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Ergebnisse der AK-Konjunkturumfrage 2024 stehen fest

Die Arbeiterkammer präsentierte die Ergebnisse der diesjährigen Konjunktur-Umfrage. | Foto: Thomas Hude
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  • Die Arbeiterkammer präsentierte die Ergebnisse der diesjährigen Konjunktur-Umfrage.
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Noch im vergangenen Jahr forderte AK-Präsident Günther Goach, dass die Politik mit Investitionen der Konjunktur entgegensteuern müsse. An der Situation hat sich 2024 grundsätzlich nicht viel geändert – die 2023 angesprochenen Belastungen für die Kärntner Wirtschaft (Anm.: Energiepreise, Inflation, steigende Zinsen und das schwierige internationale Umfeld) sind nach wie vor allgegenwärtig.

KÄRNTEN. Inflation und hohe Energiepreise belasten die Wirtschaft. Die Lebenshaltungskosten bleiben hoch, der private Konsum geht zurück. Zwar zeigt sich der Kärntner Arbeitsmarkt trotz allem noch relativ stabil, aber Herausforderungen kommen auf unser Bundesland definitiv zu. Dies spiegelt sich auch in der aktuellen AK-Konjunkturumfrage wider, die heute Mittwoch, 6. November, bei einem Pressegespräch der Arbeitskammer Kärnten präsentiert wurde.

Seit über 30 Jahren

Laut der Arbeiterkammer ist ein zurückhaltender Konsum gegeben, der auch die Kärntner Wirtschaft belastet. Ebenso geht auch die Rezession nicht zurück. All dies spiegelt auch die diesjährige Konjunkturumfrage wider. „Diese ist ein sehr verlässlicher Gradmesser und findet seit über 30 Jahren statt. Es ist ein riesiger Schatz an Datenmaterial. Wir sind somit sehr nahe am Endergebnis und unsere Prognosen sind auch deshalb so gut, weil die Betriebsräte und -rätinnen in den Betrieben die Situationen vor Ort sehr gut kennen und einschätzen können“, so AK-Präsident Goach. Die Arbeiterkammer-Konjunkturumfrage 2024 erging an die Betriebsrät:innen von 226 Kärntner Unternehmen, welche die rund 66.000 Arbeiternehmer:innen repräsentieren. „90 Prozent haben wir digital zurückbekommen, 10 Prozent ging per Brief wieder bei uns ein“, erläutert Goach. Joanneum-Studienautor Eric Kirschner fasst dazu zusammen, dass die Befragten schon „im Vorjahr davon überzeugt waren, dass sich die wirtschaftliche Situation verschlechtern würde“. Im heurigen Jahr haben sich „die Einschätzungen für das kommende Jahr noch weiter verschlechtert. Vor allem der Bausektor, die Industrie sowie die allgemeine Verunsicherung durch multiple Krisen, gepaart mit einer deutlichen Konsumzurückhaltung der Bevölkerung, bremsen die Konjunktur weiter ein“, so Kirschner weiter.

Neue Erkenntnisse

„Es ist keine große Überraschung, dass der Bausektor und auch die Industrie nach wie vor große Probleme haben“, betont der AK-Präsident. Laut Goach ist es jedoch auffällig, dass „Branchen, die früher nicht betroffen waren, wie etwa Informations- und Kommunikationstechnologien und Gastronomie nun ebenso negative Trends zeigen.“ Ein Problem hierbei seien laut AK die fehlenden Neuinvestitionen. „Die Unternehmen fokussieren sich mehr auf Ersatz- statt auf Neuinvestitionen. Die Wirtschaft schrumpft das zweite Jahr in Folge, unser Land ist mittlerweile unter den Schlusslichtern in der Europäischen Union“, so Goach.

Arbeitsmarkt stabil

Was in Kärnten ein wenig anders als in den anderen Bundesländern ist, sei der stabile Arbeitsmarkt. „Wir haben noch immer einen sehr starken Arbeitsmarkt. 224.000 Beschäftigte im Oktober 2024 sind relativ stabil“, erklärt Günther Goach. Zeitgleich nahm jedoch die Zahl der Arbeitssuchenden um 6,9 Prozent zu (1.068 Personen mehr). Die Arbeitslosigkeit ist mit 16.557 Personen angegeben, wobei man mit den 3.327 Schulungsteilnehmer:innen auf eine Gesamtarbeitslosenzahl von 19.884 Personen kommt. Auch die Langzeitarbeitslosigkeit ist in den vergangenen Jahren massiv zurückgegangen. Diese haben sich seit 2021 nahezu halbiert. Die genannten 6,9 Prozent sind auch deshalb, weil ein guter Wert, da der Österreichschnitt +11 Prozent beträgt. Überproportional hoch fällt der Anstieg der Arbeitslosigkeit von Jugendlichen mit einem Plus von 20 Prozent (+286 Personen) aus. Diese Zunahme lässt sich vor allem auf die Bereiche Handel und Büro zurückführen. „Weniger Betriebe bilden Lehrlinge aus, ich erwähne daher an dieser Stelle auch, dass wir nach wie vor einen Facharbeitermangel haben“, so Goach. Laut dem AK-Präsidenten sind Facharbeiter im Endeffekt auch eine Frage des Standortes und der Förderungen – „daher sollten auch wieder dazu animieren, dass Lehrlinge ausgebildet werden“, betont Goach.

