, für die Einheitspunsch völlig "uncool" ist. Mit ihren Standkollegen Tobias Kasper und Stefan Drapela ist sie der Meinung, dass der Wiedererkennungswert der verschiedenen Stände verloren gehen würde. "Die Leute kommen zum Beispiel extra wegen unseres Amaretto-Marzipan-Punschs zu uns, weil den nur wir haben." Der Punsch der Jungen Generation werde immer wieder getestet und bei Bedarf verfeinert. "Wir gehen auch gerne auf Verbesserungsvorschläge ein", sagt Rath.
Auch die Jagdgilde Neulengbach-Ollersbach macht ihren Punsch mit Waren aus dem örtlichen Lebensmittelmarkt selbst. "Unser Punschrezept haben wir offen aufliegen", erklärt Leopold Göschelbauer. Für eine Verordnung wie am Wiener Rathausplatz sei er "grundsätzlich nicht".

Neustift- Innermanzing
Ein "Blödsinn" ist die Verordnung auch für Edeltraud Mühlbauer. Der Punsch für den Stand der SPÖ Neustift-Innermanzing sei zwar zugekauft, "das sollte aber die persönliche Entscheidung der Standbetreiber sein".

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