Ich schaff das!
Die Stadt des Bedauerns hinter sich lassen
Leaving the City of Regret
by: Larry Harp
Eigentlich hatte ich gar nicht vorgehabt, um diese Jahreszeit eine Reise zu unternehmen, und doch ertappte ich mich dabei, wie ich ziemlich eilig meine Sachen zusammenpackte.
Diese Reise würde keinen Spaß machen.
Ich wusste schon im Voraus, dass dabei nichts Gutes herauskommen würde.
Ich spreche von meiner alljährlichen Reise ins Land der Schuldgefühle.
Ich kaufte mir Tickets, um mit der Hätt-ich-doch-nur-Linie meinen Zielort anzufliegen.
Der Flug war extrem kurz.
Am Zielort konnte ich mein Gepäck nicht aufgeben, also würde ich es wohl den ganzen Weg mit mir schleppen.
Es war bleischwer von Abertausenden Erinnerungen an das, was alles hätte sein können.
Keiner begrüßte mich, als ich die Ankunftshalle des internationalen Flughafens der Stadt des Bedauerns betrat.
International deshalb, weil dieser düstere Ort von Menschen aus aller Welt aufgesucht wurde.
Als ich im Hotel Zur sterbenden Hoffnung eincheckte, bemerkte ich, dass dort das Event des Jahres stattfinden sollte: die Selbstmitleidsparty.
Dieses große gesellschaftliche Ereignis wollte ich nicht verpassen, würden doch etliche führende Bürger der Stadt daran teilnehmen.
Allen voran die Familie Hätte – du weißt schon: Hätte Sollen, Hätte Müssen und Hätte Können.
Dann der alte Ich Wünschte im Anhang und natürlich würden auch die Gelegenheiten kommen – die verpassten Gelegenheiten und die verspielten Gelegenheiten.
Aber die größte anwesenden Familie würde die der Gestern sein,
von denen gibt es unzählbar Viele und jeder von ihnen hat eine traurige Geschichte zu erzählen.
Ferner würden sich die Zerplatzten Träume und die Schuldsinddieanderen blicken lassen
um uns mit Geschichten und Ausreden darüber zu unterhalten, wie sie in ihrem Leben versagt haben.
Ganz zur Freude von Nichtmeineschuld und Ichkannnichtsdafür.
Nun – lange Rede, kurzer Sinn: ich ging zu dieser bedrückenden Party, wohlwissend, dass mir das nicht wirklich etwas bringen würde.
Wie üblich wurde ich sehr niedergeschlagen.
Aber während ich über all die Geschichten des Scheiterns nachdachte, die da aus der Vergangenheit hochkamen, ging mir auf, dass ich es war, der den Rest dieser Reise und weitere „Selbstmitleidspartys“ absagen konnte!
Ich fing an zu begreifen, dass ich überhaupt nicht dort sein musste.
Ich musste nicht niedergeschlagen sein.
Immer wieder ging mir eine Sache durch den Kopf: Das Gestern kann ich nicht ändern, aber ich habe die Kraft, aus dem Heute einen herrlichen Tag zu machen.
Ich kann glücklich, freudig, erfüllt, ermutigt und auch ein Ermutiger sein.
Nachdem mir das klar wurde, verließ ich die Stadt des Bedauerns auf der Stelle, ohne eine Nachsendeadresse zu hinterlassen.
Bedaure ich Fehler, die ich früher gemacht habe? Ja! Aber es gibt keinerlei natürliche Möglichkeit, sie ungeschehen zu machen.
Solltest du also einen Ausflug in die wohlbekannte Stadt des Bedauerns planen, dann sage jetzt deine Reservierungen ab!
Reise lieber in die Stadt des Neuanfangs.
Dort hat es mir so gut gefallen, dass ich mich dauerhaft an dem Ort niederließ.
Ich habe sehr hilfsbereite Nachbarn, die Vergibdirselbst und die Fangnochmalan.
Übrigens muss man hier kein schweres Gepäck mit sich herumschleppen, denn alle Last wird einem schon gleich bei der Ankunft von den Schultern genommen.
Gott segne dich auf der Suche nach dieser tollen Stadt!
Wenn du sie findest – Sie liegt in deinem eigenen Herzen -, dann besuche mich doch mal.
Ich wohne in der Ich-schaff-das Straße.
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