"Es gab Regimegegner in Tirol"

LR Beate Palfrader mit Autorin Gisela Hormayr und Projektleiter Horst Schreiber vor dem Befreiungsdenkmal am Eduard-Wallnöfer-Platz in Innsbruck. | Foto: Pidner/Land Tirol
  • LR Beate Palfrader mit Autorin Gisela Hormayr und Projektleiter Horst Schreiber vor dem Befreiungsdenkmal am Eduard-Wallnöfer-Platz in Innsbruck.
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TIROL. „Die Zukunft wird unser Sterben einmal anders beleuchten“ – unter diesem Titel ist eine bemerkenswerte Publikation von der Tiroler Historikerin Gisela Hormayr anlässlich der Gedenktage gegen Gewalt und Rassismus und im Gedenken an 70 Jahre Kriegsende und Befreiung vom Nationalsozialismus erschienen. Darin hat die Autorin den katholisch-konservativen Widerstand in der NS-Zeit untersucht. Projektleiter und Historiker Horst Schreiber wird über den Widerstand in Tirol: "Es hat sich von 1938 bis 1945 immer wieder eine Gruppe gegen die Nazis widersetzt, Innsbruck war in den letzten Kriegstagen doch ein Zentrum des Widerstandes für ganz Österreich." Für Kulturlandesrätin Beate Palfrader ist vorliegendes Buch ein "notwendiges Zeichen der Erinnerung", denn die Angehörigen der Opfer hätten lange Jahre nach dem Krieg noch viel zu leiden gehabt.

Befreiungsdenkmal wird um 16 weitere Opfernamen ergänzt

Mit 15.000 Euro und damit fast gänzlich vom Land Tirol finanziert wurde auch die Forschungsarbeit von Gisela Hormayr. 6.000 Euro steuerte das Land Tirol zu den Druckkosten bei. Das 312 Seiten starke Buch wurde von erinnern.at betreut und erschien als Band 17 der von Horst Schreiber herausgegebenen „Studien zu Geschichte und Politik“ der Michael-Gaismair-Gesellschaft. Die Ergebnisse finden im Herbst 2015 am Eduard-Wallnöfer-Platz in Innsbruck ihren Niederschlag, kündigte LRin Palfrader an: „Das Befreiungsdenkmal erinnert an die alliierten Soldaten, die bei der militärischen Befreiung Österreichs den Tod fanden. Seit 2011 ist es aber auch ein sichtbares Mahnmal für die Todesopfer des Tiroler Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Denn auch ihnen verdanken wir die Freiheit unseres Heimatlandes.“ Die nun neu erforschten und dokumentierten Namen werden der Liste jener 107 Opfer hinzugefügt, die 2011 an den Seitenwänden des Befreiungsdenkmals verewigt wurden. Außerdem wird die Neuauflage der Broschüre über die Intervention am Befreiungsdenkmal um die Namen und Kurzbiografien der Opfer des katholisch-konservativen Widerstands ergänzt. „Damit setzt das Land Tirol ein weiteres Zeichen in seinen Bemühungen um die wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte Tirols im Nationalsozialismus“, hielt LRin Palfrader fest. „Die Erinnerung an die Opfer und die Helden dieser Zeit darf nicht verblassen.“

Zum Buch:

Gisela Hormayr: „Die Zukunft wird unser Sterben einmal anders beleuchten“ Opfer des katholisch-konservativen Widerstands in Tirol 1938-1945
Die Ordensschwester, die sich der Beschlagnahmung ihres Klosters nicht fügen wollte, der unbequeme kritische Priester, der katholische Familienvater, der seinen Kindern verbot, der Hitlerjugend beizutreten, das ausgeforschte Mitglied des organisierten katholisch-konservativen Widerstandes, die einfache „Volksgenossin", die unbedacht Kritik am NSRegime äußerte: Sie alle gerieten nach 1938 in das Visier der Gestapo, allzu häufig denunziert von willfährigen MitbürgerInnen. Folter, Haft, Konzentrationslager oder Todesstrafe waren der Preis, den diese widerständigen Tirolerinnen und Tiroler für ihren aufrechten Gang bezahlen mussten. Feldgerichte verhängten Todesurteile gegen Soldaten für oft geringfügige Vergehen oder angebliche „Feigheit vor dem Feind". Deserteure wurden sofort nach ihrer Ergreifung hingerichtet oder in Straflager und Strafbataillone geschickt – mit nur geringen Überlebenschancen. Noch in den letzten Kriegstagen starben zahlreiche Mitglieder lokaler Tiroler Widerstandsgruppen beim Versuch, ihre Heimatorte vor weiteren Zerstörungen zu bewahren.
Zu keinem Zeitpunkt konnte der Widerstand in Tirol die Macht des NSRegimes ernsthaft gefährden: Mit welchen Mitteln der Nationalsozialismus dennoch jegliche Opposition bekämpfte, dokumentiert die Studie von Gisela Hormayr, die von erinnern.at betreut und vom Land Tirol finanziell unterstützt als Band 17 der von Horst Schreiber herausgegebenen „Studien zu Geschichte und Politik“ der Michael-Gaismair-Gesellschaft erschienen ist. Die Täter fanden nach 1945 vielfach verständnisvolle Richter, während die Opfer in Vergessenheit gerieten und ihre Angehörigen mühselige bürokratische Wege zu beschreiten hatten, um geringfügige Entschädigungen zu erkämpfen. Die Überlebenden mussten feststellen, dass ihre Geschichte lange Zeit keinen Platz in der Erinnerungskultur der Tiroler Gesellschaft hatte.

„Die Zukunft wird unser Sterben einmal anders beleuchten – Opfer des katholisch-konservativen Widerstands in Tirol 1938-1945“ von Gisela Hormayr ist um 24,90 Euro im Innsbrucker Studien Verlag erhältlich.

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