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"Energiesparen geht nur mit den Kunden gemeinsam"

Kelag-Vorstand Manfred Freitag (r.) im Interview mit der Kärntner WOCHE. | Foto: RMK
  • Kelag-Vorstand Manfred Freitag (r.) im Interview mit der Kärntner WOCHE.
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Kelag-Vorstand Manfred Freitag im Interview mit der WOCHE rund um das Thema "Energiewende".

KÄRNTEN. Herausfordernde Zeiten am Energiesektor. Mit dem Blick in die nicht mehr allzu ferne Zukunft gibt es mit dem Jahr 2030 eine im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) festgelegte Frist, ab dieser der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt werden sollte. Die Herausforderung liegt aber im Detail, wie Kelag-Vorstand Manfred Freitag im WOCHE-Interview erklärt.

Herr Freitag, Thema „Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz“: Die Ausbauziele sind ehrgeizig. Kann man sagen, wie viel an zusätzlicher Photovoltaik, Windkraft, Wasserkraft und Biomasse man eigentlich in Kärnten benötigt, um die vorgegebenen Ziele bis 2030 zu erreichen?
Manfred Freitag: Das, was in Österreich fehlt, sind verbindlich vom Bundesziel heruntergebrochene Länderziele. Das beantwortet schon zum Teil die Frage, weil ich ohne verbindliche Ziele schwer etwas berechnen kann. Jedes Bundesland hat sich in der Folge eigene Ziele gesetzt. Wenn man diese Ziele jedoch subsumiert, gibt es immer noch einen Unterschied zur Erreichung des Bundeszieles, da kommen nicht 27 Terawattstunden heraus, sondern weniger.

Was heißt das jetzt für die Kelag? Man bewegt sich ja in einer Art luftleerem Raum.
Unsere klare Aussage ist: Wir müssen alle Potenziale versuchen zu heben, damit man den entsprechenden Beitrag leisten kann, um das bundesweite Ziel zu erreichen. Da geht es gar nicht so sehr um die einzelnen Technologien. Wir müssen unser Potenzial in maximal möglichem Ausmaß einbringen und schauen, dass wir für unsere Projekte die Genehmigungen bekommen. Eine klare Botschaft von uns ist auch: Es wird in Zusammenhang mit der Energiewende Geld fließen. Noch haben wir es in der Hand, ob wir es kreativ im Sinne des Umweltschutzes fließen lassen oder ob es unkreativ in Form von Ausgleichszahlungen fließt.

Jetzt hört man immer wieder, Kärnten sei Vorreiter beim Thema „grüner Strom“. Da müsste eigentlich alles auf Schiene sein?
Wir müssen versuchen aus unseren Köpfen zu streichen, dass die Energiewende eine reine Stromwende ist. Die Energiewende ist auch eine Mobilitäts- und Wärmewende. Beim Strom sind wir sehr gut unterwegs. Aber wenn wir die fossilen Energieträger bei Mobilität und Wärme wegbringen wollen, dann wird das zu einem Großteil nur durch Substitution durch die Bereitstellung elektrischer Energie aus erneuerbarer Energie möglich sein. Da müssen wir die Hebel ansetzen. Und wenn man weiß, dass die Genehmigungsverfahren bis zu zehn Jahre dauern, wir im Jahr 2021 sind und 2030 ein Ziel erreichen sollen, dann frage ich mich, warum wir uns den Luxus erlauben und noch nicht massiv angefangen haben. Das ist unser Spannungsfeld, das ist nicht einfach. Wir haben das EAG drei Jahre begleitet, bis es im Parlament im Verfassungsrang verabschiedet worden ist und wir haben es de facto immer noch nicht, weil die Notifizierung nach dem Beihilfenrecht noch fehlt.

Ist 2030 als Ziel überhaupt noch realistisch?
Es ist ein ambitioniertes Ziel. Es wäre unter Bündelung aller Kräfte noch erreichbar. Aber wir verlieren durch jeden Tag Umsetzungszeit. Diese Aussage haben wir vor einem Jahr aber auch schon getroffen und es ist schon wieder ein Jahr weg. Es fehlt uns, wie schon erwähnt, die legistische Vorlage. Erst mit der Verordnung können wir was tun, da steht dann drinnen, was man eigentlich will. Wir wollen, wir könnten, wir verfügen über die finanziellen Mittel. Wir haben die strategischen Aussagen in der Öffentlichkeit getätigt, dass wir in den nächsten zehn Jahren zwei Milliarden investieren wollen. Ich brauche aber die entsprechenden Genehmigungen, dass ich die Projekte realisieren #%kann.

