Bergmaler Oskar Mulley
In einer legendären Kunsthandlung erfolgte der Start

Franziskaner Platz und Hofkirche um 1919 | Foto: Herbert Ascherbauer
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INNSBRUCK. Oskar Mulley hat seine Karriere mit Ausstellungen (ab 1919) in der legendären Kunsthandlung Franz Unterberger (Ecke Burggraben/Museumsstraße) begonnen. Das Landesmuseum Ferdinandeum und das Stadtarchiv Innsbruck sind im Besitz von Mulley-Bilder.

Kunsthandlung Unterberger

Bereits 1825 eröffnete Franz Maria Unterberger eine eigene Kunsthandlung, die, ab 1847 im neu errichteten Haus in der Museumstraße situiert, weithin bekannt wurde. Aufgeschlossen gegenüber neuen druckgraph. Techniken, stellte er neben klass. Malerei auch Lithographien und Chromophotographien aus. Daneben betrieb er einen eigenen Verlag, in dem er Lithographien und Stahlstiche von berühmten Tiroler Landschaften herausgab. Die Kunsthandlung blieb ca. 1976 im Besitz der Familie. 

Oskar Mulley um 1930 | Foto: Herbert Ascherbauer
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Werdegang

Oskar Mulley kam 1891 in Klagenfurt zur Welt. Schon in seiner Schulzeit war das Zeichnen und Malen seine große Leidenschaft und studierte zwei Semester an der Fachschule für gewerbliche Malerei in München. Ab 1910 besuchte er die Akademie der bildenden Künste in Wien. Nach Abschluss der Kunstakademie trat der akademische Maler Oskar Mulley seinen Präsenzdienst an. Ende 1914 erfolgte die Einberufung in den Krieg, der ihn 1916 an die Südwest-Front nach Südtirol führte, wo er das Hochgebirge und die obersten Siedlungen der Bauern aus nächster Anschauung kennenlernte; diese Eindrücke hat er später in seinen Bergbildern verarbeitet. Zu Kriegsende 1918 erfolgte die Versetzung von Mulley zum Stationskommando Kufstein, wo er am Bahnhof sein Dienstzimmer hatte und in die Organisation der Truppenrückführung eingebunden war.

Werbeplakat Patscherkofel, 1931 | Foto: Herbert Ascherbauer
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Künstlerisches Schaffen

Ab 1920 waren Mulleys, vom Wiener Secessionismus inspirierten und vom Publikum ebenso wie von der Presse hervorragend beurteilten Bilder in zahlreichen Ausstellungen zu sehen. „Eine reiche aber wohl gezügelte Phantasie und ein ausgeprägtes, liebevolles Naturempfinden unterstützen den Künstler in seinem Schaffen sehr vorteilhaft und geben seinen Bildern einen ganz eigenen, nachhaltigen Reiz, der uns diesen Künstler lieb und wertvoll macht.“ war zum Beispiel am 23. Jänner 1920 in den „Innsbrucker Nachrichten“ zu lesen. 

Bei der Wanderausstellung „Tiroler Künstler“, die 1925/26 in mehreren großen deutschen Städten zu sehen war, wurde das erste „pastose“ Bild von Mulley gezeigt - „Holzschuhe“. 1925 entstanden auch die ersten Bilder hochalpiner Landschaften bei denen die mit Pinsel und Spachtel, zum Teil sogar direkt mit der Tube dick aufgetragene Ölfarbe geradezu in Materie des Dargestellten übergeht. Mächtig aufragende Felswände, bedrohliche Abgründe, einsame bäuerliche Gehöfte, Bergdörfer, Kapellen und Bildstöcke sind hauptsächliche Motive dieser meist großformatigen Gemälde, die in ihrer Art innovativ und so bisher nicht gesehen waren. Entsprechend sorgten sie für enorme Aufmerksamkeit und waren so begehrt, dass sie der Familie Mulley einen erheblichen materiellen Wohlstand bescherten.

Foto: Herbert Ascherbauer

„Egger-Lienz der Landschaft“

1927 wurden Mulley-Bilder preisgekrönt: In der Wiener „Secession“ war sein Bild „Bergsee“ ausgestellt, das ihm die „Goldene Staatsmedaille für bildende Kunst“ einbrachte und in Budapest wurde ein dort gezeigtes „Bergbauernhaus“ mit der „Königlich ungarischen Staatsmedaille in Gold“ gewürdigt. Im gleichen Jahr wurde er in den elitären Kreis der Künstlervereinigung „Wiener Secession“ aufgenommen; als „Egger-Lienz der Landschaft“ wurde Mulley später in der Presse bezeichnet, wo über seine Kunst in dieser Zeit auch zu lesen war: „Mulley ist ein Gestalter von wahrhaft überzeugender Kraft; seine Bilder sind breit und pastos gearbeitet, in allen gehen die Farben zu wundervoller Harmonie zusammen und sie treten uns im wechselvollen Spiel der Lichteffekte entgegen - das alles macht sie zum ungemein starken Erlebnis. Man steht bei seinen Bildern vor etwas Erst- und Einmaligem; man erinnert sich nicht, das schon einmal so oder ähnlich gesehen zu haben.“

In seiner letzten Schaffensphase kam er ab etwa 1942 von der Spachtelmalerei ab und widmete sich in seinen Motiven fortan der stimmungsvollen Voralpenlandschaft die er in feiner Pinselführung und meist kleineren Formaten meisterlich portraitierte. Außerdem entstanden in dieser Zeit einige wunderbare Stilleben - weitere Zeugnisse vom malerischen Können dieses außerordentlich begabten Künstlers.

Foto: Herbert Ascherbauer

Klassische Moderne

Mulley gilt heute neben Alfons Walde und Albin Egger-Lienz als führender Vertreter der Klassischen Moderne in Tirol und wird von vielen Experten als der - auch international - „beste Bergmaler“ des 20. Jahrhunderts gesehen. Die in den 1990er-Jahren erschienenen beiden Bücher über Oskar Mulley sind schon lange vergriffen. Urenkel und Nachlassverwalter Herbert Ascherbauer hat im „130. Geburtsjahr“ von Mulley ein neues Werk verfasst. Weitere Informationen dazu sind unter www.mulley.eu abrufbar.

Foto: Herbert Ascherbauer

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