20 Jahre TschirgArt Jazzfestival
Hip-Hop-Rap-Special: Von Seiten der Gemeinde, Friends & Guests

VSDG bewiesen sich den Fans erneut als bewährte Provinzbeobachter.
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  • VSDG bewiesen sich den Fans erneut als bewährte Provinzbeobachter.
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IMST(alra). Genau vor einem Jahr machten VSDG beim TschirgArt Jazzfestival Stimmung für ihr drittes Album „Almen aus Plastik“. Der fulminante Auftritt des heimischen Trios verdiente sich eindeutig eine Neuauflage. Heuer übernahmen die Jungs als Opener die Einweihung der Festivalbühne 2023 am Glenthof. Verstärkung gab es von „Monobrother“, „six4six0“ und „Da Kessl“.

Nicht nur eingefleischte Hip-Hop-Fans vertrauen ihr Ohr den satten Klängen und pointierten Texten von VSDG an. Mittlerweile hat sich die Mischung aus gesellschaftskritischen Alltagsbetrachtungen und satiretauglich aufbereiteten Tatsachenberichten ein breites Publikum erschlossen. Chrisfader, Testa und Yo!Zepp saugen das Tagesgeschehen und den Zeitgeist auf wie die frische Tiroler Bergluft in der die Oberländer aufgewachsen sind. Der Stoff, aus dem sie ihren Soundteppich weben, nimmt sich hingegen international aus und bedient das hierzulande noch immer rare Hip-Hop-Genre im großen Stil.

Wortstark in Mundart

Gepaart mit tiefstem Dialekt schnüren VSDG spannende Geschichten aus kleinen langweiligen Dörfern, viel zu engen Tälern und den dazugehörigen, teils doch sehr speziellen Charaktere zum hörenswerten Gesamtpaket mit Unterhaltungswert. Ähnlich wie die Piefke-Saga, an die man sich bei manchen Liedern stark erinnert fühlt, haben auch VSDG bereits regionalen Kultstatus erreicht. Gut zu erkennen war dies am textsicheren Publikum in Imst. Songs, die mit Sprachsamples aus Fernsehbeiträgen unterlegt sind und vertrauter Oberländer-Slang sowie die treffsichere Ansprache der Zuhörerschaft zwischen den Stücken, sind der Mix, mit dem die Band sich ihren Status festigt.

Provinzgeschichten mit Unterhaltungswert

Genau zuhören ist angesagt, denn dem Trio geht es nicht nur um das Einfangen von schnellen Lachern. Da und dort bleibt einem das Lachen eher im Halse stecken ob der Brisanz, der Schärfe und der verkannten Tragik vieler Nachrichten und Ereignisse. Die „Wolffreie Zone“ und „Anna“ gehen tiefer. Ernste Themen verfehlten auch im Hip-Hop-Rap-Style nicht ihre Wirkung. Dazwischen fand sich aber auch Platz für amüsant-satirisches – von Brauchtum, Religion bis Tourismus und Politik wurde schonungslos an blank polierten Scheinwelten gekratzt. Vom Birnenklau-Problem mancher Schnapsbrenner, dem Rückblick auf Ischgls Superspreader-Ära, Sonnenbrand-Impressionen aus Lignano, denkwürdiger Traktorsegnungen, dem blumigen 104. Geburtstag von Rosa bis hin zu den Heimatgefühlen des Bundespräsidenten reichte der Informationsbeat mit dem die drei das Publikum versorgten. Zwischendurch füllte sich die Bühne mit friends – „Da Kessl“ und VSDG vereinten sich mit „Be prepared“ für einen kleinen geografischen Streifzug durchs Oberland. Mit altbekannten Ohrwürmern, aber dennoch nicht ganz ohne Neuigkeiten bestückten VSDG den Abend – erstmals wurde die neue Single „Wetterbericht“ auf der Glenthofbühne präsentiert. Ausgelassen und lautstark feierten die BesucherInnen VSDG – auf eine Fortsetzung der kreativen Ausbrüche in Sachen Provinznews darf gehofft werden, die Jungs tüfteln bereits am neuen Album!

Deutliches Lebenszeichen der lokalen Szene

Mit „six4six0“ betrat ebenfalls eine regionale Formation die Bühne, die eindeutig für die Überraschung des Abends sorgte. AndrewX (Andreas Prem), Jmaigo (Johannes Fasching), MP Savage (Manu Praxmarer) sind ambitionierte Hip-Hop-Rapper, Jiji (Simon Pfitscher) steht als Producer hinter dem in Imst gegründeten Projekt. Ihre Passion für Musik und ihre Coolness in Ausdruck und Gestik nutzt die Truppe mit Nachdruck, um als Sprachrohr für ihre Generation aufzutreten – das Potenzial, das die Newcomer in die gesamte Performance legten, war bemerkenswert. Durchaus explizit kommunizierend – so verlangt es das ungeschriebene Gesetz des Genres wohl – und mit einer guten Portion Bühnenpräsenz ausgestattet vermittelten „six4six0“ ihre Message. Ebenso klar und deutlich kam dieses Package beim Publikum an.

Wiener Schmäh in „Imscht“

Monobrother aus Wien ist in der heimischen Rap-Szene kein Unbekannter. Auch er hat forscht für seine Songs in den Abgründen, die sich landauf und landab zuhauf finden lassen. Zwischen „Solodarität“ und „Ehe“ fand der Mundart-Rapper Platz für durchaus markante Sätze wie „Wennst mi glücklich sehen willst, sei traurig mit mir“. Aber auch der Ortsname „Imscht“ dürfte es Monobrother angetan haben – immerhin fand die Stadt mindestens nach jedem zweiten Satz Erwähnung. Lamentierend, kritisierend, in plakativen Aussagen formulierend und vor allem viel auf der Bühne hin- und her spazierend trat Monobrother samt Verstärkung als einer der Special guests des Abends auf.

Dem Artclub Imst sei Dank für die Plattform, die am Festival auch abseits des Jazz geboten wird!

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