Noch unerforscht
Antisemitismus und Nationalsozialismus in der Secession

Die Secession mit der Hakenkreuzfahne, anlässlich der Propaganda für die "Volksabstimmung" im April 1938. | Foto: Archiv der Secession
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  • Die Secession mit der Hakenkreuzfahne, anlässlich der Propaganda für die "Volksabstimmung" im April 1938.
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Der lange Schatten des Antisemitismus und des Nationalsozialismus in Zusammenhang mit der Geschichte der Wiener Secession von 1898 bis 1955: Ein neues Forschungsprojekt unter der Leitung des Zeithistorikers Oliver Rathkolb soll diesbezüglich Licht ins Dunkel bringen. Nun präsentierte er die ersten Ergebnisse.

WIEN/INNERE STADT. Erst kürzlich feierte die Secession ihr 125-jähriges Jubiläum. Im November 1897 gründete der bedeutende österreichische Maler Gustav Klimt gemeinsam mit einigen anderen Künstlern wie Josef Engelhart und Wilhelm List die Vereinigung bildender Künstler Österreichs und somit auch die Wiener Secession.

Ziel war es, sich vom Konservatismus des Wiener Künstlerhauses abzugrenzen. Das Wort "Secession" kommt aus dem Englischen und bedeutet "Abspaltung". Die Wiener Variante des Jugendstils wird bis heute auch Secessionsstil genannt.

Bisher unerforschte Geschichte

Die Geschichte der Secession wurde bereits auf viele Weisen aufgearbeitet. Doch die politische Geschichte und insbesondere die Rolle der Secession im Nationalsozialismus wurden bisher wenig bis gar nicht beleuchtet. Deshalb hat der Zeithistoriker und Universitätsprofessor Oliver Rathkolb eine umfassende Aufarbeitung von Beständen des historischen Archivs der Secession vorgenommen. Das Forschungsprojekt wurde von der Secession selbst in Auftrag gegeben sowie von der Stadt Wien, dem Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus und anderen Akteuren unterstützt.

Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler hielt eine Eingangsrede. | Foto: Teischl/RMW
  • Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler hielt eine Eingangsrede.
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Im Rahmen eines kostenlosen Vortrags im Hauptraum der Secession in der Friedrichsstraße 12 präsentierte Rathkolb kürzlich die ersten Ergebnisse des Forschungsprojekts. Begrüßt wurden die Gäste von der Präsidentin der Secession, Ramesch Daha. Auch Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) stattete der Veranstaltung einen Besuch ab und hielt eine kurze Eingangsrede: "Erst am vergangenen Freitag haben sich 80.000 Menschen versammelt, um zu zeigen: 'Es reicht!' (...) Ich habe mich sofort bereit erklärt, dieses Projekt zu unterstützen. Danke lieber Oliver, das ist eine wichtige Arbeit, die wir auch fortsetzen wollen."

Langzeitanalyse des Antisemitismus

Mittels einer sogenannten "historischen Netzwerkanalyse" versuchten Rathkolb und sein Forschungsteam, die politischen Einstellungen zentraler Akteurinnen und Akteure sowie Künstlerinnen und Künstler der Secession zu analysieren. Dabei fokussierten sie sich nicht nur auf die Blütephase des Nationalsozialismus – zwischen 1918 und 1945 – sondern blickten zurück bis in die Gründungsphase der Secession, der Habsburger Monarchie. "Wer den Nationalsozialismus und seine unsäglichen Grausamkeiten verstehen will, muss zurück in die Monarchie", betont Rathkolb. Als Forschungsgrundlage dienten Privatarchive, viele Archivarien aus dem benachbarten Künstlerhaus sowie alte Zeitungsartikel.

Der Andrang zu dem Vortrag war überraschend groß. | Foto: Teischl/RMW
  • Der Andrang zu dem Vortrag war überraschend groß.
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Rathkolb präsentiert auch einige Fragen, die sich im Forschungsprozess bisher gestellt haben: Wie konnten jüdischstämmige Künstler wie der Theaterregisseur Max Reinhardt und der Komponist Gustav Mahler mit bekennenden Antisemiten wie den Malern Alfred Roller – der auch Mitglied der deutschnationalen Burschenschaft Deutscher Kunstakademiker "Athenaia" war – und Carl Moll eine Freundschaft pflegen? Die Antwort: "Sie waren Juden, die aufgrund ihrer besonderen Leistungen als außergewöhnlich erachtet wurden – die sich sozusagen von der Norm abgehoben haben und eher einen Einzelfall darstellen würden", erklärt Rathkolb.

Nun wird der Forschungsprozess fortgesetzt. Bis in die Zweite Republik sollen die Folgewirkungen der rassistischen Einstellungen einiger Mitglieder der Secession untersucht und rekonstruiert werden. Weitere Ergebnisse werden dann im Laufe des Jahres im Rahmen weiterer Vorträge präsentiert. Weitere Infos findest du hier.

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