SOS-Kinderdorf
So besprechen Sie schwierige Themen mit Ihrem Kind

Ernste Gespräche sind nicht das Problem, sondern die Lösung. Die SOS-Familientipps helfen, es richtig anzugehen.
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Das SOS-Kinderdorf gibt Tipps für Eltern, wie schwierige Gespräche mit dem Nachwuchs gelingen können.

KÄRNTEN. In jeder Familie gibt es Themen, die nicht gerne angesprochen werden. Egal ob vertuschte Verwandtschaftsverhältnisse oder eine bevorstehende Trennung  – Eltern hoffen meist darauf, dass ein besser Zeitpunkt kommt, um schwierige Themen gegenüber ihren Kindern anzusprechen. Doch heikle Themen zu besprechen fördert das Vertrauen und das Kind lernt, dass durch gute Gespräche viele Probleme leichter werden. Die SOS-Familientipps können dabei helfen, Ihren persönlichen Weg für die Gesprächsführung zu finden.

Gute Vorbereitung

Bereiten Sie sich sorgfältig auf das Gespräch vor und überlegen Sie, wann und wo Sie es angehen. Achten Sie drauf, dass sich Ihr Kind zurückziehen oder eine Pause machen kann. Schreiben Sie auf, was Sie erzählen möchten und warum Sie das Gespräch bis jetzt nicht führen konnten. Legen Sie Dinge bereit, die man angreifen kann: Fotos, Briefe, Zeitungsartikel oder Erinnerungsstücke helfen Kindern, das Gesagte zu „begreifen". Weiters sollten Sie daran denken, dass es nie den richtigen Zeitpunkt geben wird, dieses Gespräch zu führen. Aber es wird immer schwerer, je länger man wartet. Je länger das Geheimnis aufrecht bleibt, desto mehr Folgelügen werden aufgebaut und mit ihnen vergrößert sich die Distanz zu Ihrem Kind. Also: Geben Sie sich einen Ruck und machen Sie sich das Leben etwas leichter.

Fakten sind fad

Es sind die Fakten, also das bislang Verschwiegene, die uns schwer im Magen liegen. Dabei sind diese für Kinder gar nicht das Wichtigste. Kinder brauchen die ganze Geschichte. Erinnern Sie sich, wie Sie damals Ihre Eltern zur Verzweiflung getrieben haben, als Sie die immer-gleiche Geschichte in den immer-gleichen Worten hören wollten? Zwei Dinge sind noch wichtiger als die faktische Wahrheit: das Warum und das Wozu. Betten Sie alle Infos, die Sie Ihrem Kind geben, also gut ein und erzählen Sie die Geschichte inklusive Ihrer Beweggründe und Gefühle.

Wahrheit befreit

Kinder merken schon lange vor einem Gespräch, dass etwas nicht so ist, wie es sein sollte. Sie bemerken die Anspannung der Eltern. Jedoch fragen sensible Kinder selten von sich aus nach, ziehen sich zurück und schotten sich ab. „Bei der Ambulanten Familienarbeit in Tirol sehen wir immer wieder, wie Kinder und deren Eltern aufblühen, wenn ein schwieriges Thema besprochen wurde, erklärt René Huber, Leiter der Ambulanten Familienarbeit von SOS-Kinderdorf in Tirol. „Die Stimmung in der Familie wird besser, die Kinder werden ruhiger und sicherer. Sie haben mehr Vertrauen, fragen mehr nach – nicht nur zum ursprünglichen Familiengeheimnis. Sie sind gelöster und haben neuen Mut, die Welt zu erkunden. Vorher wurde die Energie zum Stillhalten gebraucht. Jetzt wird sie frei für den Entdeckungsgeist. Das beeinflusst auch den Schulerfolg und andere Ziele." Also bleiben Sie dran und lassen Sie die neue Wahrheit im Alltag immer wieder einfließen. So zeigen Sie, dass es Ihnen mit der Offenheit ernst ist. Stehen Sie zu Ihren Gefühlen, sprechen Sie diese von sich aus an und erklären Sie, wie Sie damit umgehen. Das hilft Ihrem Kind, seine eigenen Emotionen einzuordnen und einen inneren Kompass zu entwickeln.

Rückzugsmöglichkeiten schaffen & in Kontakt bleiben

Enthüllungen können verschieden gewichtig sein. Lassen Sie sich und Ihrem Kind Zeit, alles zu verarbeiten. Oft lösen schwierige Themen gleichzeitig unterschiedliche Gefühle aus: Trauer, Unverständnis, Wut, Sehnsucht aber auch Zuneigung und Hoffnung aus. In diesem Wirrwarr fühlt sich Ihr Kind schnell ohnmächtig. Unterstützen Sie es und schaffen Sie ihm Rückzugsmöglichkeiten. Das hilft Ihrem Kind, ein Gefühl von Selbstwirksamkeit und Kontrolle aufzubauen. Fragen Sie ihr Kind nicht frontal: „Und? Wie geht es dir damit?“ Halten Sie Pausen aus und geben Sie Hilfestellungen: „Ich kann mir vorstellen, dir geht es …“, „Als ich so alt war wie du, habe ich mich oft … gefühlt.“, „Ich kenne da die Martha. Die baut sich in solchen Situationen gerne eine Kuschelhöhle.“

Ernste Gespräche sind nicht das Problem, sondern die Lösung. Die SOS-Familientipps helfen, es richtig anzugehen.
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René Huber, Leiter der Ambulanten Familienarbeit von SOS-Kinderdorf in Tirol. | Foto: SOS-Kinderdorf

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