Ein junger Mann der sein Leben meistert..

19Bilder

Roppen (bako). Matthias Köll heißt der junge Mann, bei dem ich vor geraumer Zeit zu Besuch sein durfte. 
Gemeinsam mit seinen Eltern saßen wir in der gemütlichen Stube seines Elternhauses. Seine Mama Brigitte erzählte mir aus ihrem Leben. Ein Leben als Mutter von sechs Kindern mit all den Höhen und Tiefen des Alltages. Aber auch davon ein Kind mit Down Syndrom ohne dem Wissen der Behinderung zu gebären, es zu erziehen, aufwachsen zu sehen und diesen Menschen in allen Variationen zu stärken, zu integrieren und grenzenlos zu lieben.
Und aus diesem Leben von Matthias möchte ich heute ein bisschen erzählen:
Matthias wurde am 16. Februar 1990 als sechstes Kind der Familie Köll in Roppen geboren. Die ganze Familie freute sich über das kleine Baby das sie da im Arm halten konnten und doch lag ein dunkler Schatten über diesem Glücksgefühl. Wie wird das werden, mit einem Kind mit Down Syndrom? Wie sollen wir das alles meistern? Was kommt da alles auf uns zu? Es dauerte nicht lange und die Familie Köll nahm sich gemeinsam ihrer neuen Situation an und beschloss, zusammen das Beste aus Matthias heraus zu holen. Vom ersten Tag an stand fest, Matthias jegliche Frühforderung zu ermöglichen und ihn wie es nur irgendwie möglich war, ein normales Leben zu bieten.
Nach den ersten 3 Jahren zu Hause besuchte Matthias den Integrationskindergarten in Ötztal Bahnhof. Dort wurde er 2 Jahre lang bestens versorgt und er lernte sehr viel Neues dazu. Nach dieser Zeit stellte sich die Frage ob es gut wäre ihn in der Volksschule Roppen zu integrieren oder ihn noch ein Jahr in den Kindergarten Roppen zu tun.
"Tante Cordula" wie sie so nett von den Kindergartenkindern genannt wurde, und damals auch die Leiterin des örtlichen Kindergartens war, zögerte nicht einen Augenblick und holte Matthias für ein Jahr zu sich in ihre Kindergartengruppe. Sie wollte, dass Matthias die Chance bekommt mit den Roppener Kindern verschiedenen Alters zu spielen und zu lernen. Die Kinder lernten viel von Matthias und Matthias aber auch von ihnen. Doch am meisten lernten sie den Umgang mit einem Menschen der ein bisschen "anders" ist, aber trotzdem so akzeptiert und angenommen wird wie er eben ist. Tante Cordula war begeistert von der Entwicklung die Matthias machte und auch die Eltern der anderen Kinder waren vom ersten Tag an damit einverstanden, dass Matthias diese Chance bekommt in einen "normalen" Kindergarten zu gehen.
Nach diesem einen Jahr stand dann eine weitere Entscheidung für die Familie Köll an. Soll Matthias nun die Volksschule in Roppen besuchen oder doch die Sonderschule in Imst? Nach einigen Gesprächen fiel dann doch die Entscheidung für die Sonderschule in Imst, da damals in der Volksschule Roppen keine Lehrpersonen mit derartigen Ausbildungen vorhanden waren und ihnen auch das Lehrmaterial für Matthias fehlte.
In der Sonderschule in Imst wurde er von der ersten Stunde an liebevoll aufgenommen. Die damalige Lehrerin und heutige Direktorin Irene Mantl wusste genau wo sie bei Matthias ansetzen musste und hatte den perfekten Umgang mit ihren Schützlingen. Sie lehrte Matthias das Lesen und Schreiben. Auch die grundlegenden Dinge am Computer waren für Matthias bald kein Problem mehr. Ihr Mann Karl Mantl spielte im Leben von Matthias bald eine große Rolle. Er lernte Matthias die Anfänge des Skifahrens und später dann absolvierte Matthias mit Christian Köll, einem begeisterten Skilehrer aus Roppen, einen Skikurs in Hochötz. Sein schifahrerisches Talent reichte irgendwann so weit, dass er viele Rennen bestritt und dabei unzählige Medaillen und Pokale gewann. Trotz einer im Laufe der Jahre dazu gekommenen Hüftbehinderung ist Matthias seit 4 Jahren beim Racing Team des SC Breitenwang und war auch oft erfolgreicher Teilnehmer bei den Special Olympics.
Nach seiner Schulzeit arbeitete Matthias 8 Jahre lang im Gartenteam der Lebenshilfe Ötztal Bahnhof. Bei seinem Gruppenleiter Dietmar lernte Matthias den Umgang mit den verschiedenen Pflanzen, die Natur zu hegen und zu pflegen und was sonst noch alles zum Thema Garten dazu gehört.
Nach all der Zeit wurde aus dem "Kind" Matthias ein "junger Mann" der nun einen Arbeitsplatz suchte. Ein etwas schwieriges Unterfangen in der heutigen Zeit, doch Matthias hatte Glück. Die Gemeindearbeiter von Roppen suchten dringend Verstärkung. Bürgermeister Ingo Mayr überlegte nicht lange und stellte Matthias von Montag bis Freitag täglich 4 Stunden in seinem Gemeidearbeiter Team ein. Eng an der Seite von Manfred Raggl kümmern sich beide gemeinsam um die täglichen Aufgaben die so in einer Gemeinde anfallen. Vom Rasenmähen über das Fenster putzen in den verschiedenen Gemeindeeinrichtungen bis zu den Vorbereitungen der unterschiedlichsten Veranstaltungen. Manfred und Matthias sind immer gemeinsam zur Stelle und packen an wo sie gebraucht werden.
Auch das Vereinsleben ist bei Matthias ein wichtiger Bestandteil in seinem Leben geworden. Ob bei den Schützen, bei den Fußballern, bei den Krampelern oder den Jungbauern : Matthias ist überall dabei, jeder kennt ihn und er wird auch von allen überall hin mitgenommen und integriert.
Auch zu seinen alten Freunden bei der Lebenshilfe hat Matthias nach wie vor regen Kontakt und trifft sich bei den verschiedenen Bällen oder der Freizeitbetreung mit ihnen. Besonders freut er sich aber dabei immer wenn er dort auch seine Freundin treffen darf, die Matthias sehr in sein Herz geschlossen hat. 
Wenn dann bei all seinen Beschäftigungen noch etwas Zeit übrig bleibt, zieht sich Matthias auch gerne in seine eigene Wohnung im Elternhaus zurück und hört seine Lieblings Schlagermusik, sitzt am Pc oder malt verschiedenen Bilder.
Das Leben von Matthias ist ein Paradebeispiel für gelebte Integration und es gebührt vielen Menschen in seinem Umfeld ein ganz ganz großes Dankeschön für all ihre Bemühungen und ihre Hilfestellungen in allen Bereichen von Anfang an.
Seine Eltern Brigitte und Engelbert sind sehr stolz auf ihren Matthias und sie möchten sich an dieser Stelle auch bei ihrer gesamten Familie für den starken Zusammenhalt bedanken die ihnen immer wieder ganz viel Kraft gegeben haben und das zuerst „Unmöglich“ erscheinende, immer wieder in ein „Mögliches“ zu verwandeln.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.