Taborsplitter von der "Hochzeit des Figaro"
Wieder einmal schaffte J:opera auf Schloss Tabor den absoluten kulturellen Höhepunkt des heurigen Sommers im Bezirk, man wagt zu sagen im ganzen Land. Denn der „Figaro“ bedeutet für weitaus größere Häuser eine musikalische und szenische Herausforderung.
Turbulente Handlungen, und schwierige Mehrstimmigkeiten machen es aus. Eine Mozart Hitparade in neuer Übersetzung Deutsch gesungen. Mutig, aufwendig aber lohnend, weil viel verständliche Heiterkeit mitschwingt. Die Szenerie auf der Bühne von Franz Cserny rankt sich reduziert um ein verstellbares Bett. Das Schloss im Hintergrund und der Mond über dem Dach spielen natürlich mit.
Dem Intendanten Dietmar Kerschbaum gelang dank eines hervorragenden Teams ein toller Abend in jeder Hinsicht. Am Ende möchte man glauben, es war sein bester überhaupt. Ein sehr brav aufspielendes Orchester, die Jugendphilharmonie Brandenburg, ein beherzter Dirigent, Manfred Mayrhofer, und ein Traumsängerteam, das kaum einem Opernhaus in der Qualität auf einmal zur Verfügung steht. Die endlos scheinenden Soft Skills eines Dietmar Kerschbaum machten es möglich.
Bewährt dazu kommt die Regie von Robert Herzl und die Produktionsleitung von Alexandra Rieger. Einen Grafen Almaviva, wie ihn Matthias Hausmann bringt, aus unmittelbarer Nähe zu hören ist einfach beglückend. Figaro Derrik Ballard ist schon Publikumsliebling auf Tabor, ebenso wie die Susanne Renate Pitscheider. Die Wiener Marschallin, Staatsopernsängerin Regina Schörg stellte sich für die Marcellina zur Verfügung, Michael Eder, Anna Schoeck und Rolf Haunstein blieben nicht zurück. Luxus pur. Dietmar Kerschbaum durfte diesmal neben seinen stimmlichen Qualitäten in der Doppelrolle als Don Curzio/Don Basilio auch sein schauspielerisches Talent für das Komische unter Beweis stellen.
Getopt wurde das Team von einem burgenländischen Star: Elisabeth Pratscher, die mit Gesang und Schauspiel manche Szene überstrahlte, und vom überzeugenden Wiener (aus Goberling, Schlaining) Countertenor Thomas Lichtenecker als Cherubino. Schlichtweg sensationell. Die hintergründig humorvolle Bühneneinführung von Rupert Berger hatte Prawy-Qualität.
Figaro durfte heiraten. Die Hofparty nach der Premiere erlaubte allen Dagebliebenen ein kurzes Gespräch mit den Künstlern bei Neuhauser Schmankerln, was sonst kaum wo möglich ist. Man durfte sich gemeinsam über den Erfolg freuen.
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