Imster Buabefåsnåcht
s’Gangle der beiden Schwetz-Buabe, damals 1938

Erzählt von seinem Leben rund um d’Fåsnåcht: Karl Schwetz (94) | Foto: Matt
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  • Erzählt von seinem Leben rund um d’Fåsnåcht: Karl Schwetz (94)
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Heute ist er 94. Damals aber, 1938, war Karl Schwetz noch ein Bua der Buabefåsnåcht – und erzählt, wie's war.

IMST. Wenn die Imster Buabe am kommenden Sonntag in die Fåsnåcht gehen, tun sie das eigentlich nicht anders, wie's Karl Schwetz getan hat: Nur, dass es damals noch ein Samstag war – und dass zwischen dem Heute und dem Damals im Jahr 1938 ganze 85 Jahre liegen.

Für die Stadtjugend war das die zweite Buabefåsnåcht überhaupt in organisierter Form, aber die allererste für den neunjährigen Karl, dessen Eltern noch um Erlaubnis bitten mussten, ob der Bua in die Fåsnåcht gehen darf – und zwar beim Lehrer.


Zwei Brüder

Derselbe hatte nichts dagegen. Glücklicherweise, „sinscht hat i eh bleart“, verrät der Mann vom Majötz schmunzelnd, der dann ein altes Schwarz-Weiß-Foto herzeigt. Darauf zu sehen: Ein Lagge-Paar, er und sein älterer Bruder Zeno.

„Typisch fiar d’Fåsnåcht – passt gråd“, sagt Karl Schwetz schmunzelnd zum G’wand, das die Mama damals für ihn und seinen Bruder zurechtgeschneidert hat. | Foto: Franz Vaja
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„Da, schau’: Der Roller, der bin i“, tippt Karl mit dem Finger auf das Glas und erinnert sich, wie seine Mutter Margarethe – eine geradezu fanatische Fåsnåchtlerin – das G’wand der Buabe geschneidert hat. „Typisch fiar d’Fåsnåcht – passt gråd“, sagt Karl und lacht herzhaft.

„Zwei putzige Lackescheller“

Dass Karl und Zeno in diese Rollen geschlüpft sind, das sei der Wunsch der Eltern gewesen. „Mir sein froh g’wesen, dass ma gian ham kennen“, sagt der 94-Jährige, dem's nicht gegen den Strich gegangen ist, sich gefreut hat auf die Abwechslung vom Alltag. Ein Vergnügen sei's allemal gewesen, mit der geliehenen Larve vom Walch-Bäck, dem klingenden Gröll vom Komitee am 20. Februar 1938 in die Fåsnåcht zu gehen.

Das einzige Lagge-Paar der Imster Buabefåsnåcht 1938: Karl Schwetz, damals neun Jahre alt, als Roller (r.), links sein älterer Bruder Zeno als Scheller. | Foto: Franz Vaja
  • Das einzige Lagge-Paar der Imster Buabefåsnåcht 1938: Karl Schwetz, damals neun Jahre alt, als Roller (r.), links sein älterer Bruder Zeno als Scheller.
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„Nur isch niå nix weitergangen“, weiß Karl noch. Immerhin waren er und sein Bruder das einzige Lagge-Paarle an diesem Tag, fanden dementsprechend viel Beachtung, mussten Gangle um Gangle vollführen – so oft, dass der Zeno oft nur mehr den Kopf geschüttelt habe.

Geschafft haben's beide übrigens auch in die Zeitung. So schreibt der Tiroler Anzeiger am 22. Februar 1938: „Zwei putzige Lackescheller fielen durch die Echtheit der Kostümierung und des Gehabens ganz besonders auf.“


Zwei Soldaten...

„Jå, mir sein guat ankemmen“, sagt Karl heute stolz – und wie's geht, das hätten ihnen die Erwachsenen vorher gezeigt. „Dia Ålten“ hätten dann später auch noch viel g’redet – noch im selben Jahr über den Anschluss an das Dritte Reich, dann im nächsten Jahr schon über den Krieg. Kurz vor dem Ende mussten beide Brüder noch einrücken – zuerst Zeno, dann auch Karl. Nur kam der Zeno nie mehr heim.

„Die Mama hat bis ’78 immer no g’hofft“, sagt Karl leise, der seinen Bruder vor dessen Abfahrt an die Front noch sehen wollte, dafür eiligst von Imst nach Landeck radelte – und dann mitansehen musste, wie der Zug mit dem Zeno drin davonfährt.


...und wie’s Leben weiterging

Mehr muss davon nicht erzählt werden. Nur, dass der Zeno sicher immer stolz heruntergeschaut hat, wie sein Bruder, nun ganz erwachsen und beginnend mit 1949, wieder in die Fåsnåcht geht: Sechs, sieben Mal sogar – etwa als Hex’, mehrfach als Roller gemeinsam mit dem Hubert Schwemmberger und einmal auch mit der Labara.

Stolzer Uropa und längst fåsnåchtsbegeisterte Urenkelin, die nichts außer 92 Jahre trennen: Karl Schwetz (94) und Magdalena (2) | Foto: Matt
  • Stolzer Uropa und längst fåsnåchtsbegeisterte Urenkelin, die nichts außer 92 Jahre trennen: Karl Schwetz (94) und Magdalena (2)
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1975 geht er das letzte Mal mit. Der Fåsnåcht aber bleibt Karl als Ordner aus der Stadtfeuerwehr heraus erhalten, die 75 Jahre auf ihn zählen kann – und er 58 Jahre lang auf seine Frau Rosa, mit der er am Majötz ein Haus baut und eine Familie gründet. Zwei Töchter schenkt das Leben den beiden und auch zwei Söhne, die dann selber in die Fåsnåcht gehen – wie auch Enkel und Urenkel.

Geliebt und geschätzt innerhalb einer Ur-Imster Familie, die noch immer in die Fåsnåcht geht: Karl Schwetz (94) mit seinen Töchtern Renate (l.) und Herta (r.) | Foto: Matt
  • Geliebt und geschätzt innerhalb einer Ur-Imster Familie, die noch immer in die Fåsnåcht geht: Karl Schwetz (94) mit seinen Töchtern Renate (l.) und Herta (r.)
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Die Fåsnåcht, „des G’jag“, erzählt Karl mit seiner Urenkelin Magdalena (2) auf dem Schoß, schaut er sich immer noch gerne an: Nun im reiferen Alter eben seit ein paar Jahren vom Balkon des Gasthof Hirschen aus. Am Sonntag wird er von dort auch wieder herunterschauen: Auf die Buabe, die in die Fåsnåcht gehen – ganz so wie er damals, vor 85 Jahren.

Die Imster Fåsnåcht im Internet

Die anstehende Buabefåsnåcht als Sonderthema

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