Viel Kokain & Cannabis
Konsumverhalten verändert sich deutlich

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Betreuungsplätze binnen drei Jahre um 500 auf 2000 ausgebaut – Budget um knapp 40 Prozent erhöht - Schwerpunkt liegt auf regionalen Strukturen – Konsumverhalten verändert sich deutlich – Cannabis wird immer "stärker".
KÄRNTEN. "Sucht kann nicht singulär betrachtet werden – es handelt sich um eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung und um ein sehr komplexes Thema. Deshalb hat Kärnten mit dem Suchtbeirat und dem Suchtforum auch zwei Gremien installiert" erklärte Gesundheitsreferentin Beate Prettner nach der Konferenz des Suchtbeirates. Während das Suchtforum alle Bereiche vernetzt, die im Kampf gegen Sucht und Süchte aktiv sind (Therapie, Exekutive, Medizin, Justiz, Bildung, Apotheker, Sozialarbeit, Kinder- und Jugendhilfe etc.) handelt es sich beim Suchtbeirat um ein Gremium, das die Regierung, insbesondere die zuständige Gesundheitsabteilung, fachlich berät und bei der Entwicklung von Handlungsstrategien und Maßnahmen mitarbeitet.
Werbeverbot für Snus
"Den Begriff Sucht assoziiert eine große Mehrheit reflexartig mit illegalen Substanzen. Tatsächlich markieren Drogen das Ende der Süchte-Skala. Ihren Anfang markiert – mit knapp einem Viertel der Bevölkerung und österreichweit rund 13.000 Toten pro Jahr – die Nikotinsucht", erklärte Prettner. Es folgen Kaufsucht und Alkoholsucht, Medikamentensucht, Essstörungen, Spielsucht. "Alleine von Alkoholsucht sind rund 28.000 Kärntner krankhaft betroffen und weitere 50.000 sind gefährdet", so Prettner. Und sie betonte: "So vielfältig die Herausforderungen sind, so vielfältig sind auch die Maßnahmen, die wir in den Bundesländern umsetzen. Parallel dazu bedarf es aber auch verstärkter österreichweiter Maßnahmen zur Eindämmung der Süchte und besonders des Drogenhandels. Ich denke hier konkret an: verstärkte Kontrollen in Postverteiler-Zentren, Maßnahmen zur Eindämmung des Darknet, aber auch ein Werbeverbot für Snus und eine bundesweite Regelung zum Snus-Konsum. Kärnten selbst hat dieses, anders als andere Bundesländer, bereits im Jugendschutzgesetz verankert".
Ausbau des regionalen Angebotes
In Kärnten wird verstärkt auf Prävention und den Ausbau des regionalen Angebotes von Beratungs- und Behandlungsstellen gesetzt: "Tatsächlich haben wir in den vergangenen Jahren unser Angebot um 500 Plätze erweitert", informierte Prettner. In drei Bezirken wurden neue Beratungsstellen installiert – in Feldkirchen im Herbst 2019, in Wolfsberg im Feber 2020, in St. Veit wird die Beratungsstelle mit 150 Plätzen im November eröffnet. Parallel dazu wurden die Kapazitäten in der Beratungsstelle Spittal (von 100 auf 120) und im Drogenambulatorium Klagenfurt (von 800 auf 900) aufgestockt. "Vor zwei Wochen konnten wir die neue Psychiatrie in Klagenfurt eröffnen, die auch eine Drogenstation enthält – es handelt sich um 15 Plätze, drei davon für Akutfälle.
4,7 Millionen Euro für Psychiatrie
Die Psychiatrie wird vernetzt mit sämtlichen Therapie- und Drogeneinrichtungen arbeiten", sagte die Gesundheitsreferentin. "Somit verfügt Kärnten über rund 2000 Beratungs- und Therapieplätze." Und Prettner versicherte: "Unser Angebot wird je nach Bedarf weiterentwickelt. Den laufenden Ausbau spiegelt auch das Budget wider: Im Jahr 2018 waren wir bei 2,9 Millionen Euro, heuer sind es 4,7 Millionen Euro. Wir sprechen also von einem Plus von fast 40 Prozent".
Kapazitäten für Jugendliche erweitert
Wie Barbara Drobesch, Leiterin der Prävention und Suchtkoordination, erklärte, wurden im Vorjahr "in den alkohol- und drogenspezifischen Suchthilfeeinrichtungen insgesamt ca. 5.500 Personen betreut, davon rund 2.500 Personen, die illegale Substanzen konsumieren." Abgesehen von den Suchthilfeeinrichtungen wurden auch die Betreuungskapazitäten für Jugendliche erweitert. "Parallel dazu schulen wir Jugendbetreuer zu Risikopädagogen, das ist ein ganz wesentliches Instrumentarium." Als so genannte "schadensbegrenzende" Maßnahmen führte Drobesch an: Die Ausweitung des Spritzentausches auf mittlerweile alle Bezirke; die Ausbildung der Mitarbeiter der Beratungsstellen zur Anwendung eines Notfall-Medikamentes oder die Sensibilisierung der niedergelassenen Ärzte in Bezug auf die Verschreibungspraxis von Benzodiazepinen.
Sehr viel Kokain konsumiert
Wie sehr sich das Konsummuster in den vergangenen Jahren verändert hat, darüber berichtete die Leiterin der Drogenambulanz in Klagenfurt, Claudia Scheiber: "Konsumiert wird quasi alles – vor allem sehr viel Kokain, Amphetamine und Cannabis." Und sie betonte: "Cannabis ist zu einer Alltagsdroge geworden. Dabei wird nicht bedacht, dass es heute wesentlich stärker ist, als es früher einmal war." Laut Scheiber sind die meisten Patienten der Drogenambulanz zwischen 19 und 25 Jahre. "Es ist mir ein großes Anliegen, für eine Entstigmatisierung der Sucht zu appellieren. Sucht ist eine chronische Erkrankung. Sie ist in allen sozialen Schichten angesiedelt." Österreichweit wurden im Vorjahr 235 Todesfälle durch Drogenkonsum verzeichnet, davon 14 in Kärnten.
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