Dramatische Entwicklung
Enorme Insolvenz-Welle rollt über Kärnten

Infografik zur Insolvenzstatistik Q1-3, 2022  | Foto: KSV1870
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Dass die wirtschaftliche Lage in den vergangenen Wochen eine dramatische Entwicklung genommen hat, ist mittlerweile bereits allseits bekannt. Nun zeigt sich aber, dass eine wahre Insolvenzwelle über Kärnten rollt - sowohl im Bereich der Privat-, als auch im jenen der Unternehmensinsolvenzen.

KÄRNTEN. In den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden 74 Insolvenzverfahren über Kärntner Unternehmen eröffnet. Zusätzlich führten 89 weitere Insolvenzanträge mangels Vermögens der Schuldner nicht zu eröffneten Verfahren.

54 Prozent abgelehnt

"In Summe sind 163 Unternehmen mit Verbindlichkeiten von 35 Millionen Euro insolvent", berichtet Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin des KSV1870 Standort Klagenfurt. Die Insolvenzexpertin analysiert: "Im heurigen Jahr wurde mehr als die Hälfte (54 Prozent) aller Firmenpleiten mangels Kostendeckung abgewiesen – im Vorjahr waren es 48 Prozent."

"Folgen sind massiv"

Was sind die Gründe dafür? "Einer der Gründe, warum dieser Wert zuletzt gestiegen ist, liegt darin, dass viele Betriebe schon längst Insolvenz anmelden hätten sollen und durch den Fortbetrieb auch die letzten finanziellen Mittel aufgebraucht wurden." Wenn keine Vermögenswerte mehr vorhanden sind, dann ist auch eine Sanierung nicht mehr möglich. "Die Folgen sind massiv. Menschen verlieren unnötigerweise ihre Arbeitsplätze und Gläubiger erhalten kein Geld, das ihnen aufgrund erbrachter Leistungen zusteht", so Wiesler-Hofer.

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Oberösterreich und Vorarlberg "voran"

Im österreichweiten Durchschnitt sind die Unternehmensinsolvenzen im Vergleich zum Vorjahr um 92 Prozent gestiegen. Es verzeichnen alle neun Bundesländer deutlich mehr Firmenpleiten als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Kärnten belegt im Bundesländervergleich mit 163 insolventen Firmen und einem Plus von 109 Prozent die sechstgrößte Steigerung, Oberösterreich (plus 165 Prozent) und Vorarlberg (plus 160,7 Prozent) liegen an der "Spitze".

Auch 24% mehr Privatkonkurse

Doch auch bei den Privatkonkursen gibt´s wenig Positives zu berichten: Ein Anstieg bei den eröffneten Schuldenregulierungsverfahren auf 448 Fälle (plus 24 Prozent gegenüber 2021) ist zu verzeichnen, dies kommt jedoch wenig überraschend. Obwohl die Zahl der eröffneten Privatkonkurse seit Inkrafttreten der Insolvenznovelle im Juli 2021 kontinuierlich gestiegen ist, wurde das Vorkrisenniveau (522 Fälle, minus 15 Prozent) noch nicht zur Gänze erreicht. "Im Privatkonkurs ist der aktuelle Anstieg vor allem auf die Insolvenznovelle des Vorjahres zurückzuführen, die deutliche Erleichterungen wie eine verkürzte Entschuldungsdauer für Schuldner gebracht hat", erklärt Wiesler-Hofer.

Österreichweit dramatische Zahlen

Übrigens: Österreichweit ist die Entwicklung auch hier als dramatisch einzuschätzen, denn im Bundesländer-Vergleich befindet sich Kärnten nur auf Platz sechs im Ranking der Steigerungen. Es verzeichnen nahezu alle Bundesländer teils deutlich mehr Privatkonkurse als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Am stärksten fällt das Plus in Salzburg mit einem Plus von 46 Prozent aus.

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