Tiergarten Schönbrunn
Zoo als Refugium für viele gefährdete Libellenarten
Ein Forschungsprojekt im Auftrag des Tiergarten Schönbrunn ergab: Der Zoo beherbergt eine eindrucksvolle Anzahl an Libellenarten. Viele davon stehen auf der Liste der gefährdeten Arten. In den Teichen der Tiger, Nashörner und Wasserschweine haben diese aber einen Rückzugsort gefunden.
WIEN/HIETZING. Es ist die Jahreszeit, bei der sich Tiger, Wasserschweine, Panda und Nashörner im Tiergarten Schönbrunn Abkühlung im Gehegeteich verschaffen. Doch allein sind sie in ihrem Tümpel nicht. Hie und da schwirren sie, die Libellen, über den Köpfen der Säuger und wenn man genau hinhorcht, kann man ihren unverkennbaren Flügelschlag, der für Menschen als leises Rascheln wahrnehmbar ist, hören.
Eine Studie im Auftrag des Zoos ermittelte die Libellenfauna – und kam auf eine eindrucksvolle Zahl. "Insgesamt haben wir die Libellenfauna an 44 Gewässern im Tiergarten und der nahegelegenen Schwarzen Lacke in der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau Schönbrunn erhoben. Dabei konnten wir stolze 26 Libellenarten nachweisen, bei neun davon handelt es sich gemäß der Roten Liste Österreichs um gefährdete Arten", so Iris Fischer, Libellenexpertin vom Naturhistorischen Museum Wien.
Immer weniger Lebensraum
Eine Art steht in unseren Gefilden gar vor der Ausrottung – die Gabel-Azurjungfer (Coenagrion scitulum). Im Zoo fühlt sie sich aber wohl. "In Schönbrunn konnte sie gleich an fünf Gewässern nachgewiesen werden, unter anderem am Teich der Großen Pandas, der einen sehr naturnahen Uferbereich aufweist."
Im Tiergarten setzt sich das Artenspektrum aus Libellen mit sehr unterschiedlichen Ansprüchen zusammen. Auch die Diversität ist sehr hoch, 42 Prozent der Wiener Libellenfauna sind vertreten. Dies spiegelt das überaus diverse Angebot an aquatischen Lebensräumen im Tiergarten wider: vom barocken Brunnen vor dem Verwaltungsgebäude bis hin zum Pelikan-Teich.
Es gibt viele Ursachen, die die Libellen in Bedrängnis bringen, etwa die Fragmentierung, Zerstörung und Verbauung aquatischer Lebensräume. Auch durch die Belastung von Gewässern durch Chemikalien und Pestizide verliert die Libelle, von der es in Mitteleuropa zirka 85 Arten gibt, immer mehr Rückzugsgebiete. Besonders im städtischen Bereich werden Lebensraumverluste immer gegenwärtiger. Daher übernehmen naturnahe Gewässer im urbanen Raum, wie jene im Tiergarten Schönbrunn, für diese einzigartigen Insekten eine wichtige Rolle als Refugien.
Libellen fühlen sich im Zoo wohl
Vor allem Gewässer mit natürlich gestalteten, gut strukturierten Ufern und aquatischer Vegetation werden von vielen Libellenarten aufgesucht. Diese und weitere Erkenntnisse werden künftig in das Management des Tiergartens miteinbezogen.
Dass im Tiergarten Schönbrunn bereits so viele Libellenarten vorkommen, ist also kein Zufall. "Bei der Errichtung neuer Anlagen legen wir großen Wert darauf, Lebensräume für heimische Tierarten zu schaffen oder zu erhalten. In dieser Hinsicht werden wir uns auch weiterhin für unsere heimischen Libellen einsetzen", sagt Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck.
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