Kärnten
Mehr Schutz fürs Schilf: Bundesforste errichten Holzzaun im Wörthersee

Förderung des Wachstums der gefährdeten Schilfbestände entlang der 200 Meter langen Uferlinie. | Foto: ÖBf-Archiv/Daniel Gollner
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  • Förderung des Wachstums der gefährdeten Schilfbestände entlang der 200 Meter langen Uferlinie.
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200 Meter langer Schutzzaun aus Lärchenholz als Wellenbrecher für gefährdeten Schilfgürtel und Versenkte Bäume als natürliche Laichplätze für den Fischnachwuchs.

KLAGENFURT. Schilf- und Flachwasserzonen am Übergang von Land zu Wasser zählen zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa – gerade jetzt im Frühling dienen sie zahlreichen heimischen Fisch-, Amphibien- und Vogelarten als Kinderstube für den Nachwuchs. Menschliche Eingriffe und die intensive Nutzung der Seeuferbereiche führten in den letzten Jahrzehnten aber zu einem deutlichen Rückgang dieser wertvollen Naturkleinode. „Als größter Seen- und Naturraumbetreuer des Landes möchten wir dazu beitragen, möglichst viele der noch bestehenden natürlichen Uferstreifen an unseren Gewässern zu erhalten und als Lebensraum für die heimische Fauna und Flora zu verbessern“, sagt Georg Schöppl, Vorstand der Österreichischen Bundesforste (ÖBf). Erst im vergangenen Jahr wurde ein weitgehend naturbelassenes, fast 500 m2großes Grundstück am Nordufer des Wörthersees im Gemeindegebiet von Techelsberg aus privater Hand angekauft. In einem groß angelegten Naturschutzprojekt soll nun das Wachstum der gefährdeten Schilfbestände entlang der 200 Meter langen Uferlinie wieder gefördert und geeigneter Lebensraum für den tierischen Nachwuchs an und im See geschaffen werden.

Holzzaun für das Schilf, versenkte Bäume als Kinderstube

In den vergangenen Jahrzehnten sind die Schilfbestände im Uferbereich des Wörthersees deutlich zurückgegangen. Als eine der Hauptursachen gilt der direkte Wellenschlag, der durch Motorboote und andere Wasserfahrzeuge ausgelöst wird. Deshalb errichteten die Bundesforste im Spätherbst 2020 in enger Abstimmung mit der Naturschutz- und Wasserrechtsbehörde des Landes Kärnten einen rund 200 Meter langen Schilfschutzzaun im See, der die Wellen bricht und verhindert, dass Boote in die sensible Zone einfahren können. Dafür wurden rund 280 Holzpiloten aus unbehandeltem Lärchenholz in den See eingebracht und unter Wasser mit Brettern verbunden. Gleichzeitig wurden sogenannte Raubäume (astreiche Baumteile) im flachen Uferbereich versenkt, um heranwachsenden Jungfischen zusätzlichen Schutz vor Raubfischen zu bieten. „Jetzt ist die Natur am Zug. Wir überlassen diesen Uferbereich den tierischen Bewohnern an und im Wasser“, verspricht Schöppl.

Bunte Artenvielfalt im Schilfgürtel

Der natürliche Schilfgürtel besteht überwiegend aus Schilfrohr und wird von Rohrkolben und Teichbinsen ergänzt. Dank ihrer Filterfunktion sorgen sie für ökologische Wasserreinigung und bieten zahlreichen Vogelfamilien wie Zwergdommel, Purpurreiher, Haubentaucher oder Blässhuhn Futter-, Nist- und Brutmöglichkeiten. Unter Wasser dienen der Schilfgürtel und die angrenzenden ufernahen Flachwasserzonen den Fischen im Wörthersee – Hecht, Wels, Karpfen, Rotfeder oder Schleie – als Laichhabitat, Kinderstube sowie Versteck und Nahrungsquelle. Amphibien wie Teich- oder Laubfrosch nutzen die ufernahen Bereiche des Schilfröhrichts, um dort zu laichen. Und auch für Reptilien, zum Beispiel Ringel- oder Würfelnattern, sind wassernahe Bereiche bevorzugte Lebensräume. „Schilf ist für Gewässer ein wichtiger Bioindikator. Wo gesunde Röhrichtbestände gedeihen, ist die Natur intakt“, sagt Schöppl. Wegen ihrer Bedeutung für die Gewässerökologie stehen Schilfzonen unter Naturschutz und sollen nicht betreten werden.

Bundesforste als Seenbewirtschafter

Österreichweit betreuen die Bundesforste insgesamt 74 der größeren Seen (größer als ein Hektar) – darunter beliebte Badeseen wie Attersee, Traunsee, Millstätter See oder Wörthersee. Dabei gehört ihnen meist nur der Seegrund und die schmale Uferlinie zwischen Wasser und Land. Seeufergrundstücke sind nur wenige in ÖBf-Besitz. Den Großteil davon stellen die Bundesforste bereits heute als frei zugängliche Naturbadeplätze – insgesamt 45 Uferbereiche an den schönsten Gewässern – oder öffentliche Erholungsflächen für Gemeinden kostenlos zur Verfügung. Darüber hinaus engagieren sich die ÖBf bei Naturschutzprojekten und setzen zahlreiche Maßnahmen wie Uferrenaturierungen oder Verbesserungen von Fauna und Flora an den Seen um.

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