Ende der Corona-Hilfen
Firmeninsolvenzen in Kärnten wieder gestiegen

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Wie es bereits vorauszusehen war, ist nach dem Auslaufen der staatlichen Corona-Stützungsmaßnahmen die Zahl der Firmeninsolvenzen auch in Kärnten wieder gestiegen. Eine Insolvenzwelle ist zwar ausgeblieben, die Anzahl der Insolvenzen entwickelt sich wieder in Richtung einer Normalisierung auf dem Niveau vor Corona.

KÄRNTEN. In Kärnten gab es im Jahr 2022 insgesamt 252 Firmeninsolvenzen. Davon wurden 111 Verfahren beim Landesgericht Klagenfurt eröffnet, während 141 Verfahren mangels Masse abgewiesen wurden. Im Vergleich zu 2021, in welchem 149 Firmen insolvent wurden, beträgt der Anstieg rund 70 Prozent – im Vergleich zum normalen Insolvenzjahr 2019 hinken die Insolvenzzahlen um rund 26 Prozent nach (2019: 340 Verfahren). Ein bereits mit der Coronapandemie zunehmender Trend – nämlich die Verlagerung der Insolvenzantragstellungen von Eigen- zu Gläubigeranträgen - ist auch im Jahr 2022 kärntenweit feststellbar. Die Bereitschaft der Unternehmungen ihre Zahlungsunfähigkeit
einzugestehen, hat abgenommen. Damit sind auch mehr haftungsrechtliche Verletzungen
von Insolvenzantragpflichten verbunden.

Zunahme von abgewiesenen Konkursen

In Kärnten wurde von den 252 Firmeninsolvenzen rund 75 Prozent der Verfahren über Gläubigerantrag eingeleitet. Bedenklich ist auch die Zunahme der mangels Masse abgewiesenen Konkurse. In diesem Bereich kam es im Vergleich zum Vorjahr zu einem Anstieg von beinahe 90 Prozent (2021: 75 – 2022: 141 abgewiesene Verfahren). In diesen Fällen haben die Firmen nicht einmal mehr ein Vermögen von  4.000 Euro um die Verfahrenskosten für ein formelles Insolvenzverfahren abzudecken. Daraus kann abgeleitet werden, dass während der Pandemie zahlreiche Unternehmen bei bereits vorliegender Vermögenslosigkeit und Überschuldung die staatlichen Unterstützungen in Anspruch genommen haben und eine zeitnahe tatsächliche Insolvenzantragstellung verschleppten.

Verbindlichkeiten gesunken

Die Verbindlichkeiten bei den Gläubigern sind in Kärnten bei den eröffneten Firmeninsolvenzen von 87,4 Millionen Euro im Jahr 2021 auf rund 56 Millionen Euro im Jahr 2022 gesunken. 527 Dienstnehmer waren von diesen Insolvenzen betroffen. Die am meisten betroffenen Branchen in Kärnten sind: Sonstige überwiegend persönliche Dienstleistungen, Gastronomie, Handel und die Bauwirtschaft.

Leichter Anstieg bei Privatinsolvenzen

Im Bereich der Privatinsolvenzen gibt es in Kärnten 2022 im Vergleich zu 2021 einen leichten Anstieg von rund 7 Prozent. Von den 593 Privatinsolvenzen wurden 586 Verfahren bei den Kärntner Bezirksgerichten eröffnet, 7 Privatinsolvenzverfahren wurden mangels Masse abgewiesen (2021: 552 Privatinsolvenzen). Die Anzahl der Privatinsolvenzen des Normaljahres 2019 sind noch nicht erreicht. 2019 gab es 759 Schuldenregulierungsverfahren. Dass die Werte unter dem Jahr 2019 liegen, ist sicherlich darauf zurückzuführen, dass weniger Schuldnerberatungen in Präsenz abgewickelt werden. Die Verbindlichkeiten bei den Privatinsolvenzen sind von 83,5 Millionen Euro im Jahr 2021 auf 82,5 Millionen Euro gesunken. Die durchschnittliche Verschuldung hat sich somit von 155.000 Euro auf 140.900 Euro reduziert. Eklatant ist die unterschiedliche Durchschnittsverschuldung bei Männern (190.900 Euro) gegenüber jener bei Frauen (55.700 Euro). Ungefähr zwei Drittel der Verfahren betreffen Männer.

Ausblick Insolvenzen in Kärnten 2023

Der Alpenländische Kreditorenverband rechnet auch im Jahr 2023 mit einer weiteren Zunahme der Anzahl der Firmenwie auch der Privatinsolvenzen. Es wird hier nicht mit einem plötzlichen massiven Anstieg gerechnet, jedoch werden die Insolvenzen sukzessive und dauerhaft ansteigen. Bei den Firmen wird es vor allem jene treffen, die einerseits die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise nicht an ihre Kunden weitergeben können oder anderseits unter dem veränderten und zurückhaltenden Konsumverhalten sowie Arbeitskräftemangel leiden – wie der Handel und die Gastronomie.

Anstieg an Schuldenregulierungsverfahren

Ferner wird auch ein Anstieg der Insolvenzen in der Immobilien- und Baubranche, die durch die geänderten Kreditrichtlinien mit rückläufigen Aufträgen konfrontiert sind gesehen. Im Bereich der Privatinsolvenzen rechnet der Alpenländische Kreditorenverband bei den gestiegenen Lebenserhaltungskosten auch mit keinem schlagartigen Anstieg der Schuldenregulierungsverfahren. Die Zunahme wird sich ebenfalls sukzessive entwickeln, auch aus dem Grund, da die bevorrechteten Schuldnerberatungen mit Personalknappheit zu kämpfen haben.

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