Ebenso ambitioniert: Bis 2035 heißt es „Raus aus dem Öl“.
Es geht nicht nur um das Öl, sondern auch um das Thema "Raus aus dem Gas". Das Thema Öl, das wird, glaube ich, schaffbar sein, dass man sagt: Fernwärmeanschluss, Wärmepumpe, Biomasse. „Raus aus Gas“ wird uns in Kärnten nicht so belasten, in Wien etwa ist es jedoch ein riesiges Thema. Wie substituiere ich die Gasthermen in den Altbauten? Das geht schwer bis überhaupt nicht. Das ist bei der Gesetzgebung alles nicht durchdacht worden, beim Tun kommt man erst drauf, wo die Stolpersteine #%sind.

Gehen wir wieder zurück nach Kärnten. In Kärnten sind noch viele Ölkessel in Betrieb.
Technisch ist die Umstellung möglich. Aber ein Rechenbeispiel: Ich habe ein 30 bis 50 Jahre altes Haus und eine klassische Zentralheizung mit Koks, Kohlen, Holz oder Öl. Wir haben eine Vorlauftemperatur von 50 bis 60 Grad. Die öffentliche Hand fördert derzeit eine Wärmepumpe nur, wenn die Vorlauftemperatur nicht höher als 30 Grad ist. Damit ich eine Vorlauftemperatur mit 30 Grad einhalten kann, muss ich mein gesamtes Heizsystem im Haus umbauen. Dann reden wir nicht von 15.000 bis 20.000 Euro für die Wärmequelle, sondern von einer komplett neuen Hausinstallation für die Heizung, dann sind wir bei 25.000 bis 35.000 Euro. Die Frage: Wer hat da die finanziellen Mittel oder setzt die Förderung nicht auf der falschen Seite an? Die Vorlauftemperatur bei den Förderkriterien fallen zu lassen, das wäre hier ein #%Thema.

Die Kelag setzt sich sehr für Wärmepumpen ein, warum?
In der Gesamtbetrachtung ist das Heizen mit einer Wärmepumpe sehr effizient, im Vergleich zu anderen Systemen.

Thema „Effizienz“: Wie kann man nachhaltige Energieeffizienz erreichen?
Die wertvollste Kilowattstunde ist die, die wir nicht benötigen. Das wertvollste Kraftwerk ist das der Effizienz. Alles, was wir nicht brauchen, ist volkswirtschaftlich das Sinnvollste. Dazu braucht man aber den Kunden, weil wir Effizienz durch unser Handeln beim Kunden nicht etablieren können. Ich kann ihm nicht weniger Energie schicken, als er bereit ist aus dem Netz zu ziehen. Wir haben da ja einen Vertrag #%miteinander.

Ein Aufruf zum Energiesparen?
Ja, absolut, aber da brauchen wir den Kunden. Das Bewusstsein ist so lange gegeben, bis es darum geht, die Energie künstlich zu verteuern, damit der Kunde beginnt, für sich zu sparen. Der Preis für Energie ist als Lenkungsinstrument zu gering. Ich bringe immer einen einfachen Vergleich: Wenn zehn Maschinensemmeln gleich viel kosten wie drei Handsemmeln, dann kaufen die Leute die zehn Maschinensemmeln und schmeißen vier weg. Wenn man drei Handsemmeln nimmt, wird man bis zum letzten Bissen das Produkt genießen. Beim Strom ist es manchmal auch so. Immer der Ruf nach dem billigsten Anbieter. Die Frage ist aber, ob der billigste Anbieter langfristig gesehen auch derjenige ist, der wirklich nachhaltig mit dem Produkt umgeht.

Wie kann man dem Kunden beim Energiesparen helfen?
Er kann sich einer Energieberatung unterziehen. Die Kelag bietet das etwa an. Man nimmt Kontakt mit uns auf und bekommt einen Termin mit dem Energieberater. Ausgehend vom aktuellen Verbrauch werden mit dem Kunden dann sinnvolle Maßnahmen erarbeitet. Wir informieren die Kunden auch über mögliche Förderungen.

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