Leistbares Leben und Wohnen

Seit September 2021 sind auch die Lebenshaltungskosten massiv gestiegen. Trotz Rückgang der Inflation auf 1,8 Prozent bleiben die Preise hoch, besonders bei Lebensmitteln sind diese bereits um 43 Prozent gestiegen. Zudem belasten überteuerte Mieten, steigende Betriebskosten und hohe Kreditzinsen die Bevölkerung. Laut AK kam auch die Mietpreisbremse 2024 kam zu spät und greift zu kurz. Der geförderte Wohnbau sollte als Instrument für leistbares Wohnen ausgebaut werden. Das Wohn- und Baupaket der Bundesregierung ist unzureichend und berücksichtigt nicht alle Betroffenen. „Wir haben als Arbeiterkammer entsprechende Forderungen. Wir glauben, die Regierung muss absolut entgegensteuern, denn wir brauchen eine verstärkte Förderung im Wohnbau“, mahnt AK-Präsident Günther Goach und ergänzt: „Natürlich wird dadurch auch die Konjunktur unterstützt. Wir benötigen aber keine weitere Kürzung der Lohnnebenkosten!“

Wirtschaftsstandort stärken

„Wenn Kärnten weiterhin ein attraktiver Wirtschaftsstandort sein soll, einen vernünftigen Energiemix für die Zukunft benötigt. Einerseits um als Standort attraktiv zu sein und andererseits Investoren entsprechend anzuziehen. Die Energieverbräuche werden gerade im industriellen Bereich immer höher, daher ist es gerade hier, aber auch für die Haushalte, sehr wichtig zu handeln“, fordert der AK-Präsident. Auch ein Weiterbildungsfonds für Betriebe, die nicht selbst ausbilden, wäre essenziell. Laut Goach funktioniert dieses Modell in Vorarlberg bereits seit mehr als 20 Jahren. „Hier zahlen jene Betriebe, die nicht die Möglichkeiten haben oder eben nicht ausbilden wollen, in einen Fonds einzahlen und die Ausbildenden bekommen aus diesem Fonds einen entsprechenden Betrag refundiert – dies können wir uns auch österreichweit vorstellen“, so Goach weiter. Ebenso wichtig sieht er, dass die Hebung der Frauenerwerbsquote wieder gegeben ist. Voraussetzung ist auch eine flächendeckende Kinderbetreuung und entsprechende Kinderbetreuungseinrichtungen, die den Eltern ermöglichen, auch problemlos ganztags zu arbeiten.

Wettbewerbsfähigkeit

Eric Kirschner fasste den aktuellen Stand nochmals sehr treffend zusammen: „Österreich befindet sich seit über zwei Jahren in einer Rezession. Hier müssen wir natürlich schauen, warum dies so passiert. Europas Wirtschaft hat in den vergangenen Jahren gegenüber den USA sukzessive verloren. Europa verliert immer mehr Anteile am Weltmarkt“, so Joanneum-Research-Forschungsgruppenleiter Eric Kirschner. „Wir müssen wettbewerbsfähiger werden, ansonsten werden Firmen Österreich verlassen. Das ist aktuell, aufgrund der Rezession, eine sehr reale Gefahr“, sagt Kirschner. Europa muss laut ihm auch dynamischer werden, vor allem aufgrund der Zukunftstechnologien. Hierfür benötigt es laut dem Experten einen konkreten Plan, aber gleichzeitig auch einen fairen Wettbewerb. „Wir haben eine sehr starke Eintrübung, der versprochene Aufschwung tritt nicht ein. Auf der anderen Seite steht der Einbruch, der nahezu alle Bereiche vom Handel bis zum Tourismus betrifft. Wir wissen also, welche Herausforderungen wir haben. Was aber sehr erfreulich ist: die Zahl der Arbeitslosen steigt noch nicht“, weist Kirschner nochmals auf den positiven Arbeitsmarkt in Kärnten hin.

Forderungen der Arbeiterkammer

  • Forcierung von überregionalen, interkommunalen Projekten wie Forschungseinrichtungen, Logistik-, Gewerbe- und Industrieparks usw.
  • Mehr Bundesmittel für die Gemeinden um den Ausbau der erneuerbaren Energien, die thermische Sanierung von Gebäuden, die Energieeffizienz und den Ausbau des öffentlichen Verkehrs voranzutreiben.
  • Verstärkte Förderung des gemeinnützigen Wohnbaus, um leistbaren Wohnraum zu gewährleisten und gleichzeitig die Baukonjunktur zu stützen.
  • Keine weitere Kürzung der Lohnnebenkosten zu Lasten der Arbeitnehmer:innen.
  • Ein personell und finanziell topausgestattetes AMS, um allen Arbeitsuchenden rasche Vermittlung zu gewährleisten. Die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen des AMS sind mit dem Land Kärnten weiterzuführen, zu erweitern und budgetär abzusichern.
  • Eine umfassende „Qualifizierungsoffensive“ mit Schwerpunkt Digitalisierung und Green Jobs ist umzusetzen, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen und Arbeitslose fit für den Arbeitsmarkt zu machen.
  • Hebung der Frauenerwerbsquote durch eine flächendeckende Kinderbetreuung und Pflegeinfrastruktur, sowie den Ausbau von Ganztagesschulen, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen.
  • Betriebe, die nicht selbst Lehrlinge aus- und weiterbilden (können), haben sich an einem „Weiterbildungsfonds“ zu beteiligen.
  • Anpassung der regionalen und überörtlichen Raumplanung an die Potentiale der Koralmbahn.
Die Arbeiterkammer präsentierte die Ergebnisse der diesjährigen Konjunktur-Umfrage. | Foto: Thomas Hude
AK-Praesident Günther Goach und Joanneum-Research-Forschungsgruppenleiter Eric Kirschner  | Foto: Thomas Hude
Günther Goach (AK-Präsident), Susanne Kißlinger (AK-Direktorin), Irene Hochstetter-Lackner (AK-Direktorin-Stellvertreterin), Hans Pucker (AK-Wirtschaftsexperte) und Eric Kirschner (Joanneum Research Forschungsgruppenleiter) | Foto: Thomas Hude
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