Halbjahresstatistik 2025
Acht Firmenpleiten pro Woche in Kärnten

Bei den eröffneten Firmeninsolvenzen stellt Kärnten im Vergleich zu Restösterreich im ersten Halbjahr 2025 einen Rekord dar (Symbolfoto) | Foto: stock.adobe.com/at/U. J. Alexander
  • Bei den eröffneten Firmeninsolvenzen stellt Kärnten im Vergleich zu Restösterreich im ersten Halbjahr 2025 einen Rekord dar (Symbolfoto)
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In Kärnten geraten immer mehr Unternehmen in Schieflage: Laut aktueller Halbjahresstatistik gibt es im Schnitt acht Firmenpleiten pro Woche – besonders stark trifft es eine Branche.

KÄRNTEN. Drei Jahre Stagnation und schwache konjunkturelle Entwicklung fordert ihren Tribut und belastet nachhaltig die Kärntner Unternehmen. Zudem ist der Rückstau aus der Corona-Pandemie noch nicht abgearbeitet. Die Firmenpleiten nehmen weiter zu und eine Branche steht derzeit massiv unter Druck.

Acht Insolvenzen wöchentlich

Die Zahl der insgesamten Firmeninsolvenzen in Kärnten sind im ersten Halbjahr 2025 um 16,38 Prozent gestiegen ( von 177: 1. Halbjahr 2024 - auf 206: 1. Halbjahr 2025), somit werden in Kärnten im 1. Halbjahr 2025 wöchentlich 8 Firmen insolvent.

Insolvenz-Rekord in Kärnten

Bei den eröffneten Firmeninsolvenzen stellt Kärnten im Vergleich zu Restösterreich im ersten Halbjahr 2025 einen Rekord dar. Die beim Landesgericht Klagenfurt eröffneten Insolvenzen sind um 35 Prozent gestiegen (von 100: 1. Halbjahr 2024 - auf 135: 1. Halbjahr 2025) und weisen den österreichweit höchsten Anstieg auf.

Die einzelnen Bezirke

Im ersten Halbjahr 2025 verzeichnet Kärnten bei den eröffneten Firmeninsolvenzen Verbindlichkeiten von rund 173 Millionen (1. Halbjahr 2024: rund 215,5 Millionen Euro). Vergleicht man die Bezirke in Kärnten untereinander, so gab es im Raum Wolfsberg den höchsten Anstieg. Hier haben sich die Firmeninsolvenzen mehr als verdoppelt. Im Raum Spittal/ Drau kam es zu einem Anstieg von 90 Prozent. Der Bezirk Klagenfurt/Klagenfurt Land weist den drittgrößten Anstieg auf, nämlich rund 25 Prozent mehr Firmeninsolvenzen als im Vergleichszeitraum 2024.

Corona-Nachwirkungen

Bedauerlicherweise bemerkbar ist, dass der Rückstau aus der Corona-Pandemie noch nicht abgearbeitet ist, da die über Gläubigerantrag eröffneten Firmeninsolvenzen zum Vergleichszeitraum 2024 um rund 81 Prozent gestiegen sind. Hauptantragsteller bleiben die Sozialversicherungsträger, wie ÖGK und SVS der gewerblichen Wirtschaft.

Arbeitsplätze gefährdet

Rückläufig ist die Anzahl der gefährdeten Arbeitsplätze. Im 1. Halbjahr 2025 waren 345 Dienstnehmer von Firmeninsolvenzen betroffen, während im letzten Halbjahr 364 Dienstnehmern betroffen waren. Die meisten Dienstnehmer - nämlich 61, waren von der Insolvenz der Firma a.zoppoth GmbH mit Fimensitz in Gundersheim betroffen, gefolgt von der Firma LUKAS Heil-Betriebsstätten GmbH in Thörl-Maglern mit 35 gefährdeten Arbeitsplätzen und die Firma Sgardelli Stahl- und Aluminium Bau GmbH in Klagenfurt mit 19 Dienstnehmern.

Branchenvergleich

Im Branchenvergleich ergeben sich nicht nur in Österreich überraschende Ergebnisse, sondern auch in Kärnten. Trotz sinkender Zinsen lahmt die Baukonjunktur. Die Auftragslage ist weiter angespannt und die Immobilienentwickler, Bauunternehmen und Baudienstleister geraten in massive Schwierigkeiten, insbesondere wenn sie zusätzlich mit einer hohen Schuldenlast zu kämpfen haben.

Großer finanzieller Schaden

Die Anzahl der insolventen Immobilienentwickler hat sich in Kärnten zum Vergleichszeitraum 2024 verfünffacht, in der Baubranche gibt es um 42,1 Prozent mehr Insolvenzen und bei den wirtschaftlichen Dienstleistern haben sich die Insolvenzfälle ebenfalls verdoppelt. Der finanzielle Schaden der insolventen Immobilienentwickler beträgt im 1. Halbjahr 2025 in Kärnten den Höchststand von rund 78,7 Millionen Euro Passiva. Die Baubranche verzeichnet den zweithöchsten Stand an Verbindlichkeiten mit Passiva von 29,3 Millionen Euro und die wirtschaftlichen Dienstleistungsbetriebe weisen Verbindlichkeiten von insgesamt rund 11,5 Millionen Euro auf.

Rückläufiger Trend in Kärnten

Nach Insolvenzfällen gereiht, gibt es im ersten Halbjahr in Kärnten die meisten Insolvenzen im Handel, gefolgt von der Baubranche und wirtschaftlichen Dienstleistungsbetrieben. Trotz der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten sowie zunehmenden Arbeitsplatzverlusten, hält sich das Niveau bei den Privatinsolvenzen beziehungsweise ist kärntenweit ein rückläufiger Trend feststellbar.

Privatinsolvenzverfahren gesunken

Die Anzahl der insgesamten Privatinsolvenzverfahren im 1. Halbjahr 2025 ist von 355 Verfahren im 1. Halbjahr 2024 auf 344 Verfahren, um 3,1  Prozent leicht gesunken. Im 1. Halbjahr 2025 wurden somit wöchentlich 13 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet.

Millionen Euro Schulden

Trotz Rückgang der Privatinsolvenzen sind die Gesamtverbindlichkeiten bei den Kärntner Bezirksgerichten von 30,962 Millionen Euro (1. Halbjahr 2024) auf 33,3 Millionen Euro gestiegen. Ebenfalls gestiegen ist die Durchschnittsverschuldung von 89.200 Euro im Vergleichszeitraum 2024 auf 100.900 Euro im 1. Halbjahr 2025. Diese liegt jedoch unter dem österreichweiten Niveau, deren durchschnittliche Verschuldung von Privatpersonen sich bei 128.700 Euro im 1. Halbjahr 2025 einpendelte.

Mehr Insolvenzen erwartet

Für den Rest des Jahres erwartet sich der AKV trotz Entspannung der Inflation und Zinswende keine wesentliche Verbesserung der Situation bei den Unternehmen. Die Unternehmen kämpfen nachhaltig mit Kaufzurückhaltung, teurer Energie und politischen Unsicherheiten und deren Auswirkungen. Das anhaltend hohe Insolvenzgeschehen löst Kettenreaktionen aus und daher rechnet der AKV in Kärnten im Gesamtjahr 2025 mit mehr Firmeninsolvenzen als im Jahr 2024.

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