Spanische Hofreitschule
Sex, Lügen und Intrigen – Prozess um Entlassung
Um den Entlassungsanfechtungsprozess eines langjährigen Bereiters der Spanischen Hofreitschule geht es am Montag vor dem Arbeits- und Sozialgericht Wien, nachdem dieser im März 2022 fristlos rausgeschmissen wurde. Hintergrund sind Vorwürfe gegen ihn als Abteilungsleiter, was das Verhalten gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betrifft. Auch Vorwürfe des Sexismus stehen im Raum. Der Bereiter will seinen Job zurück und bestreitet die Vorwürfe.
WIEN. Ein Eklat rund um das angebliche Verhalten eines Mitarbeiters und dessen fristlose Entlassung Ende März beschäftigt derzeit die Spanische Hofreitschule. Konkret geht es um die Arbeit des ehemaligen Bereiters in Piber, wo die Spanische Hofreitschule eine Außen-Dependance hat, und wohin der Bereiter 2019 auf eigenen Wunsch von Wien verlegt wurde. Zuvor war er aus der Bildungskarenz – um die er gebeten hatte, weil er mit den damaligen "Machenschaften" der ehemaligen Geschäftsführerin Elisabeth Gürtler nicht einverstanden gewesen sei – zurückgekommen. In Piber sollte er für eine Verbesserung der Reit-Qualität sorgen.
Anfang März 2022 wollte der Kläger – er war seit 1987 bei der Spanischen Hofreitschule als Vertragsbediensteter, seit 1. August 2006 mit einem Bruttogehalt von über 6.000 Euro als Bereiter beschäftigt – zurück nach Wien, und forderte zudem ihm versprochene Provisionszahlungen ein, woraufhin ihm die "Fristlose" ins Haus flatterte.
Kein gesetzlicher Entlassungsgrund
Die Entlassung sei ohne ausreichenden bzw. gesetzlichen Entlassungsgrund erfolgt, so der Bereiter in der Klageschrift, die den RegionalMedien vorliegt. Die Kündigung sei zudem sozial ungerechtfertigt und sittenwidrig. Die Spanische Hofreitschule begründete die Entlassung mit der besonders schweren Verletzung seiner Dienstpflichten. Auf solche sei er jedoch davor nie hingewiesen worden, stellt der Bereiter fest. Auf Anfrage der RegionalMedien Austria wollte die Spanische Hofreitschule zu dem Fall keine Stellungnahme abgeben, mit Hinweis auf das laufende Verfahren.
Reitlehrling "hat eh´ keinen Arsch"
Anlässlich der Entlassung seien ihm lediglich mündlich angebliche Verfehlungen gegenüber Mitarbeiterinnen in Form von unangemessener Ausdrucksweise vorgeworfen worden, so der Kläger. Bis auf eine einzige – ein weiblicher Reitlehrling benötige keinen besonders großen Sattel, da sie „eh keinen Arsch“ hätte – habe er solche Äußerungen aber nie getätigt, heißt es in der Anklageschrift. Die von ihm zugestandene Äußerung sei der Geschäftsführung seit Februar bekannt und stelle keinesfalls einen Entlassungsgrund im Sinne des § 34 VBG dar. Auch sei er nie wegen "sexistischer Ausdrucksweise" verwarnt oder darauf angesprochen worden.
Aussprache in Gegenwart des Betriebsrats
Weil die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bereiters, der als "Abteilungsleiter" in Piber Druck auf das Personal machte, um die dortigen Arbeitsleistungen zu verbessern, nicht mit seinem Führungsstil einverstanden waren, kam es im März 2020 zu einer Aussprache im Beisein des Betriebsrats. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sprachen von "Schikane", "Demontivation" (Aussagen wie: "Denk nicht"), sowie daraus resultierende "Resignation". Insgesamt wurde das Verhalten des Vorgesetzten als "arrogant", "abwertend", teilweise "unter der Gürtellinie" beschrieben (den RegionalMedien liegt das Protokoll vor).
Thema waren auch unstrukturierte Arbeitsabläufe bei der Arbeit im Stall und mit den Pferden. Kritisiert wurde konkret, dass der Abteilungsleiter einen enormen Arbeitsdruck aufgebaut, etwa mehr Pferde zur Betreuung und Beritt eingestellt hätte, was wiederum zu Mehrbelastung des Personals geführt hätte. Dieser begründete seine hohen Ansprüche mit einem Auftrag der Geschäftsführung, der laut Arbeitsvertrag aus dem Aufbau der Reitabteilung, Förderung der Stutenquadrille oder das Abarbeiten der Verkaufspferde bestehe. Was die Demotivation betrifft, erklärte sich der Abteilungsleiter in dieser Aussprache für ein professionelles Coaching hinsichtlich Personalführung bereit.
Verfahren gegen "Spanische" wegen Verwendung von Geldern
Die Spanische Hofreitschule sorgte in den letzten Jahren nicht nur aufgrund ihrer prekären finanziellen Situation, sondern zuletzt auch wegen des Rücktritts des Aufsichtsratsvorsitzenden Johann Marihart für Aufsehen. Der Rücktritt erfolgte aufgrund der Einleitung von strafrechtlichen Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft Wien gegen ihn, die 2019 zurückgetretene Geschäftsführerin Elisabeth Gürtler und den sich nach wie vor in Amt befindlichen Geschäftsführer Erwin Klissenbauer wegen des Verdachts der Untreue zu Lasten der Spanischen Hofreitschule.
In diesem Ermittlungsverfahren geht es insbesondere darum, dass Ressourcen der Spanischen Hofreitschule zum privaten Vorteil der Tochter des Aufsichtsratsvorsitzenden missbräuchlich verwendet wurden und dies auf ausdrückliche Anweisung der Geschäftsführung gegenüber dem reiterlichen Personal der Spanischen Hofreitschule – zu dem auch der Kläger zählt – erfolgte.
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