Die EM der Naturbahnrodler wurde auf einer Elf-Sekunden Strecke zum Lachschlager
Die Farce von Moskau

Thomas Kammerlander wollte in Moskau schon am Start nicht auf das schauen, was ihn auf der Micky-Maus-Strecke erwarten sollte. | Foto: Miriam Jennewein
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  • Thomas Kammerlander wollte in Moskau schon am Start nicht auf das schauen, was ihn auf der Micky-Maus-Strecke erwarten sollte.
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UMHAUSEN (pele). Er war als Titelverteidiger nach Moskau gereist und konnte nach dem dortigen Bewerb nur noch den Kopf schütteln. Thomas Kammerlander fand zur EM-Farce in der russischen Metropole dann auch deutliche Worte: „Mein neunter Platz juckt mich nicht. Aber nach so einem Event müssen in der FIL Köpfe rollen.“

Was war passiert? Die Russen hatten es offenbar verabsäumt, sich frühzeitig um die Bahn zu kümmern. Jedenfalls stand dann nur noch eine Strecke zur Verfügung, für die der neue Europameister Michael Scheikl aus der Steiermark gerade einmal 11,11 Sekunden benötigte. Kammerlander: „In der Grantau bin ich bis zur ersten Kurve 11,40 unterwegs. Was soll das für ein Bewerb sein?“

Auch Nationaltrainer Gerald Kammerlander lag die Farce schwer im Magen. Er meinte: „Mit Scheikl und Evelin Lanthaler haben wir verdiente Europameister. Sie haben während der gesamten Saison starke Leistungen gezeigt. Aber es hat in diesem Fall die Sportpolitik über den Sport gesiegt. Und dem Naturbahnrodeln wurde ohne Frage ein Bärendienst erwiesen.“

Über die Sportler selbst sind die vor Ort anwesenden FIL-Funktionäre eiskalt drüber gefahren. Denn am Tag vor dem Rennen wiesen die Athletensprecher Tina Unterberger und Patrick Pigneter, wahrlich zwei Größen ihres Fachs, ausdrücklich darauf hin, dass kein regulärer Bewerb durchgeführt werden kann. So meinte dann auch Unterberger, die Bronze geholt hatte, nach dem Rennen: „Die Veranstaltung hat einen argen Beigeschmack. Wirklich freuen kann ich mich über diese Medaille nicht.“

Dass sich dann auch noch vor Ort ein FIL-Funktionär hinstellt und die mutige Entscheidung gegen eine Absage der EM lobt, spottet schließlich jeder Beschreibung. Zweifelsohne sind da einige Herren mehr als rücktrittsreif.

Nachstehend die Ergebnisse einer wohl noch selten dagewesenen lächerlichen Europameisterschaft:
Herren: 1. Scheikl (Ö) 0:11.11, 2. Egorov (Rus) +0,02. 3. Gruber (Ita) +0,03, 4. Martianov (Rus) und Achenrainer (Ö) +0,04, 6. Schopf (Ö) +0,05, … 9. Kammerlander (Ö) +0,11, 10. Markt (Ö) +0,14.
Damen: 1. Lanthaler (Ita) 0:11.38, 2. Lavrenteva (Rus) +0,03, 3. Unterberger (Ö) +0,04, 4. Pinggera (Ita) +0,24, 5. Mittermair (Ita) +0,33, 6. Diepold (Ö) +0,38, 7. Ruetz (Ö) +0,43, …10. Markt (Ö) +0,47.
Doppel: Lambacher/Lambacher (Ita) 0:11.59, 2. Porshnev/Lazarev (Rus) +0,06, 3. Pigneter/Clara (Ita) +0,13, 4. Kovshik/Tarasov (Rus) +0,19, 5. Egorov/Popov (Rus) +0,23, 6. Achenrainer/Achenrainer (Ö) +0,24.
Teambewerb: 1. Italien (Lanthaler/Pigneter/Gruber) 0:37.91, 2. Österreich (Unterberger/Scheikl/Achenrainer) 0:38.17, 3. Russland (Lavrenteva/Egorov/Martyanov) 0:38.60.

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