So finden auch Blinde immer den Weg

Mobilitätstraining: Heidi Amann erklärt Andreas Kretschmer, wie er über die Straßen gelangt.
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Andreas Kretschmer ist seit knapp einem Jahr durch einen Tumor im Kopf vollständig erblindet. Damit er dennoch selbstständig von A nach B kommen kann, hat er das Mobilitätstraining des Tiroler Blinden- und Sehbehindertenverbandes in Anspruch genommen.

Grundsätzlich orientiert sich jeder sehbehinderte Mensch etwas anders. Einige nehmen sich Geräusche oder auch Gerüche zu Hilfe. Orientierungshilfe kann auch der Luftzug sein, der sich bei Seitenstraßen oder zwischen Häuserblöcken bildet und manche erkennen Straßenzüge sogar an den Ritzen des Pflasters, die sie mit dem Stock erspüren.

Steine im Weg eines Blinden
Nicht immer hilfreich sei es Schritte zu zählen oder dergleichen: „Steht einmal ein Hindernis im Weg, ist es mit dem Schritte zählen schnell vorbei“, so Mobilitätstrainerin Heidi Amann. Schwierig sind für sehbehinderte Menschen auch Gegenstände, die am Gehsteig abgestellt sind.

Kretschmer selbst hat den Vorteil, dass er schon als Sehender einen sehr guten Orientierungssinn hatte. „Er hat wirklich einen Stadtplan im Kopf und eine unheimliche Merkfähigkeit“, so Trainerin Amann.

Dennoch war auch Andreas Kretschmer anfangs völlig hilflos, wie er erzählt: „Ich habe einen Stock bekommen und versucht, im Dorf einige Schritte zu gehen. Aber auch auf Wegen, die ich schon zigmal gegangen bin, habe ich mich verzettelt und wusste nicht mehr, wo ich bin. Da kriegt man dann die Panik. Dann ist es die Kunst, durchzuatmen und wieder ruhig zu werden.“

Mobilität braucht Mut
Beim Mobilitätstraining werden sehbehinderte Menschen einige Tricks gezeigt, wie man sich verhalten soll. Beispielsweise werden Langstocktechniken geprobt, Hörübungen durchgeführt, wie sich zum Beispiel der Verkehr anhört, wenn man parallel zu ihm steht, und das Auswendiglernen von Wegen. Der Verkehr ist dabei ein zweischneidiges Schwert. Zum einen kann er zur Orientierung dienen. Zum anderen fürchte man sich aber auch davor. „Es macht mir nach wie vor große Angst, wenn Autos knapp am Gehsteig vorbeifahren“, erzählt Kretschmer.

Deshalb ist ein weiterer Aspekt des Mobilitätstrainings, den Mut zu stärken, sich auf die Straße zu trauen. Wenn beispielsweise eine Straße überquert werden muss, ist es schwierig für den sehbehinderten Menschen abzuschätzen, ob ein Auto nun stehen geblieben oder ob der Weg blockiert ist. Da ist es eine große Überwindung, den Fuß auf die Straße zu setzen.

„Mein Ziel ist es, irgendwann nicht mehr da sein zu müssen. Ich vergrößere immer mehr den Abstand zu den Klienten, anfangs bin ich ganz nahe dran, um sofort eingreifen zu können“, erklärt Mobilitätstrainerin Amann.

Wenn diese Grundvoraussetzungen erst einmal gegeben sind, wird der Weg von A nach B Meter für Meter bis ins kleinste Detail erarbeitet. Deshalb erfordert Gehen für einen sehbehinderten Menschen auch höchste Konzentration.

Mobilitätstraining: Heidi Amann erklärt Andreas Kretschmer, wie er über die Straßen gelangt.
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