Verunstaltungen
Wie geht's mit dem Lueger Denkmal weiter?
Immer wieder trüben Verunstaltungen am Lueger-Denkmal das Bezirksbild. Maßnahmen werden schon lange gefordert. Im Herbst könnte es nun wirklich soweit sein.
WIEN/INNERE STADT. Es ist ein regnerischer Apriltag an dem kleine Regentropfen auf das Haupt der Statue des ehemaligen Wiener Bürgermeisters Karl Lueger prasseln. Das alleine wäre jetzt noch nicht besonders erzählenswert, wenn die Tropfen nicht zugleich auch auf drei Kloschüsseln prasseln würden. Wieder einmal wurde die Statue am Stubenring verunstaltet. Doch eine Lösung des Problems lässt schon seit längerem auf sich warten.
Um die Wut der Verunstalter gegen dieses Denkmal zu verstehen, bedarf es einen Blick zurück in die Geschichte. Von 1897 bis 1910 war Lueger Wiener Bürgermeister. Zwar gehörte er der christlich-sozialen Partei an, doch immer wieder nahm der Politiker auch antisemitische Positionen ein. Dennoch wurde ihm 1926 ein Denkmal gesetzt, welches seit Jahren für erzürnte Gemüter sorgt.
Runder Tisch im Rathaus
Vergangenen Mai lud die Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) schließlich zu einem runden Tisch ins Rathaus an dem rund 30 Personen teilnahmen. Geklärt werden sollte wie mit dem Denkmal in Zukunft umgegangen werden sollte. Im Endeffekt stand eine künstlerische Kontextualisierung im Raum. Doch seither ist beinahe ein Jahr vergangen und das Lueger-Denkmal ist um einige Beschmierungen reicher geworden.
Aus dem Büro der Stadträtin heißt es dazu: "Im Auftrag der Stadt führt Kunst im öffentlichen Raum Wien (KÖR) die Vorbereitungen zur Ausschreibung eines Wettbewerbs durch." Im Herbst 2022 soll schließlich eine Ausschreibung starten. Das Siegerprojekt möchte man dann im Frühjahr 2023 präsentieren.
Durch die ständigen Beschmierungen werden auch Reinigungsarbeiten notwendig, die mittels Steuergeld von der Stadt finanziert werden müssen. "Es macht Sinn, bis zur Realisierung der künstlerischen Kontextualisierung die Beschmierungen aus der letzten Zeit vorerst am Denkmal zu belassen – nicht zuletzt aus pragmatischen Gründen", so Stadträtin Kaup-Hasler. Zudem wird dadurch ein sorgsamer Umgang mit dem Steuergeld gewährleistet.
Bezirksvorsteher verweist auf laufendes Verfahren
Der Vandalismus trübt auch das Bezirksbild. Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) verweist auf die angekündigten Maßnahmen: "Momentan ist der Prozess der künstlerischen Kontextualisierung im Laufen. Dieser wurde von der Kulturstadträtin Kaup-Hasler initiiert und wird nun von Kunst im Öffentlichen Raum abgewickelt. Im Herbst 2022 soll die Ausschreibung für die Umgestaltung stattfinden“, so der Bezirkschef.
Um die Diskussion rund um das Lueger Denkmal anzuheizen, hat die Initiative "Internationale Liga gegen Rassismus und Antisemitismus" vergangenen November ein Kolloquium am Luger-Platz veranstaltet. Federführend war damals der Chef der NGO in Österreich, Benjamin Kaufmann.
"Meiner Meinung nach muss das Ehrenmal komplett entfernt und der Platz umbenannt werden", so Kaufmann. Den Vorschlag einer künstlerischen Umgestaltung hält er für schwierig. "Ich glaube, dass es bei einem so großem Denkmal extrem schwer wird. Da würde sich eher ein Museum anbieten", meint Kaufmann.
Von diesem Vorschlag hält die Stadträtin jedoch wenig. "Der Transfer des Denkmals in ein Museum bedeutet, es aus dem öffentlichen Raum zu entfernen. Wir dürfen aber nicht alles, was uns stört, alle negativen, schuldbeladenen, leidvollen Aspekte in der Historie einer Stadt wegräumen, sondern müssen uns damit konfrontieren", so Kaup-Hasler.
Der Regen hat aufgehört, die Kloschüsseln wurden wieder abmontiert. Doch die nächste Verunstaltung wird nicht lange auf sich warten lassen. Bleibt zu hoffen, dass die Entscheidungsträger schnell Maßnahmen ergreifen. Denn durch den Regen wurde weder die Aufschrift "Schande" noch die Probleme, die dieses Denkmal dem Bezirk bereitet weggespült.
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