Den Bogen raushaben: Auf den Spuren von Robin Hood in Nußbach
Bogenschiessen, wer denkt da nicht erst einmal an das Indianerspielen in seiner Kindheit: an das Bespannen von Weidenstöckchen mit einer Schnur und das Schnitzen der Pfitzi-Pfeile mit dem „Taschenfeitl“. An Robin Hood, der mit dem berühmten „Meisterschuss“ einen Pfeil durch einen zweiten spaltete. Und die rothaarige Merida, die sich mit ihrem Bogen gegen die angestaubten Traditionen ihres königlichen Elternhauses wehrt. Ein völlig anderes Ansinnen hingegen hatte der römische Gott Amor, dessen Pfeil beim Schuss mitten ins Herz die Liebe zu entfachen suchte. Bei Hans-Peter Margesin wurde bei einem Outdoortraining seiner Firma die Liebe zu dem Bogen und Pfeilen entfacht.
Nußbach (mach): „Wer einmal einen Bogen in der Hand hatte, lässt ihn nicht wieder los und spürt die Wirkung auf Körper und Geist“, schwärmt Margesin, „man wird süchtig danach“. Seit nunmehr 8 Jahren spannt der stellvertretende Obmann des Bogensportvereins Kremstal regelmäßig den Bogen. „Hape“ sieht das Bogenschießen als Mittel zum Stressabbau. „Du konzentrierst dich nur mehr auf die Mitte der Zielscheibe und kriegst den Kopf frei“, beschreibt der 55-jährige. Man lernt, loslassen zu können, nicht nur die Bogensehne, sondern auch den Alltag. Und so fährt Hans-Peter nach der Arbeit in den Nußbacher „Sherwood Forest“, um auf „Großwildjagd“ zu gehen. Während man früher Pfeil und Bogen in die Hand nahm, um Nahrung zu beschaffen, geht es den heutigen Schützen nicht um frisches Fleisch, sondern um das Treffen des „Kills“ der 3D-Attrappen , also den Bereich, wo Herz und Lunge liegen würden. Vielleicht schlummert der Instinkt des Jägers aus grauer Vorzeit immer noch in uns. „Ob 8 oder 80: Die Faszination Bogenschießen kennt keine Altersgrenzen und findet immer mehr Anhänger“, betont Hans-Peter. Das Glücksgefühl, wenn der Bogen gespannt wird, der Pfeil mit voller Wucht die Sehne verlässt und sich ins Ziel bohrt, so beschreibt er die Faszination Bogenschießen.
Auf dem Weg zum Meisterschützen kommt man dabei wie so oft an zahlreicher Übung nicht vorbei. Bei Hans-Peter hat sie sich ausgezahlt: bei der Europameisterschaft 2018 in Deutschland schoss er sich auf den 3.Platz. „Die Konkurrenz war sehr stark, so ein Turnier erfordert viel mentale Stärke“. Der Spaßfaktor steht beim Bronze-Gewinner trotz seiner Erfolge im Vordergrund, „der Bogensport verspricht viel Spaß mit Gleichgesinnten in freier Natur, es ist schon eine Idylle hier draußen“.
Rund 285 Mitglieder hat der 2009 gegründete Kremstaler Bogenverein. Sie betreiben ihren Sport in allen Arten des Bogenschießens, mit Compound-, Recurve oder traditionellen Lang/Prim-Bögen. „Die Technikfreaks wollen an ihren Geräten herumschrauben, die „Puristen“ lieben das möglichst naturbelassene Schießen“, erklärt „Hape“.
Das in Nußbach ansässige Bogensportzentrum betreibt einen 3D-Parcours mit 30 Stationen. Der Parcours sowie die Bogenhalle sind 365 Tage im Jahr geöffnet. Der Bogensportshop verfügt über ein breit gefächertes Sortimentsangebot und bietet jedem Bogenfreund das Richtige.
Während ihre Herrchen die Pfeile im weitläufigen Gelände auf gummiartige Hasen, Rehe und Bären fliegen lassen, schauen die „echten“ Tiere den Nachwuchs-Robin Hoods mit der Gelassenheit eines Zen-Bogenschützen zu – vielleicht hat es sich bei ihnen herumgesprochen, dass in Österreich ein Bogen nur als Sportgerät gilt und die Jagd damit verboten ist.
Wer einmal selber zum Schuss kommen und ins Gold/Kill treffen möchte, findet unter www.bsv-kremstal.at/ weitere Informationen.
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