Futter und Pflege
Stadt greift Fiakern unter die Arme
Die Coronakrise macht den Wiener Fiakerbetrieben zu schaffen. Doch Hilfe seitens der Stadt naht.
INNERE STADT. Die Innere Stadt erwacht langsam, aber sicher wieder zum Leben. Auch dank der Wiedereröffnung der Geschäfte dürfte die Passantenfrequenz allmählich wieder zunehmen. Nur eine echte Wiener Institution ist nach wie vor nirgends zu sehen: Die Wiener Fiaker dürfen den Betrieb noch nicht wieder aufnehmen, was bei vielen für Verzweiflung sorgt.
Ursula Chytracek hat 36 Pferde zu versorgen. Aufgrund der Coronakrise musste sie ihre zwölf Fiakerfahrer bereits kündigen. Ihre fünf Stallburschen sind weiterhin angestellt. „Die Fixkosten laufen weiter, obwohl wir nicht fahren dürfen“, verzweifelt sie. Für die Tiere benötigt Chytracek acht Tonnen Heu im Monat. Das bedeutet eine Summe von 10.000 Euro nur für das Futter. Für die Stallburschen liegen die Kosten bei 5.000 Euro. „Wir Fiaker fallen bei den Hilfspaketen total durch den Rost, verdienen dürfen wir aber auch nichts“, kritisiert Chytracek.
Kredite zur Rettung des Betriebs
Sie ist seit 19 Jahren selbstständig und seit zwei Jahren schuldenfrei. "Wir müssen uns jeden Sommer etwas zusammensparen, um über den Winter zu kommen. Man wird nicht reich mit diesem Geschäft, aber wir alle machen es mit viel Leidenschaft zu unserem Beruf", spricht die Unternehmerin für sich und ihre Kollegen. Da jetzt aber in der wichtigsten Zeit des Jahres alles stillstehe, hätten schon einige einen Kredit aufgenommen, um über die Runden zu kommen.
Die Wiener Fiaker wünschen sich mehr Unterstützung vonseiten der Stadt. "Aufhören will keiner von uns, und das kommt auch nicht infrage. Aber wenn die Existenz bedroht ist, könnte vor allem den kleinen Betrieben nichts anderes übrig bleiben", so Chytracek.
Stadt verspricht Hilfe
Um die Fiaker so gut wie möglich zu unterstützen, hat sich jetzt auch die Stadt eingeschaltet. „Die Stadt Wien lässt niemanden im Stich – auch nicht die Wiener Fiakerunternehmen mit ihren Pferden. Die Fiaker leiden unter den aktuellen Bedingungen enorm und wissen zum Teil schon nicht mehr, wie sie das Futter für ihre Pferde finanzieren sollen. Daher helfen wir ihnen nun, sind die Fiaker doch ein wichtiges Wahrzeichen Wiens“, so Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ).
Konkret gibt es Unterstützung durch das „Wiener Fiaker-Futtermittelpaket“. Damit wird für die nächsten drei Monate der Aufwand für die Versorgung mit Futter und Einstreu sowie die regelmäßige Hufpflege für die Tiere, sprich 250 Euro monatlich pro Pferd, abgegolten. Abgewickelt wird das Hilfspaket über die Wirtschaftskammer (WK) Wien. Damit soll sichergestellt werden, dass nicht die Pferde die Leidtragenden dieser Krise sind. Die Förderung können Wiens Fiaker ab sofort bei der Wirtschaftskammer Wien beantragen. Dafür hat die WK Wien unter fiaker-foerderung@wkw.at und 01/514 50-3619 eine eigene Anlaufstelle für die Wiener Fiaker eingerichtet.
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