Hirsch Servo in Glanegg
Seit 50 Jahren trotzt die Gruppe allen Krisen

Hirsch Servo Gruppe-Vorstand Harald Kogler: "Ein Ende des Gas- und Strompreisanstiegs ist nicht in Sicht." | Foto: Johannes Puch
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  • Hirsch Servo Gruppe-Vorstand Harald Kogler: "Ein Ende des Gas- und Strompreisanstiegs ist nicht in Sicht."
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Statt sechs Monate garantierter Lieferzeit muss Hirsch Servo seine Kunden nun auf eineinhalb Jahre Wartezeit vertrösten. Vorstand Harald Kogler über die aktuellen unternehmerischen und gesellschaftlichen Herausforderungen. 

Herr Kogler, die Hirsch Servo Gruppe hat seit Ihrem Einstieg vor acht Jahren einen beeindruckenden Expansionskurs hingelegt. Geht es trotz aller Herausforderungen in diesem Ton weiter?
Harald Kogler:
Das kleine, bescheidene Unternehmen mit dem Werk in Glanegg und ein paar Werken im Ausland war vor acht Jahren ein Sanierungsfall. Wir haben es wieder auf Kurs gebracht und konnten im Coronajahr 2021 mit 421 Millionen Euro unser bestes Unternehmensergebnis einfahren. Wir haben auch während der Pandemie neue Standort und Werke eröffnet. Heuer im April haben wir in Grosuplje in Slowenien den neusten Zugang begrüßt.

Das heißt, Krisen sind ein guter Nährboden für Innovation?
Als Corona die Welt und vor allem Österreich fast zum Stillstand brachte, haben wir rasch auf die geänderten Bedingungen reagiert. Ebenso als der Krieg in der Ukraine, wo wir auch vier Standorte betreiben, ausbrach. Mal abgesehen davon, dass wir sofort alle Aufträge aus Russland storniert haben, haben wir dafür gesorgt, dass alle Geschäftsstellen so schnell wie möglich mit Öltanks und Ölbrenner versorgt werden. Während andere Unternehmer und die Politik also in Schockstarre verharrten, haben wir gehandelt. 

Und deswegen halten Sie auch dem Projekt in der ukrainischen Stadt Lemberg fest, für das Sie das Gründstück erst um Weihnachten herum erworben haben?
Genau. Das Land muss wieder aufgebaut werden. Der Aufbau wird Zeit brauchen. Aber, wer in dieser Phase des Aufbaus als Unternehmen dort vertreten ist, wird davon profitieren. 

Im Headquarter in Glanegg sind 350 Menschen beschäftigt. | Foto: Hirsch Servo Gruppe
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Die hohen Strompreise sowie die Gasknappheit werden dem Krieg zugeschrieben. Sie sehen das nicht so?
Nein, die Energiepreisentwicklung habe ich schon im Oktober 2021 gesehen und da war noch keine Rede vom Krieg in der Ukraine. Damals haben die Preise für Strom und Gas bereits angezogen und deswegen haben die Unternehmen dann nichts mehr eingekauft, in der Hoffnung, dass die Preise wieder sinken werden. Das führte dazu, dass zu Beginn des Krieges die Gasspeicher plötzlich leer und alle unterversorgt waren. Gasdampfwerke wurden in Betrieb genommen, der Gaspreis stieg von 17 auf 117 Euro die Megawattstunde. Beim Strom ist noch lange kein Ende der Preissteigerung in Sicht, was für mich aber unverständlich ist. Denn: Energieversorger kaufen drei Jahre im Voraus ein.  Das bedeutet, die Energie, die jetzt teuer gekauft wird, wird erst 2024/25 ausgeliefert. Da kommt noch etwas Furchtbares auf uns zu. 

Nicht nur für die Wirtschaft, auch für die privaten Haushalte ein Horrorszenario?
Wenn es kein Gas mehr gibt, ist der Tiefkühlschrank in der Speis das kleinste Problem. Dreht man den 35 größten heimischen Industriebetrieben das Gas ab, stehen bis zu 700.000 Menschen in Österreich ohne Job auf der Straße. 

Die Auftragslage ist die beste in der Firmengeschichte - es mangelt allerdings an Arbeitskräften. | Foto: Hirsch Servo Gruppe
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Am Standort in Glanegg sind Sie auf dem besten Weg in die Autarkie?
Wir bauen unsere Photovoltaik-Anlage aus, dennoch bringen wir damit nur 20 Prozent unseres Strombedarfs auf. Daher ist ein Biomasse-Werk in Planung, das in rund eineinhalb Jahren in Betrieb gehen dürfte. Wir möchten hier in Glanegg im Jahr 2025 und in der gesamten Gruppe 2030 CO2-neutral sein. 

Die Auftragsbücher sind in der 50-jährigen Firmengeschichte voller denn je. Haben Sie genügend Mitarbeiter?
Wie viele andere Unternehmen haben auch wir mit dem Fachkräfte-, aber auch mit dem Arbeitskräftemangel im Allgemeinen zu kämpfen. Im Maschinenbau sind wir bis 2024 ausgelastet und müssten eigentlich von einer auf zwei Schichten ausweisen - aber uns fehlen die Arbeitskräfte. Früher konnten wir Lieferzeiten von sechs Monaten garantieren, jetzt sind es eineinhalb Jahre. Hin und wieder passiert es auch, dass wir Aufträge ablehnen müssen.

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