Magensäureblocker: Effizient, aber fatale Nebenwirkungen möglich
Therapie bei Reflux-Erkrankung
Friedrich A. Weiser, Facharzt für Chirurgie in Wien, beantwortet Fragen zur Therapie bei krankhaftem Reflux.
Protonenpumpeninhibitoren (PPI, auch Magensäureblocker genannt) gelten als Goldstandard in der medikamentösen Therapie bei Refluxerkrankungen. Wie wirken diese etwa im Vergleich zu Hausmitteln wie Natron?
FRIEDRICH A. WEISER: PPI wirken so, als ob man einen Wasserhahn abdrehen würde. Der Magen produziert keine Magensäure, und die Schleimhaut erholt sich innerhalb von vier Wochen nicht nur, sondern erneuert sich komplett. Diese Therapie ist so effizient, dass die PPI's in den Industrieländern bereits im ersten Jahr die Antibabypille und das Aspirin in den Verkaufszahlen geschlagen haben.
Immer häufiger liest und hört man von erheblichen Nebenwirkungen. Welche können auftreten?
Bei jahrelanger Verwendung werden erhebliche Nebenwirkungen beschrieben. Neben Osteoporose und dem Auftreten von Magenkrebs wird die Demenzentstehung, das Auftreten einer Polyneuropathie und eine Verkürzung der Lebenserwartung diskutiert.
Ist eine Reflux-Operation Ihrer Meinung nach die bessere Alternative?
Besonders bei Veränderungen des Gewebes am unteren Ende der Speiseröhre stellt die Operation eine gute Therapie dar, insbesondere die Operation nach Toupet. Dabei wird die Magenmanschette nicht komplett um die Speiseröhre gewickelt. Diese OP wird in spezialisierten Zentren nach umfangreichen Voruntersuchungen – Druck- und Säuremessung – durchgeführt.
Welche Möglichkeiten gibt es sonst noch zur Behandlung?
Es kommt derzeit zu einer Renaissance der H2-Blocker, deren Wirkung man sich so vorstellen kann, als ob man einen großen Schwamm in eine Schüssel mit Wasser – Magensäure im Magen – gibt.
Was kann der Patient selbst beitragen?
Zwei Stunden nach Mahlzeiten sollte man sich möglichst nicht hinlegen. Es empfiehlt sich mit erhöhtem Kopfteil – verstellbarer Lattenrost oder zweiter Kopfpolster – zu schlafen. Säurelockende Speisen, etwa Orangen, Paradeiser, Weißwein Sekt und Süßigkeiten sollte man meiden, außer diese werden individuell gut vertragen. Gewichtsreduktion, wenig Alkohol und gutes Kauen der Speisen sind weitere Maßnahmen.
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