Justizanstalt & Landesgericht
Graues Haus in der Josefstadt wird saniert
Das Straflandesgericht Wien und die Justizanstalt Josefstadt werden in den nächsten Jahren saniert. Die Sanierungspläne wurden u. a. von Justizministerin Alma Zadić präsentiert. Das Haus soll bei laufendem Betrieb hergerichtet werden.
WIEN/JOSEFSTADT. Das nächste Mammutprojekt in Steinwurfweite der Alser Straße steht schon in den Startschuhen: Die Justizanstalt Josefstadt und das Straflandesgericht Wien – auch bekannt als Graues Haus – sollen in den nächsten Jahren generalsaniert werden, die Fertigstellung ist für 2032 anberaumt. Mit der Sanierung werden notwendige bauliche Maßnahmen am Gebäude umgesetzt.
Justizministerin Alma Zadić (Grüne) fand sich am Mittwoch, 4. Oktober, gemeinsam mit Wolfgang Gleissner, Geschäftsführer der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), Friedrich Forsthuber, Präsident des Landesgerichts für Strafsachen Wien sowie Krista Schipper, Leiterin der Justizanstalt Wien-Josefstadt im Foyer des Hauses ein, das gefährlich einer Garageneinfahrt gleicht, um einen Blick in die Zukunft des Gebäudes zu werfen.
Zadić erklärte, dass es die Notwendigkeit für die Generalsanierung schon seit geraumer Zeit gibt, sie spricht von Jahrzehnten: "Das Graue Haus ist in einem desolaten Zustand. Dieses bedeutende Gebäude der österreichischen Justizgeschichte blickt auf bewegte, traurige und grausame Jahre zurück". Trotz seines stolzen Alters ist immer noch viel Leben in dem Haus, weiß die Justizministerin, immerhin gibt es mehrere Hundert Bedienstete. Für sie soll es mit dem Umbau einen modernen Arbeitsplatz geben.
Lange Vorplanung
Obwohl die Justizanstalt Josefstadt die größte im ganzen Land ist, ist sie an ihrer Belastungsgrenze, sogar überschritten, so Zadić. Mit der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) konnte man einen kompetenten und verlässlichen Partner für das Projekt, das seit Jahren im Gespräch ist, finden, heißt es. Aufgrund der Justizanstalt gibt es für den Umbau besondere Sicherheitsanforderungen, die eine große Herausforderung darstellen: "Aber diese Mühen sind es wert, auf sich genommen zu werden", schließt Zadić.
BIG-Geschäftsführer Gleissner sieht das Projekt als das aktuell größte des Konzerns. Seit der Eröffnung vor rund 190 Jahren wurde laufend an dem Gebäude gearbeitet. Es wurde sogar mit einem zusätzlichen Stockwerk aufgestockt.
Optimierung der Abläufe
"Besonderes Augenmerk wird der Nachhaltigkeit beigemessen. So wird die Energieeffizienz auch durch den Tausch der Fenster, Wärmedämmung der Dächer und Errichtung einer PV-Anlage verbessert und es kommen ökologische Baustoffe zum Einsatz. Die Dimension des Projektes ist beeindruckend: die über 100.000 m² Nettoraumfläche entsprechen rund 550 Einfamilienhäusern. Am Ende wird nicht nur die historische Substanz ressourcenschonend erhalten und in die Zukunft geführt, auch die Abläufe im Gebäudekomplex werden optimiert und angemessene Arbeits- und Aufenthaltsbedingungen geschaffen", erzählte Gleissner.
Da man das Gebäude bei laufendem Betrieb saniert, wird es unterschiedliche Bauphasen geben. Gleissner, der auch diplomierter Bauingenieur ist, sagt, dass die BIG einen Teil der Kosten tragen wird. Erste Arbeiten, wie etwa der neue Eingang bei der Alser Straße, sind schon vollendet.
Im Erdgeschoss des Gebäudes gibt es ein riesiges Fahrradlager, in dem früher besitzerlose Fahrräder hergerichtet wurden. Hier soll es eine neue Kantine, Büroräume sowie ein Servicecenter geben. Auch für das Programm "Justiz 3.0" wird man in dem neu sanierten Gebäude einen Platz finden.
Bessere Haftbedingungen
Ein weiterer Schritt ist die Verkleinerung der Hafträume: "Sehr große Hafträume werden halbiert und mit einer Nasszelle ausgestattet", so Gleissner. Darin sieht man einen wichtigen Schritt zur Reintegration. Die Belegung der Hafträume wird von acht pro Zimmer auf vier pro Zimmer reduziert. Durch die neuen Nasszellen will man die Selbstbestimmung und Privatsphäre verbessern.
Auch die gesamte Haustechnik wird erneuert, dafür werden 40 Prozent der Gesamtkosten veranschlagt. Die Maßnahmen für die Dekarbonisierung werden von der BIG getragen. Auf den Flachdächern will man Dachbegrünungen einrichten.
Landesgericht-Präsident Forsthuber sagte in seiner Ansprache, dass man lange um die Sanierung gekämpft habe. Er selbst ist seit 1991 in dem Haus tätig und bekam schon die Sanierung des Dachgeschosses mit. "Die Anforderung für eine Sanierung hat sich in den letzten Jahren stark geändert", so der Jurist, der damit auf die heißen Sommer anspielte.
"An eine Baustelle vor der Tür haben wir uns durch den U-Bahn-Bau schon gewöhnt", lacht Schipper. Nach Abschluss der Bauarbeiten soll das Gebäude gänzlich barrierefrei sein. Von dem neuen Eingang verspricht man sich eine logistische Verbesserung bei den Einlasskontrollen.
Ressourcenschonender Umbau
Die Kosten für den Umbau sind zu Baubeginn mit etwa 250 Millionen Euro valorisiert. Eigentümer ist die BIG, das Justizministerium ist der Mieter. "Wie das halt so ist als Eigentümer, ab und zu muss man Geld in die Hand nehmen", so der BIG-Geschäftsführer.
Im gesamten Amtstrakt ist ein Fernkälteanschluss für die geplante Kühlung im Gebäude des Landesgerichts und der Staatsanwaltschaft, allen Verhandlungssälen und Schulungsräumen vorgesehen. In der Justizanstalt wird der Verwaltungstrakt mittels Fernkälteanschluss gekühlt. Auf den Einsatz von ökologischen Baustoffen und die Verwendung von Materialien mit Umweltzeichen legt man hier großen Wert. Die Substanz des historischen Amtstrakts bleibt erhalten und wird ressourcenschonend saniert.
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.