Plenum im Pitztal löste sich auf
Kuriose Neuwahl in Jerzens

Der Jerzener Gemeinderat beschloss einstimmig, sich aufzulösen und Neuwahlen zu erzwingen. | Foto: Perktold
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Der Jerzener Bürgermeister Matthias Plattner ist seit Jahresbeginn rekonvaleszent. Der Gemeinderat löste sich vergangene Woche freiwillig auf und muss nun auf Neuwahlen warten.

JERZENS. Mit Spannung wurde die vergangene Gemeinderatssitzung in Jerzens erwartet. Bürgermeister und Amtsleiter Matthias Plattner ist seit seinem Balkonsturz zu Jahresbeginn im Krankenstand und kann die (beiden) Amtsgeschäfte derzeit offenbar nicht bewältigen. Eine schwierige Situation nicht nur für den Betroffenen, sondern auch für die Gemeinderäte und die Mitarbeiter der Kommune.

Kein Rücktritt vom Kapo

Um hier nun endlich Klarheit zu schaffen, wurde in der vergangenen Woche eine Gemeinderats-Sitzung einberufen. Verschiedene Szenarien waren hier denkbar gewesen. Der Dorfchef hätte erscheinen, bzw. zurücktreten können - dann hätte man lediglich einen neuen Bürgermeister wählen können.
Dies war aber nicht der Fall: Bgm. Matthias Plattner ließ sich erneut krankheitsbedingt entschuldigen, wollte aber offensichtlich von einem Rücktritt nicht wissen. Dies zwang nun den Jerzener Gemeinderat zu einem nicht alltäglichen Schritt. 

Neuwahlen in drei Monaten

Nachdem einige dringliche Punkte im Vorfeld abgearbeitet wurden, entschloss man sich einstimmig, das Plenum der Pitztaler Gemeinde aufzulösen und so Neuwahlen zu erzwingen.
Vizebürgermeister Johannes Reinstadler erklärte: "Wir bedauern diesen Schritt, der aber unverzichtbar ist, um die Handlungsfähigkeit der Kommune zu gewährleisten. Ich werde als Bürgermeister-Kandidat in Rennen gehen, alle drei bisherigen Listen fügen sich zu einer Fraktion zusammen."
Der angehende Jurist Reinstadler betont die gute Zusammenarbeit in der Gemeindestube und hofft auf eine baldige Rückkehr des rekonvaleszenten Ex-Bürgermeisters als Amtsleiter: "Mattthias Plattner ist seit 23 Jahren ein geschätzter Leiter des Gemeindeamtes und wir wollen ihn zumindest in dieser Funktion sehr gerne behalten. Die Doppelbelastung hat aber offensichtlich zu dieser - auch für uns - sehr schwierigen Situation geführt. Wir alle wünschen ihm baldige Genesung."

Eine Übergangs-Lösung

Ob neben der neuen Einheitsliste noch weitere Fraktionen, bzw. Bürgermeister-Kandidaten antreten, ist derzeit noch unklar. Die BH Imst wird nun einen Amtsverwalter samt Beirat installieren, um die Zeit bis zur Neuwahl - frühestens am 27. August - zu überbrücken.
Die finanzielle Situation der Pitztaler Gemeinde ist ebenfalls nicht gerade rosig: Durch verschiedene Infrastruktur-Maßnahmen sieht man sich derzeit mit einem Verschuldungsgrad von 100 Prozent konfrontiert. "Dies klingt aber gravierender, als es tatsächlich ist. Ein Schuldenstand von drei Millionen Euro ist in absehbarer Zeit sicher zu regulieren", ist man sich im  - nun aufgelösten - Gemeinderat einig.
Warum der bisherige Dorfchef PLattner aber nicht zurücktreten wollte, um die Prozedur abzukürzen, darüber herrscht weiterhin Rätselraten. Plattner selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Hätte der Jerzener Bürgermeister rechtzeitig zurücktreten sollen?

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