Betroffene aus dem Bezirk Jennersdorf schildert
Long Covid wie "Leben mit angezogener Handbremse"

Seit elf Monaten leidet die 50-Jährige an vielschichtigen Symptomen der Long-Covid-Krankheit. Nach und nach bessert sich ihr Zustand. | Foto: Martin Wurglits
  • Seit elf Monaten leidet die 50-Jährige an vielschichtigen Symptomen der Long-Covid-Krankheit. Nach und nach bessert sich ihr Zustand.
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Die Covid-19-Infektion selbst im Frühjahr 2021 war für Anna J. (Name geändert) aus dem Bezirk Jennersdorf nicht spürbar. Symptome hatte sie keine, Tests waren stets negativ. Die Probleme begannen erst später.

Fünf Monate bis Diagnose

"Ich hatte ständig Magenbeschwerden und Erschöpfungszustände. Zunächst konnte kein Arzt die Symptome zuordnen", schildert sie. Erst als Covid-Antikörper festgestellt wurden, gab es den Verdacht auf Long Covid. Aber es dauerte noch fünf Monate, bis sie die gesicherte Diagnose in Händen hielt.

Langzeit-Symptome

Die Krankheit machte sich zusehends am ganzen Körper bemerkbar. "Totale Erschöpfung, Gedächtnis- und Konzentrationsschwierigkeiten, Herzrasen, Panikattacken, Haarausfall, Gliederschmerzen", zählt Anna J. auf. Es gab Tage, an denen sie buchstäblich zu nichts imstande war und die sie fast nur schlafend verbracht hat.

Ihre hausärztliche Betreuung im Bezirk Jennersdorf war zwar gut, aber eine auf "Long Covid" spezialisierte Ambulanz, in der sie gezielt behandelt wurde, fand sie erst in der Steiermark. "Mein Zustand hat sich nach und nach gebessert, aber ich bin noch nicht dort, wo ich vorher war", beschreibt sie es.

Noch immer Spätfolgen

Nach wie vor hat Anna J. Probleme bei Bewegungen wie Treppensteigen, aber auch in der Gedächtnisleistung. Das Atmen fällt in manchen Situationen ebenfalls noch schwer. Beim körperlichen Wiederaufbau helfen ihr sanftes Schwimmen und Walken, Yoga oder Singen. In Abstimmung mit den Ärzten hat die 50-Jährige auch je eine Impfdosis von Johnson & Johnson und von Pfizer erhalten, die dritte Impfung ist geplant.

"Long Covid ist ein vielschichtiger, monatelanger Prozess", so ihre Erfahrung. "Man braucht Unterstützung von Ärzten, Familie und Freunden, damit man nicht als Hypochonder abgestempelt wird." Erschwerend kam hinzu, dass J. während ihres monatelangen Krankenstandes vom Arbeitgeber gekündigt wurde. "Da kämpft man dann an zwei Fronten, und hat nicht einmal Kraft genug für eine."

Es braucht Geduld

J. ist überzeugt davon, dass es viele Betroffene gibt, die gar nicht wissen, dass ihre Krankheitsbeschwerden Long-Covid-Symptome sein könnten. "Es braucht Verständnis und viel Geduld mit an Post-Covid erkrankten Menschen, die sich in zermürbenden Monaten extremer Erschöpfung, großer Ungewissheit und vieler Ängste zurück kämpfen müssen.“
Anna J. fasst ihre Erfahrungen in einem Satz zusammen: "Man führt sozusagen ein Leben mit angezogener Handbremse."

"Nach elf Monaten stehen meine Chancen gut, sagen die Ärzte. Es wird besser, langsam zwar, aber es wird besser."

Aus ihrer Erfahrung heraus wünscht sie sich, dass Betroffene schneller zu gezielten Diagnosen kommen und dass Mediziner die Betroffenen schneller zu Spezialambulanzen, Fachärzte oder Therapien vermitteln können. Auch Arbeitgeber sollten für das Problem sensibilisiert werden. Im Burgenland sollte das Angebot für Long-Covid-Erkrankte rasch erweitert werden, so J.'s Appell. "Aus meiner Sicht wären Long-Covid-Ambulanzen einzurichten, damit diese Vielzahl an Patienten - und die Anzahl steigt ja täglich - eine spezielle Erstbetreuung haben."

"Ich möchte Betroffenen Mut zusprechen. Haltet durch, auch wenn die Genesung nur in kleinen Schritten erfolgt! Freut euch über jeden noch so kleinen Fortschritt wie den ersten Spaziergang außerhalb der Wohnung, die 100 Meter mehr beim Spaziergang, den ersten Tag, den man ohne Extra-Schlaf durchhält oder das erste Sudoku, das man wieder lösen kann."

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