In der Preisklemme
Arzneimittelhändler fordern bessere Vergütung

Zwei Pharmahändler mit Standorten in Klagenfurt schlagen Alarm: "Wir brauchen eine Anpassung der Spanne bei den extrem billigen Arzneimitteln und eine strukturelle Änderung bei den sehr teuren Präparaten." | Foto: Phago/Christoph Schiener
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  • Zwei Pharmahändler mit Standorten in Klagenfurt schlagen Alarm: "Wir brauchen eine Anpassung der Spanne bei den extrem billigen Arzneimitteln und eine strukturelle Änderung bei den sehr teuren Präparaten."
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Steigende Energie- und Treibstoffkosten auf der einen Seite, keine Möglichkeit zur Steigerung der Einnahmen auf der anderen Seite – zwei pharmazeutischen Großhändler mit Standorten in Kärnten schlagen Alarm.

KÄRNTEN. Der pharmazeutische Großhandel hat lange Zeit quasi im Verborgenen gearbeitet und ist erst mit Pandemiebeginn zu einem gewissen Ruhm auch in der Gesellschaft geraten. Zu diesem Zeitpunkt hat sich nämlich herausgestellt, dass auch diese Branche zur kritischen Infrastruktur gehört. In Kärnten sind zwei der insgesamt fünf in Österreich tätigen Händler vertreten. "Wir beliefern alle Apotheken mehrmals täglich. Eigentlich liegt bei uns der gesamte Arzneimittel-Vorrat des Landes", erklärt Andreas Windischbauer, Geschäftsführer & Eigentümer Herba Chemosan Apotheker AG.

Medikamente werden günstiger

Momentan ist die Branche nicht nur mit explodierenden Energie- und Treibstoffkosten konfrontiert, sondern kämpft an anderer Front auch auf der Einnahmenseite. Windischbauer: "Es gibt sehr viele sehr teure neue Produkte auf dem Markt, die die Preise treiben. Währenddessen werden die bestehenden Mittel immer günstiger. Das führt dazu, dass 70 Prozent aller Arzneimittel bereits unter sechs Euro liegen. Als Händler bekommen wir hier einen prozentualen Anteil – für 70 Prozent unserer Packungen bekommen wir weniger als ein Standard-Brief bei der Post kostet. Das bedeutet, wir haben bei vielen Packungen nicht einmal mehr eine variable Kostendeckung", so Windischbauer.

Andreas Windischbauer ist Geschäftsführer & Eigentümer der Herba Chemosan Apotheker AG und Phago-Präsident. | Foto: Phago
  • Andreas Windischbauer ist Geschäftsführer & Eigentümer der Herba Chemosan Apotheker AG und Phago-Präsident.
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Fixer Betrag bei hochpreisigen Mitteln

Der Anteil der hochpreisigen Arzneimittel steige zwar, hier ist die Großhandelsmarge jedoch mit 23,74 Euro fixiert. "Und das seit dem Jahr 2004. Das bedeutet, egal wie teuer das Präparat ist – ob 1.000 oder 10.000 Euro, wir bekommen nur die 23,74 Euro", sagt Bernd Grabner, Geschäftsführer & Eigentümer Jacoby GM Pharma GmbH. Zudem liefern Hersteller immer mehr der teuren Mitteln direkt an die Apotheken, was ebenfalls die Einnahmen der Großhändler schmälert.

Investitionen in Sicherheit

Weiters haben die Unternehmen in den vergangenen Jahren jede Menge Geld investiert. Grabner: "Die gesetzlichen Anforderungen an uns sind immer mehr geworden. Wir haben in die Temperaturführung und im EDV-Bereich aufgrund der Fälschungssicherheits-Richtlinie investiert. Aktuell sind wir dabei unsere Systeme im Bereich Cybersecurity und Blackout-Vorsorge zu verbessern. Alles zusätzliche Kosten, die wir in keiner Form abgegolten bekommen. Alle Preise in unserem Bereich sind von der Regierung in der Preiskommission und gemeinsam mit dem Dachverband fixiert. Wir haben also einen unglaublichen Kostenauftrieb, können aber auf der Einnahmenseite nichts ändern, weil wir nicht selbständig die Preise anheben dürfen."

Bernd Grabner ist Geschäftsführer & Eigentümer der Jacoby GM Pharma GmbH und Phago-Vizepräsident. | Foto: Phago
  • Bernd Grabner ist Geschäftsführer & Eigentümer der Jacoby GM Pharma GmbH und Phago-Vizepräsident.
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Plötzlich Funkstille

Die ersten Gespräche mit Regierung und Dachverbänden hinsichtlich einer "längst überfälligen Anpassung der Spanne" seien gut verlaufen, die Verhandlungen "sind aber ins Stocken geraten. Es herrscht plötzlich Funkstille.“ An Streiks oder ähnliche Droh-Aktionen wollen die Unternehmer jedoch nicht denken: "Wir waren bis jetzt vielleicht der naiven Ansicht, dass man 'freiwillig' reagieren wird, wenn die Fakten auf dem Tisch liegen und diese auch als richtig empfunden worden sind. In anderen Ländern, wie etwa in Belgien, haben die Großhändler bereits gestreikt. Aber für uns ist das ein völlig absurder Gedanken, weil wir ja hier nicht mit irgendwelchen Ersatzteilen handeln, sondern mitunter mit lebenswichtigen Arzneimitteln", versichern Windischbauer und Grabner.

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