Sozialer Abstieg
Corona-Krise erhöht Armutsrisiko
Die Auswirkungen der Corona-Krise treffen Arme härter als den Rest der Bevölkerung. Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) drängt daher auf eine weitere Erhöhung des Arbeitslosengeldes. Eine Vermögenssteuer kommt für ihn zur langfristigen Finanzierung der Krise auch in Frage.
ÖSTERREICH. Nicht ganz überraschende Ergebnisse lieferte eine im Auftrag des Sozialministeriums erhobene Studie zur Auswirkungen der Pandemie auf Arme und Armutsgefährdete. Die Corona-Pandemie trifft sozial schwache Gruppen noch härter als den Rest der Bevölkerung. Bereits vor der Krise habe es schon ein beträchtliches Armutsrisiko gegeben, das sich nun verstärken könnte, befürchtete Anschober. Vorrangig gilt es nun, dafür zu sorgen, dass aus der schwersten Gesundheitskrise keine soziale Krise werde, bekräftigte er.
Vermögenssteuer zur Lastenverteilung
Die Bundesregierung setze laut Anschober einige Maßnahmen, um die Auswirkungen ein wenig abzufedern. Momentan gebe es Gespräche über eine befristete Erhöhung des Arbeitslosengeldes. Zur langfristigen Finanzierung der Krise möchten die Grünen mit dem Koalitionspartner über eine Vermögenssteuer sprechen, denn Anschober sieht hier einen Handlungsbedarf ."Ein klares Ja zur Gerechtigkeit bei der Lastenverteilung am Tag danach", zunächst sei aber jetzt die Bewältigung der Krise im Fokus, meinte der Minister.
Corona-Krise verstärkt Armut
Laut der Studie waren 2019 waren rund 17 Prozent der Bevölkerung armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, Tendenz sinkend. Durch die Pandemie trifft es wenig überraschend ohnehin benachteiligte Menschen noch stärker, wie WU-Sozialwissenschafterin Karin Heitzmann mitteilte. Jetzt seien Ausländer, Junge und Langzeitarbeitslose überproportional von der erhöhten Arbeitslosigkeit betroffen, aber auch Selbständige, denen die Erwerbsgrundlage weggebrochen ist, seien gefährdet. Zudem kommen belastende Faktoren wie Homeschooling hinzu, unter dem Alleinerziehende, Großfamilien und bildungsfernere Familien besonders leiden.
Bündel an Maßnahmen gefordert
Es brauche jetzt nachhaltige Ausbildungsmaßnahmen, um Jobs zu schaffen, forderte Heitzmann. Parallel seien genauso der flächendeckende Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen und Ganztagsschulen notwendig. Eine Erhöhung von diversen Sozialleistungen seien laut Heitzmann auch sinnvoll. Anschober verwies in diesen Zusammenhang auf die Umschulungen im Rahmen der Arbeitsstiftung, etwa im Pflegebereich.
Diakonie für Existenzsicherung
Die Diakonie warnt vor einer Zunahme von sozialen Problemen und spricht sich deshalb für eine starke Mindestsicherung aus. Die Krise habe gezeigt, "wie wichtig jetzt eine gute Mindestsicherung wäre, statt einer schlechten Sozialhilfe, die Menschen in Existenznöten und Notsituationen nicht trägt“, sagte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser in einer Aussendung. Neue Sozialhilfegesetze in zwei Bundesländern würden die Armut nur weiter verschärfen.
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