Das WC ist kein Mistkübel
Die vermeintlich "billige Abfallentsorgung" über den Kanal kommt uns teuer zu stehen.
BEZIRK (sta). Tausende Tonnen an Materialien, die in der Anlage nichts verloren haben, müssen jährlich aus Oberösterreichs Kläranlagen und Kanälen entfernt und in der Folge entsorgt werden. Das sind rund 1000 Lkw-Ladungen, die zusätzlich durch Oberösterreich zur nächsten Entsorgungsstelle transportiert werden müssen – eine verzichtbare Umweltbelastung. Im Bezirk Kirchdorf gibt es acht kommunale Kläranlagen. Die größte ist im Besitz des Reinhalteverbandes Oberes Kremstal mit 45.000 Einwohnerwerten (siehe zur Sache) Kapazität. Weitere größere Anlagen befinden sich in Hinterstoder, Molln, Pettenbach und Ried im Traunkreis. Außerdem gibt es die Genossenschaft "Sauzipf" (Pettenbach) und den Abwasserverband Mittleres Steyrtal.
Günther Sulzbacher ist Betriebsleiter des Reinhalteverbandes Großraum Windischgarsten (Spital, Edlbach, Rosenau, Roßleithen und Windischgarsten). Er sagt: "Uns sind schon Sachen wie Spielzeug oder ein kleiner Kinderwagen untergekommen. Das passt gar nicht mehr durch die Toilette. Da muss einer direkt einen Kanaldeckel aufmachen. Bei einer Million Kubikmeter Abwasser im Jahr fischen wir etwa 15 Tonnen Müll heraus. Wir laden immer wieder Schüler zu uns in die Kläranlage ein, damit sie schon früh aufgeklärt werden und wissen, was man nicht in das WC schmeißen darf. Die verstehen das aber sehr schnell."
Seit sieben Jahren ist Ernst Neuburger in Pettenbach Klärwart. Auch er wundert sich, was über den Kanal entsorgt wird: "Die Leute sind sehr unvernünftig. Es ist unglaublich, was sich alles in unseren Pumpen verfängt. Dadurch kommt es immer wieder zu Störungen. Angefangen von Speiseresten, darunter original verpackte Knacker, Wattestäbchen, Hygieneartikel der Frauen bis hin zu Kinderspielzeug und Legosteinen ist alles mit dabei. Das größte Problem haben wir mit Feuchttüchern, sprich Mikrofaser-Toilettenpapier. Es ist gänzlich ungeeignet für Kläranlagen."
Absolutes No-Go
Die Abfallentsorgung über das WC verursacht zusätzliche Kosten und führt zu massiven Problemen bei der Abwasserreinigung. Diese Stoffe gehören nicht ins Abwasser: Abflussreiniger, Akkus, Batterien, Arzneimittel, Binden, Tampons, Farben, Lacke, Lösungsmittel, Nitroverdünnung, Fotochemikalien, Holzschutzmittel, Kosmetikartikel, Pflegemittel, Klebstoffe, Frittierfett, Speiseöl, Slipeinlagen, Windeln, Wattestäbchen, Heftpflaster, Katzenstreu, Vogelsand, Korken, Mineralöle, Diesel, Benzin, Maschinenöle, Motoröl, Frostschutzmittel, Pflanzenschutzmittel, Schädlingsbekämpfungsmittel, Speisereste, verdorbene Lebensmittel, Schnittblumen, Styropor-Verpackungen, Kunststoffverpackungen, Leichtstoffbehälter, Bauschutt, Zement, Mörtelmasse, Zementschlämme,
Textilien, Strümpfe, Schuhe, ...
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