X-Dream Suchtberatung
"Wenn was aufkommt, wird es oft runtergeschluckt"

- Antje Brazda, Psychotherapeutin bei X-Dream in Kirchdorf.
- Foto: Weymayer
- hochgeladen von Martina Weymayer
Die Suchtberatungsstelle "X-Dream" in Kirchdorf unterstützt Betroffene sowie Angehörige bei der Suche nach Möglichkeiten, mit Abhängigkeit umzugehen.
KIRCHDORF. Seit drei Jahren gehört die Psychotherapeutin Antje Brazda zum Kirchdorfer Beratungsteam. Einmal pro Woche bietet sie Einzelgesprächstherapie an. Sie hat ihre akademische Ausbildung zur personzentrierten Psychotherapeutin nach Karl Rogers absolviert. "Wertschätzung und Empathie sind bei dieser Therapierichtung wichtig", erklärt Antje Brazda. "Es geht darum, die Menschen nicht zu bewerten und ihnen etwas zur Last zu legen, sondern darum, eine neutrale Sicht einzunehmen. Ich frage, gebe aber nichts vor. Meistens haben die Klienten selbst gute Ideen, die ihnen halt nicht einfallen, solange es ihnen schlecht geht. Es geht auch um ressourcenorientierte Arbeit: Was ist schon da? Was kann mein Gegenüber? Das wird gestärkt und ausgebaut."
Tiefe Gräben im Leben angehen
Bevor sie zu X-Dream kam, konnte Antje Brazda in der Therapieeinrichtung "Erlenhof" in Prambachkirchen wertvolle Erfahrungen sammeln. In Kirchdorf berät sie Jugendliche ab etwa 16 Jahren und Erwachsene, die suchtmittelabhängig waren oder die sich in einer Substitutionstherapie befinden. "Im Moment habe ich eher jüngere Klienten", sagt Antje Brazda. "Man tut sich umso schwerer, eine Therapie zu machen, je älter man ist." Die meisten entschließen sich selbst dazu, manche kommen mit polizeilicher Weisung. "Das ist natürlich schwieriger. Es gibt Leute, die wollen sich gar nicht mit den tiefen Gräben in ihrem Leben auseinandersetzen. Eine Therapie ist nicht nur lustig und entlastend, was sie im Idealfall ja sein soll, sondern sie ist auch mühsam. Die Menschen haben viele Baustellen, mit denen sie sich dann – mehr oder weniger nüchtern – auseinandersetzen müssen." Zu diesen Baustellen können Probleme mit Geld, dem Job, der Wohnung, der Gesundheit etc. gehören. "Man muss die Leute vernetzt wahrnehmen und nachfragen, sonst hängen sie immer wieder an den gleichen Geschichten. Viele haben ein großes Defizit dabei, Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken. Sie neigen dazu, das runterzukippen. Wenn was aufkommt, wird es mit Alkohol, Tabletten etc. runtergeschluckt."
Wie lange eine Therapie dauert, lässt sich nicht verallgemeinern. Bei manchen genügen wenige Gespräche, in anderen Fällen dauert der Prozess jahrelang. "Es braucht oft Zeit, bis die Leute Vertrauen fassen. Zunächst ist Beziehungsarbeit erforderlich, dann erst steigt man in die therapeutische Arbeit ein und kann die Problemfelder angehen. Ziel ist, dass die Menschen soviel Halt und Orientierung bekommen, dass sie ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen können."
Info & Kontakt unter Tel. 07582/63598, sucht-promenteooe.at
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