Agrarfrage bleibt Zankapfel

JERZENS (sz). Die Opposition tobt. In der Jerzener Agrarfrage nahm Vize-Bgm. Stefanie Heidrich den Platz von Dorfchef Karl Raich ein, der, wie berichtet, in Agrarfragen als befangen galt. Doch seit vergangenem Mittwoch hat sich das Blatt buchstäblich gewendet: In der Gemeinderatssitzung wurde Heidrich vorgeworfen, ebenfalls befangen zu sein.
Sie habe durch schlechtes Verhandlungsgeschick und Verzögerungstaktiken gegen das Wohl der Gemeinde gearbeitet, so der Vorwurf. Konkret geht es dabei um die Verlegungen der Wasserversorgungsleitungen durch zwei Gründe, deren Besitzer (zwei Agrarier) nun Entschädigungszahlungen fordern. "Unzählige Kosten wären auf die Gemeinde zugekommen", sagt Raich, der aufgrund eigener Befangenheit die Verhandlungen an Heidrich abgegeben hatte.

Antrag im Gemeinderat
Der Antrag auf Befangenheit wurde gestellt, worauf Heidrich und drei Gemeinderäte der Opposition die Sitzung verließen. Sechs Gemeinderäte (darunter zwei Agrarausschussmitglieder) erklärten die Vizebürgermeisterin, sie ist ebenfalls ein Agrarmitglied, für befangen, die Befangenheit von Bgm. Raich wurde hingegen wieder aufgehoben. Heidrich: "Ich bin vom Gemeinderat als befangen erklärt worden. Wenn dem so ist, gilt das auch für den Dorfchef und andere Agrarmitglieder im Plenum. Und wenn dann der Bürgermeister als ehemaliger Kassier und Ausschussmitglied der Agrargemeinschaft nicht mehr befangen ist, bleibt die Logik wohl auf der Strecke."

Bewusst vorgeführt
Raich hat bereits am folgenden Tag interagiert und die Forderungen auf Entschädigung rückgängig gemacht: "Da soll mir einer vorwerfen, ich arbeite nicht für die Gemeinde", ortet der Dorfchef Intrigen seitens der Opposition. Heidrich schüttelt den Kopf: "Ich wurde bewusst vorgeführt", meint sie und erklärt: "Es handelt sich bei diesen zwei Grundstücken nicht um Agrargrund, sondern um Privatgrund. Die Unterlagen dafür habe ich erst kurz vorher erhalten und bin im Sinne der Gemeinde zu den Verhandlungen gegangen, sonst wäre das Projekt gescheitert." Dann hätten die Leitungen nämlich um die Grundstücke herum gebaut werden müssen, was einen enormen Kostenanstieg zur Folge gehabt hätte. "Aber auch trotz der Entschädigungen wären keine Mehrkosten entstanden, da diese Zahlungen (wie in anderen Gemeinden ohnehin üblich) bereits eingeplant waren", meint Heidrich, die sich zudem fragt, was dieser Sachverhalt mit Befangenheit zu tun habe.

Sachwalter abgelehnt
In derselben Gemeinderatssitzung wurde der Sachwalter für Jerzens wieder abbestellt. Ob dies möglich ist, muss jedoch der Agrarsenat entscheiden, da die Gemeinde keine Parteienstellung habe, informiert Heidrich. Raich dazu: "Wir wollen künftig einige touristische Projekte verwirklichen, die auf den Gründen der Tanzalpe geplant sind. Ein Sachwalter ist hier nicht förderlich und kostet sehr viel Geld."
Da die Agrargemeinschaft Tanzalpe beinahe kein Geld zur Verfügung habe, müssten diese Kosten unterstützend von der Gemeinde getragen werden, ist Raich überzeugt. "Hier ist es im Sinne der Bevölkerung sinnvoll, zu sparen", meint Raich und betont: "Was den Gemeinden zusteht, sollen sie auch erhalten, und dazu stehe ich zu einhundert Prozent." Er möchte sich und das Dorf aus den Schlagzeilen wissen und erklärt, dass die Agrarfrage nur noch eine Sache der Verteilung zwischen Gemeinden und Agrariern sei, deren Lösung in ein bis zwei Wochen gefunden werden könne. Wohin das alles noch führen soll, fragt sich hingegen Heidrich und vermutlich auch die Gemeinderatsopposition. Letztere hat bereits eine Aufsichtsbeschwerde gegen diese Vorgehensweise erhoben.
Im Übrigen wurde in der Gemeinderatssitzung für ein Wiederaufnahmeverfahren der Causa Tanzalpe gestimmt, weil neue Unterlagen aufgetaucht seien.

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