Tschirganttunnel nimmt neuen Anlauf
Zurück auf Start hieß es dieser Tage für das geplante Projekt Tschirganttunnel

Der Fernpass ist besonders im Winter ein Staugarant. | Foto: Archiv Krabichler
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  • Der Fernpass ist besonders im Winter ein Staugarant.
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NASSEREITH/HAIMING (ps). LH Günther Platter war vergangene Woche bei Verkehrsminister Norbert Hofer um konstruktive Gespräche die B179 Fernpassstraße betreffend zu führen. Das Resultat schlug ein wie eine Bombe, das Projekt Tschirganttunnel, das seit 2011 auf Eis liegt, wird aufgetaut und wieder auf Schiene gebracht. Für die verkehrsgeplagten Anrainergemeinden soll sich eine deutlich spürbare Entlastung bemerkbar machen, daran wird vielerorts aber gezweifelt. Von einer weiteren Engstelle und einer weiteren vorhersehbaren Blockabfertigungsdurchsage im Radio oder gar einer neuen Transitroute ist hier die Rede.

Wasserreservoir in Gefahr?

Haimings Bürgermeister sah diese Entscheidung zwar kommen, kann aber auch nach achtjähriger Pause dem Tschirganttunnel nicht viel Positives abgewinnen, im Gegenteil. Die Erkenntnis, dass der Tschirgant ein gigantischer Wasserspeicher und damit ein wertvolles Reservoir des flüssigen Goldes für die Gemeinden Stams, Silz und Haiming in sich trägt, bestärkt den Gemeindechef gegen dieses Vorhaben anzukämpfen. Da in Haiming, der Obsthochburg im Tiroler Oberland, zahlreiche Äpfel-und Weintraubenanlagen in Trockenperioden zu bewässern sind, kommt dieses Wasserdepot in einem kaum vorstellbaren Ausmaß gerade recht. Dieses zu gefährden um ein massives Mehraufkommen an Verkehr in diese Region zu lenken kommt für Leitner schlicht nicht in Frage, andere Lösungen seien zu finden. 

Lebensqualität steigern

Platter und Hofer haben vereinbart, dass die Asfinag das Tschirgantprojekt neu bewertet. Dieser Tunnel vom Gurgltal hinunter ins Inntal ist Sache des Bundes und somit der Asfinag. Die Forderungen, den Tunnel zu bauen, wurden mit zunehmendem Verkehrsaufkommen entlang der ständig überlasteten Fernpassroute immer lauter. "Ein Ziel ist neben der Verkehrsentlastung und der damit einhergehenden Steigerung der Lebensqualität entlang der Verkehrsader war auch die bessere Erreichbarkeit des Ausserferns", richteten Hofer und Platter in einer Aussendung aus. Jetzt soll geprüft werden, unter welchen Bedingungen die Trasse und der Tunnel durch das Tschirgantmassiv gebaut werden können.

Bürgermeister von Imst, Tarrenz, Obsteig und Nassereith begrüßen Entscheidung

Für die Bürgermeister der Gemeinden Imst, Tarrenz, Obsteig und Nassereith – Stefan Weirather, Rudolf Köll, Hermann Föger und Herbert Kröll – ist der verkündete Startschuss ein Grund zur Freude. „Nachdem man in den letzten Jahren durchaus manchmal den Glauben daran verlieren konnte, dass der Tschirganttunnel jemals realisiert wird, sind die heutigen eindeutigen Signale aus Wien mehr als erfreulich“, sagt VP-Landtagsabgeordneter und Bürgermeister von Imst, Stefan Weirather.Für Rudolf Köll, Bürgermeister von Tarrenz, und Hermann Föger, Bürgermeister von Obsteig, ist der Bau des Tschirganttunnels zur Entlastung der Menschen in ihren Gemeinden alternativlos: „Der Verkehr hat mittlerweile ein Niveau erreicht, dass einfach nicht mehr erträglich ist. Auch wenn es bis zur Umsetzung noch etliche Jahre dauern wird, ist der Tschirganttunnel das einzige Projekt, das für die Menschen in Tarrenz und Obsteig eine echte Verbesserung und damit wieder ein Mehr an Lebensqualität bringen würde“, sind sich die beiden Bürgermeister einig.
Auch Bürgermeister Herbert Kröll macht keinen Hehl aus seiner Unterstützung für den Tschirgant. Wichtig sei für seine Gemeinde aber auch die parallele Umsetzung des Fernpass- Scheiteltunnels. „Ihre volle Wirkung entfalten beide Projekte erst in Kombination. Mit dem Fernpass-Scheiteltunnel wären viele Behinderungen und Sperren der Fernpass-Strecke in diesem Winter vermeidbar gewesen“, ist Kröll überzeugt.

Freude bei der FPÖ

Die Reaktionen darauf fallen sehr unterschiedlich aus. FPÖ-Landesparteiobmann Markus Abwerzger ist erfreut. Jahrelang sei in dieser Frage nichts konkretes weitergegangen. Infrastrukturminister Norbert Hofer mache eine Prüfung der Trassenführung jetzt möglich. Dafür, dass dies nicht schon früher möglich war, macht Abwerzger die Tiroler Grünen verantwortlich. Sie haben, so der Vorwurf, "alle vernünftigen Maßnahmen zur Lösung des Fernpassproblems verhindert."

Zurück an den Start

Auch Tirols Grüne sprechen von "guten Nachrichten", sie sehen die neuerliche Prüfung allerdings aus einem völlig anderen Blickwinkel. Für sie ist die neue Bewertung gleichbedeutend mit einem "Zurück an den Start". Der Tunnel rücke nun in weite Ferne. Die Tiroler Grünen drängen darauf, dass zuerst die Ergebnisse der angekündigten Verkehrsuntersuchungen abgewartet werden sollen, bevor auf der B179 weitere Planungen bzw. Ausbaumaßnahmen stattfinden. "Das wäre vernüftig", so Grünen-Verkehrssprecher Mingler.

Nur ein "Stückwerk"

Auch von Seiten der Neos gibt es eine Stellungnahme. Ihnen fehlt ein Gesamtkonzept. NEOS Verkehrssprecher LA Andreas Leitgeb spricht von einem „Stückwerk" und "halben Lösungen". Was es brauche, sei eine "zukunftsorientierte und nachhaltige Verkehrsplanung, sprich ein Gesamtkonzept für diese Region.“

Scheiteltunnel muss folgen

Zufrieden äußert sich ÖVP-Nationalrätin Elisabeth Pfurtscheller. "Nachdem das Vorhaben lange Zeit auf Eis gelegen ist, haben Bundesverkehrsminister Norbert Hofer und die Asfinag heute den Startschuss für das Projekt Tschirganttunnel gegeben“, freut sich die Außerferner VP-Politikerin. Der hartnäckige Einsatz der letzten Jahre habe sich bezahlt gemacht. Tirols Landeshauptmann Günther Platter habe die letzte notwendige Überzeugungsarbeit für diese Entscheidung bei Minister Hofer geleistet.
Als nächstes gehe es laut Pfurtscheller nun darum, dass im Sinne einer Gesamtlösung schnellstmöglich auch die noch notwendigen Schritte für die Umsetzung des Fernpass-Scheiteltunnels eingeleitet werden.

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