Restmüll reist an Genfer See

Bahnhof_Ötztal | Foto: Foto: Geisler

Roppen bekommt heuer noch eine mechanische Anlage - Kosten von 3,5 Millionen Euro

Ab 1. Jänner nächsten Jahres wird der Tiroler Restmüll außerhalb der Landesgrenzen entsorgt. Die rund 20.000 Tonnen, die jährlich in den Bezirken Imst und Landeck (Abfallverband Tirol West und Sölden) anfallen, treten die Reise in die Schweiz zum Genfer See an. Zuvor muss in Roppen noch eine mechanische Anlage für rund 3,5 Millionen Euro errichtet werden.
ROPPEN (mg). Voll auf die Bahn setzt man in Sachen Restmüllexport. Zwei Züge sollen pro Woche laut BH Raimund Waldner, Obmann des Abfallverbandes Tirol West, künftig ihre Reise an den Genfer See von Ötztal-Bahnhof aus antreten. Das ist zwar teurer als mit dem LKW, aber von ökologischer Seite sinnvoll. Es war ein Wunsch der Bürgermeister, dass der LKW-Transport nicht gesteigert wird, so Waldner.

Mechanische Anlage in Roppen
Mit Restmüll verschickt werden die Züge einerseits aus Roppen und andererseits aus der Ötztaler Tourismushochburg Sölden. Während auf die Gemeindebürger von Sölden keine großen Änderungen zukommen, denn schon jetzt verfügt die Gemeinde über eine Schredderanlage, die den Müll containtertauglich macht, muss in Roppen investiert werden. Von Sölden werden zumindest fix für zwei Jahre (plus ein Jahr Option) geschätzte 2.000 Tonnen Restmüll nach Ötztal-Bahnhof per Container angeliefert. Bgm. Ernst Schöpf will in Sachen Transport einem einheimischen Frächter die Chance geben, sich einzubringen. Für die Söldener tut sich also nicht allzu viel. In Roppen hingegen soll und muss heuer noch eine eingehauste Umladestation mit Schredder und Eisenabschneideanlage gebaut werden. Der Roppener Dorfchef schätzt die notwendigen Investitionen dafür auf 3,5 Millionen Euro.

Müllexport, doch nicht so billig?
Zwar wurden von Mayrs Parteikollege Hans Lindenberger bei der Präsentation der Tiroler Mülllösung die niedrigeren Preise für die Bevölkerung hervorgehoben. Das ist laut Mayr allerdings nur die halbe Wahrheit, denn in der zwischen Land und ausländischen Partnern vereinbarten Pauschalsumme von 150,- Euro/Tonne für den Abtransport und die Verbrennung des Restmülls sind die Errichtungskosten der mechanischen Anlage nicht enthalten. So wird beim Abfallverband Tirol West damit gerechnet, dass es zumindest im ersten Jahr des Müllexports keineswegs billiger wird, wie angepriesen. Stattdessen kalkuliert man derzeit für 2009 mit einem Preis pro Tonne von rund 220,- Euro. Dieser enthält sowohl die Kosten für das Verbrennen als auch für die Verladestation und die Nachsorgekosten für die Deponie. Erst in den Folgejahren ist von einer Verbilligung und eines Einpendelns auf das derzeitige Preisniveau (derzeit ca. 187,- Euro/Tonne) auszugehen. Was die künftige Lösung der Müllverbrennung in Tirol angeht, geben sich sowohl Bgm. Ernst Schöpf als auch sein Kollege Ingo Mayr vom geplanten Zeithorizont skeptisch. Nach zwei Jahren Mülltransport ins Ausland und einem optionalen Jahr soll diese laut Wunsch der Landespolitik gegeben sein. Ich halte eine Tiroler Lösung in drei Jahren für unrealistisch, betont der Söldener Dorfchef. In der Schweiz nimmt die Bevölkerung die Thematik anders auf erzählt Schöpf, denn die nagelneue Müllverbrennungsanlage (MVA) in Lausanne grenze direkt an ein Wohngebiet an. So sieht es auch Ingo Mayr. Das Thema Müllverbrennung wird leider nicht sachlich diskutiert. Das ist eine sehr saubere Angelegenheit vergleichbar mit einem Autobahnstück von zwei Kilometern. Den geplanten Zeitpunkt 2011 hält auch Mayr für unrealistisch: Wenn bis 2015 eine MVA in Tirol steht, dann müssen wir zufrieden sein.

Zur Sache 1
Beitrag bleibt
Auch wenn der Tiroler Restmüll künftig außerhalb der Landesgrenzen verbrannt wird, die Bundesabgabe des Altlastensanierungsbeitrags müssen die Gemeinden weiterhin zahlen. Zwar reduziert sich diese, da bei Verbrennung pro Tonne 7,- Euro statt 87,- Euro bei einer Deponierung verrechnet werden. Bei den 20.000 Tonnen Restmüll im Oberland ergeben sich immerhin 140.000,- Euro, die von den Gemeinden abgeführt werden müssen.

Zur Sache 2
Deutscher und Schweizer Partner
Die Entsorgung des Restmülls übernimmt die SITA Deutschland GmbH in Köln für das Tiroler Oberland. Die logistische Komponente beim Transport liegt nicht bei der ÖBB, sondern bei der schweizerischen RailLogis-tics AG.

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