"Der Jugend eine Stimme"

- hochgeladen von Stephan Zangerle
Die mobile Jugendarbeiterin Ines Haid im BEZIRKSBLÄTTER-Interview
Im März 2010 startete das Projekt „mobile Jugendarbeit“ („MoJa“) in Imst. Ines Haid erzählt im BEZIRKSBLÄTTER-Interview über ihre Arbeit mit den Jugendlichen.
BEZIRKSBLÄTTER: Du arbeitest als mobile Jugendarbeiterin. Was sind deine Tätigkeiten?
INES HAID: „Die „MoJa“ bezieht sich auf Jugendliche in Imst, die sich im öffentlichen Raum aufhalten. Es ist insofern bezirksbezogen, weil Imst eine Schulstadt ist und daher ein großes Einzugsgebiet inkludiert wird. Ich nehme mit den Jugendlichen direkt vor Ort (Treffpunkte in Einkaufszentren, Parks, Schulen etc.) Kontakt auf und schaue, wie es ihnen geht, welche Bedürfnisse sie haben, wie sie Einfluss nehmen möchten auf die Stadtgestaltung etc. Diese Anliegen trage ich weiter an die Stadtgemeinde oder an die verschiedenen Institutionen d.h., ich versuche der Jugend Gehör zu verschaffen und ihre Anliegen in einer verständlichen Form für die Behörden zu transportieren.
Ein weiterer Punkt sind die Gruppenarbeiten: Ich organisiere Workshops wie beispielsweise das derzeitige Projekt „Jugend Aktiv Imst“. Was oft vergessen wird, dass ich nicht nur eine Anlaufstelle für Jugendliche bin, sondern auch Elternarbeit mache. Ich bin sehr froh darüber, wenn Eltern zu mir kommen, um dort Rat zu suchen. Es wird auch gut angenommen, und es ist wichtig, dass es zusätzlich zur Erziehungsberatung eine Einrichtung gibt, wo Eltern auch ein offenes Ohr finden für ihre Anliegen und Probleme mit Jugendlichen. Der kleinste Bereich ist die Einzelarbeit, d.h., ich habe zwei bis drei Jugendliche, die von mir über einen längeren Zeitraum begleitet werden. Dies ist dann der Fall, wenn es Krisen im Elternhaus gibt, bei Sterbefällen oder Ähnlichem.“
BB: Inwiefern unterscheidet sich die „MoJa“ von anderen Jugendorganisationen?
INES HAID: „Das grenzt sich insofern ab, als dass ich mobil unterwegs bin, denn meine Aufgabe ist es, die jungen Erwachsenen auf der Straße direkt zu kontaktieren. Der zweite Unterschied ist, dass ich mit keiner Behörde verknüpft bin, in dem Sinne, dass ich nicht verpflichtet bin etwas zu melden, außer es steht Gefahr in Verzug. Aber ansonsten habe ich keine Informationspflicht und unterliege der Schweigepflicht, was bei der Arbeit mit Jugendlichen auch sehr wichtig ist.“
BB: Gibt es eine Art Konkurrenzdenken unter den Jugendeinrichtungen?
INES HAID: „Das kann ich nur verneinen. Das beste Beispiel dafür ist das Projekt „Jugend Aktiv Imst“, wo wir sozusagen alle an einem Strang ziehen. Das hat uns alle richtig zusammengeschweißt. Das ist auch dadurch entstanden, weil ich in meinem Beruf alleine bin, und gerade bei der Arbeit mit Menschen braucht es einen Austausch von Erfahrungen untereinander. Dadurch wird es zudem leichter, größere Projekte zu verwirklichen, und daher findet das Konkurrenzdenken keinen Raum, im Gegenteil, wir decken dadurch viele Bereiche der Jugend ab.“
BB: Welche Erfahrungen hast du mit den Jugendlichen bisher gemacht?
INES HAID: „Ich würde sagen, es läuft sehr gut. Besonders die Anfangsphase war zwar sehr geprägt von Angstgefühlen, weil ich nicht wusste, wie Jugendliche auf mich reagieren, ob sie abweisend reagieren usw. Es ist auch wichtig, dass die Abgrenzung zu den Jugendlichen zu einem gewissen Grad immer gegeben ist. Meine Befürchtungen sind erfreulicherweise nie eingetreten. Die Jugendlichen haben bisher immer sehr human, freundlich und offen reagiert. Meine Arbeit ist ein Angebot für die Jugendlichen, und das wird von ihnen auch so wahrgenommen.“
BB: Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist für viele ein Tabuthema, oder hat sich daran was geändert?
INES HAID: „Das ist richtig, dass es bei einigen nach wie vor ein Tabuthema ist. Wir haben aber den Vorteil, dass wir nicht eine reine Beratungsinstitution sind. Bei der Jugendarbeit werden nicht ausschließlich Probleme fokussiert, sondern wir bieten den Jugendlichen auch Freizeitmöglichkeiten, Workshops und Ähnliches.
Das ist auch der große Unterschied zum „Streetworker“, weil dieser rein auf Probleme fokussiert ist. Die MoJa hingegen kümmert sich um alle Jugendlichen, die das Stadtbild prägen, und oft kommen dann Schwierigkeiten so nebenbei zur Sprache.“
BB: Sind die Freizeitangebote für Jugendliche ausreichend?
INES HAID: „Ja, aber oft sprechen die bestehenden Angebote die Jugendlichen nicht wirklich an. Diese Lücke versuchen wir zu schließen. Der heurige Frühling, wo sich die Jugendlichen auch selbst ihre Workshops ausgesucht und viele tolle Ideen eingebracht haben, war in diesem Sinne sehr „Aktiv“. Das Angebot ist da, auch von den Vereinen. Wichtig ist eben, dass es auch die richtigen Personen anspricht. Die Stadt Imst ist in dieser Hinsicht sehr fortschrittlich und engagiert.“
BB: „Komasaufen“ wird in letzter Zeit wieder stark diskutiert. Was denkst du darüber?
INES HAID: „Das Thema hat es schon zu meiner Zeit als Jugendliche gegeben und auch lange zuvor. Ich glaube es ist vielmehr eine Medienthematik als ein Jugendproblem. Bedenklich ist, dass wenn viel getrunken wird, auch die Zerstörungswut freigesetzt wird, und darüber sollte man sich Gedanken machen.“
BB: Was ist demnächst geplant?
INES HAID: „Dadurch, dass das Projekt „JA!“ so erfolgreich war, wollen wir dieses in einer kleineren Form beibehalten. Es wird weiter Sportangebote, Fotoworkshops etc. geben. Außerdem wird es im Herbst Projekte in bestimmten Stadtteilen geben, wo ein erhöhter Bedarf an Unterstützung vorhanden ist - eine fokussierte Anlaufstelle für Eltern und Kinder. Oft ist die Inanspruchnahme von Hilfe gegeben, aber man kommt nicht aus den eigenen vier Wänden.“
BB: Wenn du die Möglichkeit hättest, etwas zu ändern, was wäre das?
INES HAID: „Ich hätte gerne, dass die Innenstadt zur Altstadt werden würde, also ein Platz, wo sich Menschen treffen - kein Industriegebiet oder eine Schaufensterabteilung. Das wäre mein persönlicher Wunsch.“
Das Interview führte
Stephan Zangerle
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