Micheldorfer Barockjuwel
Feierliche Segnung der neu restaurierten Pulvermacherkapelle in der Krems
MICHELDORF. Am 6. Oktober 2018 wurde die frisch restaurierte Pulvermacherkapelle in Micheldorf mit einem Festakt gesegnet.
Mehr als 200 Interessierte kamen bei strahlendem Sonnenschein in die Krems zur feierlichen Segnung der Pulvermacherkapelle durch Pater Florian Kiniger. Die Kapelle war seit 2014 mustergültig restauriert worden. Die zahlreichen Besucher konnten sich von dem gelungenen Ergebnis überzeugen. Für eine würdige musikalische Umrahmung sorgte eine Abordnung der Marktmusikkapelle Micheldorf, um das leibliche Wohl der Gäste kümmerte sich die Goldhauben-, Kopftuch- und Hutgruppe Micheldorf. Dank gebührt auch der Freiwilligen Feuerwehr Micheldorf, die ebenfalls zum Gelingen der Feier beitrug.
Vorbildliche Restaurierung
Restauratorin Andrea Gruber aus Molln erläuterte die wesentlichen Schritte der Sanierung. Schon 2014 war die barocke Kreuzgruppe restauriert worden. Im Jahr darauf sollte die Fassade der vermeintlich unscheinbaren Kapelle instand gesetzt werden, nachdem bei Bauarbeiten an Kanal und Straße Risse entstanden waren. Der Eigentümer Manfred Mitterhuemer staunte nicht schlecht, als hinter einem der Risse Reste von Malereien zum Vorschein kamen. Eine Befundung ergab, dass die Kapelle im 19. Jahrhundert erweitert worden war. Der ursprüngliche barocke Bildstock blieb dabei vollständig unter dem Verputz erhalten. Nicht nur äußerst qualitätsvolle Fassadenmalereien und Säulengliederungen konnten freigelegt werden, auch Kartuschen mit einer Jahreszahl „1735“ und den Initialen „C.PS.“ und „M.M.PS.“ wurden entdeckt – eine kleine Sensation!
Angespornt von diesen außergewöhnlichen Entdeckungen entschloss sich Manfred Mitterhuemer schließlich zu einer aufwändigen Restaurierung. Unter der Gesamtleitung von Andrea Gruber wurde die Kapelle zuerst statisch abgesichert und drainagiert. Mürbe Ziegel mussten gefestigt, Risse und Hohlstellen hinterfüllt werden. Der historische Putz wurde in Kalktechnik ergänzt und die Malereien retuschiert. Ein neu gefasstes Kapellengitter, erneuerte Pflasterung und neue Verglasungen machten die Sanierung komplett. Nach drei Jahren intensiver Arbeit, die zu einem großen Teil in Eigenleistung erbracht wurde, erstrahlt die Kapelle heute wieder in altem Glanz. Das überzeugende Ergebnis schaffte es 2017 unter die Finalisten des OÖ. Denkmalpflegepreises.
Pulvermacher und Sensenschmiede
Martin Osen vom OÖ. Sensenschmiedemuseum präsentierte anschließend neue Erkenntnisse zur Geschichte der Kapelle. Aufgrund der freigelegten Datierung und der Initialen konnte der Verein zur Pflege und Erhaltung der Kulturgüter der Sensenschmiede die Erbauer des barocken Bildstocks nachweisen: Caspar Pfusterschmied, „Müllner undt pulfer macher bey der Crembs“ und seine Frau Maria Magdalena. Caspar Pfusterschmied stammte von der benachbarten Sensenschmiede an der Pfuster ab, Maria Magdalena wiederum war eine geborene Koller von der Sensenschmiede am unteren Absang in Kremsdorf. An der Pulvermacherkapelle werden also beispielhaft die geschichtlichen Verbindungen der für die Entwicklung Micheldorfs so bedeutenden Sensenschmiede und Pulvermacher sichtbar.
Besonderer Dank gilt den zahlreichen Spendern und Helfern, die mitgeholfen haben, ein kleines Barockjuwel zu erhalten.
Fotos: Jack Haijes
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